
Rund drei Wochen haltbar, dennoch frisch im Geschmack und ohne krank machende Keime – die meisten Produkte im Test überzeugen, drei nicht.
Milch, direkt von der Kuh, noch warm – das weckt bei manchen Kindheitserinnerungen. In Läden ist solche unbehandelte Milch nicht zu finden. Im Gegenteil, die Produkte haben einen langen Herstellungsprozess hinter sich. Sie werden durch Filter gepresst, in Zentrifugen geschleudert, erhitzt und ständig auf ihre Qualität geprüft.
Die ist meist einwandfrei, wie der Test von länger haltbarer frischer Vollmilch bestätigt: Wir fanden keine krankmachenden Keime, keine Schadstoffe, keine Antibiotikarückstände. 14 der 18 Produkte schneiden gut ab, am besten die Bio-Milch von Aldi Süd. Gute Milch ist ab 68 Cent pro Liter zu haben, in Bio-Qualität ab 1,09 Euro je Liter. Während alle Anbieter von Bio-Milch in der Untersuchung der Unternehmensverantwortung punkten, gilt das für die Produktqualität nicht in jedem Fall. Vier der sechs geprüften Bio-Produkte gehören zu den besten im Test, zwei landen mit der Gesamtnote ausreichend im hinteren Teil der Tabelle: Andechser-Bio-Vollmilch und Milbona Bio von Lidl. Schlechteste Milch im Qualitätstest – gerade noch ausreichend – ist aber eine konventionelle: Meierkamp-Alpenmilch von Aldi (Nord).
Andechser mit Kochgeschmack
Traditionell hergestellte Frischmilch hält gekühlt bis zu zehn Tage, länger haltbare etwa drei Wochen. Die hatte früher öfter einen Kochgeschmack. Das hat sich dank moderner Techniken wie Mikrofiltration verbessert. Mehr als die Hälfte der geprüften Milchen – wie Fachleute die Mehrzahl von Milch nennen – wurde durch Mikrofiltrieren haltbar gemacht: Um Keime abzutrennen, wird die Milch durch feine Membranen gefiltert. Das schont die Inhaltsstoffe besser als Hocherhitzung. Fast alle geprüften Produkte schmecken frisch und rein. Nur die Bio-Milch von Andechser hat einen leichten Kochgeschmack. Als Einzige schneidet sie im sensorischen Urteil befriedigend ab. Unsere Analyse von Inhaltsstoffen ergab: Das auf der Packung beworbene „spezielle Hocherhitzungsverfahren“ hat sie nicht geschont.
Gut für den Knochenaufbau
Rund 50 Liter Kuhmilch konsumiert der Bundesbürger im Schnitt pro Jahr. So mancher Verbraucher ist aber verunsichert, ob es gut ist, Milch zu trinken. Immer wieder tauchen Berichte auf, in denen behauptet wird, Milch sei ungesund. Wissenschaftlich belegt ist das nicht. Das zeigt auch die Analyse von Studien durch das Kompetenzzentrum für Ernährung, KErn, und das Max-Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. „Milch ist reich an hochwertigen Proteinen“, sagt Bernhard Watzl, Direktor und Professor für Ernährungswissenschaften am Max-Rubner-Institut. „Sie liefert zudem wichtige B-Vitamine und ist eine sehr gute Quelle für Kalzium.“ Für Heranwachsende ist die Versorgung mit Kalzium wichtig für den Knochenaufbau, so Watzl. „Was in den ersten zwei Lebensdekaden nicht an Knochendichte erreicht wird, kann später nicht mehr verbessert werden.“ Magnesium, Zink und Jod sind weitere wertvolle Inhaltstoffe. „30 bis 40 Prozent der Jodversorgung erfolgt über Milch und Milchprodukte“, sagt Watzl. Jod ist entscheidend für eine reibungslose Schilddrüsenfunktion.
Unser Rat
Vier Milchen sind doppelt gut: sowohl von guter Qualität als auch überzeugend beim Engagement für Tier- und Umweltschutz sowie faire Erzeugerpreise: die drei Bio-Produkte Arla (1,39 Euro pro Liter), Gläserne Molkerei (1,19 Euro) und Dennree (1,09 Euro), außerdem Berchtesgadener Land (1,12 Euro).
