
Sirene. Ihr Geheul geht bei Fehlalarm den Nachbarn auf die Nerven. Alternativ funktioniert stiller Alarm, bei dem die Anlage ihren Besitzer warnt, zum Beispiel über die App per Push-Benachrichtigung. © Stiftung Warentest
Von wegen Sicherheitsprodukt: Gefahr droht aus dem Internet, durch Sabotage oder weil die Alarmzentrale offene Fenster ignoriert.
Testergebnisse für 4 Alarmanlagen-Sets zum Selbsteinbau 11/2017
Der Besuch des Sicherheitsexperten im Eigenheim von Gaby und Michael K. dauert eine Stunde. Er will ihnen ein Kostenangebot für den Einbau einer Profi-Alarmanlage unterbreiten. Zunächst gehen alle gemeinsam auf Besichtigungstour – vom Keller bis zum Dach. Der Fachmann empfiehlt Sensoren für die Fenster und die Terrassentür. In den Fluren rät er zu Bewegungsmeldern. Der Clou ist das neue Türschloss, das sich mit Funkchip öffnen lässt und zugleich die Anlage scharf- oder abschaltet. „Damit hätte ich schon ein besseres Sicherheitsgefühl“, sagt Gaby K.
Die Ernüchterung folgt am nächsten Tag, als sie das Kostenangebot lesen: inklusive Einbau mehr als 5 000 Euro. Michael K. ist knauserig: „Dann installiere ich lieber selbst ein Alarmsystem.“
Unser Rat
Die einzige akzeptable Alarmanlage im Test ist die befriedigende Abus Smartvest Funk-Alarmanlage. Ihre Zentrale ist zwar unzureichend vor Sabotage geschützt, aber mithilfe unserer Hinweise im Kommentar (Testergebnisse, Testkommentar am Einzelprodukt) lässt sich das Risiko verringern. Das Starterset ist für zirka 289 Euro erhältlich.
Schon für wenige Hundert Euro

Im Test: Fernbedienung, Kamera, Öffnungssensor für Fenster, Bewegungsmelder und Zentrale. © Stiftung Warentest
Alarmanlagen zum Selbsteinbau sind bereits für wenige Hundert Euro erhältlich. Vier Modelle haben wir geprüft. Mit etwas Geschick lassen sie sich innerhalb einiger Stunden installieren, wie der Test zeigt. Detaillierte Anleitungen und Smartphone-Apps helfen dabei.
Abgesehen von der meist guten Handhabung hatten unsere Prüfer wenig Anlass für Lob. So alarmiert die Lupusec-XT2-Plus zwar sehr zuverlässig, falls der Täter mit dem Brecheisen attackiert, aber vor Hackerangriffen ist sie mangelhaft geschützt. Andere Produkte sind anfällig für Sabotage oder warnen beim Scharfschalten nicht, wenn Terrassentür oder Fenster offen stehen.
Am Ende erweist sich die Abus Smartvest als die am ehesten akzeptable Alarmanlage. Im Set mit der Grundausstattung, zu der ein Bewegungs- und ein Öffnungsmelder gehören, kostet sie 289 Euro.
Typische Einbruchversuche erkennen alle Anlagen zuverlässig und melden sie an die irgendwo im Haus angebrachte Zentrale weiter, wie sie im Praxistest bewiesen. Die Zentrale lässt dann automatisch zum Beispiel die Sirene aufheulen.
Tipp: Planen Sie die für Ihre Wohnung ideale Lösung. Überlegen Sie, wo Bewegungsmelder notwendig sind, damit Täter nicht unbemerkt durch Fenster oder Türen eindringen. Auch Zonen wie vor dem Tresor lassen sich mit Bewegungsmeldern schützen.
Abschrecken oder ertappen
Alle geprüften Anlagen können auf zwei Arten alarmieren: Entweder lassen sie sofort eine Sirene ertönen, um Eindringlinge durch den Lärm zu verjagen, oder sie melden den Alarm still.
Tipp: Praktisch ist die Kombination von stillem Alarm mit Kameras, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind und automatisch Foto- oder Video-Aufnahmen starten. Per Smartphone gewarnte Bewohner können so auch vom Urlaubsort aus ihre Wohnung kontrollieren und selbst entscheiden, ob sie Nachbarn oder besser gleich die Polizei anrufen(Test Überwachungskameras, test 10/2017).
In der Rolle von Einbrechern
417 Euro bis 1 244 Euro kostet die Do-it-yourself-Technik für ein Einfamilienhaus – samt zwei Bewegungsmeldern, sechs Öffnungssensoren, einer Kamera und einer Außensirene (Testergebnisse).