Die beste Milch im Test ist Bio Frische Vollmilch von Aldi Süd (1,09 Euro). Sie schneidet als einzige Öko-Milch in der Unternehmensverantwortung nur befriedigend ab. Die anderen Bio-Produkte stellen fünf der sechs besten im Test von Tierwohl, Umweltschutz, Transparenz und Erzeugerpreisen.
Ungewöhnlich viel Jod gefunden

Erwachsene sollten 200 Mikrogramm Jod pro Tag aufnehmen, Kinder je nach Alter 100 bis 200, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE. Milch enthält im Schnitt knapp 12 Mikrogramm Jod je 100 Milliliter. Im Winter kann der Gehalt höher liegen, weil die Kühe mehr Kraftfutter fressen. Diesem industriell hergestellten, energie- und eiweißreichen Futter wird Jod zum Wohl der Kuh zugesetzt.
Eine Bio-Milch im Test fällt mit sehr hohem Jodgehalt auf: Lidl Milbona Bio Organic enthält 52 Mikrogramm je 100 Milliliter. Mit einem viertel Liter erreicht ein achtjähriges Kind 90 Prozent der empfohlenen Tageszufuhr, ein Erwachsener rund zwei Drittel. Hinzu kommt Jod aus Milchprodukten wie Joghurt, aus jodiertem Salz und Meeresfisch. Erwachsenen rät die DGE, maximal 500 Mikrogramm Jod pro Tag aufzunehmen. Wer täglich einen Liter der Lidl-Milch trinkt, liegt allein damit darüber.
Wir haben bei Lidl nachgefragt. Die Antworten des Unternehmens erklären den hohen Jodgehalt nicht. Experten für Tierernährung und -gesundheit, die wir befragt haben, halten es für wenig wahrscheinlich, dass es allein am Futter liegt. Auf diesem Weg könne kaum so viel Jod in eine Milch gelangen, wenn man die in Kraftfutter erlaubte Höchstmenge berücksichtigt. Das Zuviel an Jod ist für Verbraucher nicht erkennbar und nicht kalkulierbar. Eine sehr hohe, dauerhafte Zufuhr kann bei Menschen, die vorbelastet sind, zu Schilddrüsen-Problemen führen.
Im Sommer ist der Jodgehalt der Milch in der Regel niedriger. Was Kühe fressen, wirkt sich auf die Milch aus. Bio-Kühe bekommen zwar vor allem Raufutter wie Gras und Heu – aber auch Kraftfutter, besonders im Winter. Je mehr Raufutter, desto höher der Gehalt an Alpha-Linolensäure, einer für Menschen lebensnotwendigen Fettsäure. Mit Ausnahme der Bio-Milch von Lidl enthalten alle Bio-Produkte im Test mehr Alpha-Linolensäure als konventionelle Milch.
Zu vollmundige Versprechen

Fehlanzeige. Dass Landliebe-Kühe auch Kraftfutter fressen, wird nicht erwähnt. Scheinbild. Die Kuh auf der Aldi-(Nord)-Flasche steht auf der Weide, unser Test zeigte das nicht.
Manche Anbieter versprechen in Wort oder Bild, was sie nicht halten. Sie kassieren schlechte Deklarationsnoten. Auf der Landliebe-Milch steht: „Ausschließliche Verwendung von traditionellen Futterpflanzen“. Das erweckt den Eindruck, die Kühe würden nichts anderes fressen. Dem ist aber nicht so, wie aus einer uns vorliegenden Übersicht über die Bestandteile für das Landliebe-Mischfutter hervorgeht. Auch der geringe Alpha-Linolensäure-Gehalt der Milch spricht für viel Kraftfutter. Nur mit ihm geben Hochleistungskühe viel Milch.
Auf der Meierkamp-Alpenmilch von Aldi (Nord) steht eine Kuh auf saftiger Wiese. Für unseren Test der Unternehmensverantwortung besuchten wir zwei Höfe, die Milch für das Produkt liefern. Die Kühe stehen dort das ganze Jahr im Stall. Von blühenden Wiesen können sie nur träumen.