Tipp: Versetzen Sie sich bei der Planung in die Gedankenwelt eines Einbrechers. Überlegen Sie, wo und wie er versuchen würde, in Ihre Wohnung einzudringen. Nutzen Sie das Know-how unabhängiger Profis. Unter polizei-beratung.de finden Sie Ansprechpartner in Ihrer Nähe.
Auch unsere Prüfer schlüpften in die Rolle von Einbrechern und versuchten, die Alarmsysteme auszutricksen und zu sabotieren. Erschreckend einfach gelang das bei Außensirene und Bewegungsmeldern von Olympia. Sie ließen sich klauen, ohne dass Alarm ausgelöst wurde. Ist die Anlage zum Beispiel wegen einer Party nicht scharf geschaltet, können Besucher, Kinder oder andere Personen, die sich im Haus befinden, die Batterien aus den Sensoren herausnehmen. Eine Warnung gab es in diesem Fall bei Olympia nicht.
Große Unterschiede stellten unsere Prüfer bei den Zentralen fest. Alle verfügen über Akkus oder Batterien, aber bei Abus und Olympia ließen sich die einfach entfernen. Dann noch die Stecker gezogen – und schon waren die Anlagen tot.
Tipp: Installieren Sie die Alarmzentralen dort, wo Externe sie nicht einfach finden. Am besten überwachen Sie den Zugangsbereich zur Zentrale mit Bewegungsmeldern.
Das Internet als Hintertür
Die Lupusec-XT2 Plus ist nicht nur eine Alarmanlage, sondern zugleich ein System, um Heizung, Rollläden und anderes im Haus „smart“ zu steuern. Der Nutzer kann Einstellungen sowohl über die App als auch über die Weboberfläche vornehmen. Mit dem empfohlenen Online-Account öffnen sich große Sicherheitslücken. Hacker können mithilfe automatisierter Angriffe das Passwort erbeuten.
Willkommen im Heimnetz
Weiterer Schwachpunkt der Lupusec ist die voreingestellte unzureichende Verschlüsselung sensibler Daten – auch bei Zugriffen von unterwegs dorthin. Wer zum Beispiel von einem Café mit öffentlichem WLan die Anlage und Kamera im Wohnzimmer prüfen will, läuft Gefahr, dass Personen, die daneben sitzen, die Zugangsdaten aus dem Netzwerk erspähen. Anschließend wären sie in der Lage, auf die Alarmanlage zuzugreifen und sie umzuprogrammieren. Statt des erhofften Einbruchschutzes hätten Fremde dann via Kamera umfassenden Einblick in die Privatsphäre.
Gaby und Michael K. haben sich ein Alarmsystem selbst eingebaut. Die Unterschiede zur Profianlage sind ihnen aber bewusst. Schließen sie zum Beispiel die Haustür auf, wird ihr System nicht automatisch entschärft. Die zertifizierte Anlage vom Fachmann hätte das erledigt. Jetzt müssen alle Bewohner selbst daran denken, auf die Fernbedienung zu tippen.
Wer das vergisst, tappt ins Sichtfeld des Bewegungsmelders und verursacht einen Fehlalarm. „Mit Rücksicht auf die Nachbarn haben wir auf die Außensirene erst mal verzichtet“, sagt Michael K. „Alarmmeldungen gehen nur an die Smartphones.“
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@ITCS2007: Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)
Hallo zusammen,
ich würde mir eine aktuelle Auffrischung des Themas wünschen. Gern auch in Kombination Alarmsensoren mit integrierten vernetzten Rauchmeldern.
Seit 2017 ist schon einiges an Zeit vergangen.
Besten Dank
Tom
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Artikel wurde im Nutzerkonto freigeschaltet. Bei Problemen hilft der Leserservice unter test.de@stiftung-warentest.de
@S.Schmidt: Der Zeitpunkt einer Veröffentlichung ist immer auch eine Momentaufnahme und kann leider keine Entwicklung widerspiegeln. Die Stiftung Warentest hat keinen Einfluss darauf, was nach einer Veröffentlichung passiert. Wir freuen uns, wenn ein Hersteller nach einem Test seine Mängel korrigiert. Informiert uns ein Hersteller bei der Anbietervorinformation vor Drucklegung über eine Produktänderung, wird dies in aller Regel in Form einer Fußnote kommuniziert. Das Qualitätsurteil wird nicht korrigiert, da dies nur durch einen Nachtest erfolgen könnte. (MK Antwort korrigiert 23.11.18)
Alarmanlagen werden - da können Sie gern mal die Fachfirmen fragen - oft installiert, und dann im laufenden Betrieb total vernachlässigt. Dabei sind Hackerangriffe wohl eher selten das Problem, wenn Alarmanlagen ihre Wirkung nicht entfalten können.
Meine Frage: Werden Sie das Testergebnis der Lupusec-Alarmanlage nach Behebung der Sicherheitsmängel nach oben korrigieren, so wie bei anderen Produkten auch?