Telezoom von Panasonic Objektiv für Viel­flieger und Vogelfreunde

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Telezoom von Panasonic - Objektiv für Viel­flieger und Vogelfreunde

Neues Telezoom Panasonic Leica DG Vario-Elmar 100–400 mm, Preis: etwa 1700 Euro. © Anbieter

Panasonic verkauft seit Mai ein neues Telezoom für seine spiegellosen Systemkameras. Das Objektiv liefert alle wichtigen Tele­brenn­weiten (100 bis 400 Milli­meter) und bleibt dennoch trag­bar. Es wiegt nur ein Kilo. Gut für Reisefotografen, Sport­reporter und Orni­thologen. Der Schnell­test zeigt, was die Leica-Optik taugt.

Holt Motive 16-mal näher heran

Telezoom von Panasonic - Objektiv für Viel­flieger und Vogelfreunde

Der Halb­mond bei 400 mm Brenn­weite, 1/1000 Sekunde, Blende 6.3 und ISO 1600, mit zweifachem Digitalzoom vergrößert. Das Telezoom liefert genügend Kontrast und Auflösung für solche Vergrößerungen. © Stiftung Warentest

Ein Telezoom ist perfekt, wenn Details ins Bild sollen: ein Stein­adler, eine Bach­stelze oder die Zeiger der Turm­uhr, denen wir selbst nicht nah genug kommen. Das Telezoom ist die Ergän­zung zum Stan­dard­zoom. Dort, wo die Brenn­weite beim Stan­dard­zoom endet, im leichten Teleber­eich, setzt das Telezoom an. Panasonic bietet jetzt ein besonders mächtiges Werk­zeug dieser Gattung: das Telezoom Lumix G H-RS100400 für Systemkameras mit Micro-Four-Thirds-Bild­sensor. Es passt an Kamera­gehäuse von Panasonic und Olympus. Mit einer Brenn­weite von 100 bis 400 Milli­meter reicht dieses Objektiv weit in den Teleber­eich. Seine Brenn­weite entspricht 200 bis 800 Milli­meter Brenn­weite beim Klein­bild­format, denn ein Micro-Four-Thirds-Bild­sensor ist in der Bild­diagonale nur halb so groß wie ein Klein­bild­sensor. Eine Klein­bild­brenn­weite von 800 Milli­metern holt das Motiv 16-mal näher heran als es dem menschlichen Auge gelingen würde.

Stabilisiert das Bild doppelt

Telezoom von Panasonic - Objektiv für Viel­flieger und Vogelfreunde

Amsel unter Blätterdach bei 400 mm Brenn­weite und 1/10 s Belichtungs­zeit, fotografiert aus der Hand. Das belegt die Klasse der Bild­stabilisierung. Durch die Kombination der beiden optischen Bild­stabilisatoren im Kamera­gehäuse und im Objektiv lässt sich in Einzel­fällen sogar bei 1/5 s noch unver­wackelt aus der Hand fotografieren. © Stiftung Warentest

Die voll­ständige Bezeichnung des Objektivs lautet: Panasonic Leica DG Vario-Elmar 100–400 mm / F4,0–6,3 Asph. / Power O.I.S. Das klingt etwas umständlich und verschwurbelt, steht aber für feine Technik. Die 13 Linsen­gruppen mit insgesamt 20 Linsen sind mehr­fach vergütet. Die Abkür­zung „Asph“ signalisiert den Einsatz einer asphärischen Linse. Ihre Oberfläche ist speziell geschliffen, das hilft Unschärfen in der Abbildung zu reduzieren. Das Kürzel „Power O.I.S.“ steht für einen optischen Bild­stabilisator (Optical Image Stabilisation) von besonderer Klasse. Der Bild­stabilisator im Objektiv lässt sich außerdem mit einem Bild­stabilisator im Kamera­gehäuse kombinieren. Das funk­tioniert bei den Kamera­gehäusen Panasonic Lumix GX8 und GX80, weitere Kameras sollen folgen. Die Kombination beider Bild­stabilisatoren ermöglicht Fotos mit langer Brenn­weite, auch aus der Hand. Panasonic verspricht das. Unsere Test­aufnahmen bestätigen, dass es funk­tioniert.

Tipp: Die Stiftung Warentest hat kürzlich viele weitere Objektive getestet: 38 Zooms und Festbrennweiten im Test.

Ist angenehm leicht

Die Licht­stärke von F 4.0 bei der Anfangs­brenn­weite bis F 6.3 bei der Endbrenn­weite ist für ein Telezoom sehr ordentlich. Besonders beein­druckend aber ist das geringe Gewicht dieses Telezooms, es wiegt kaum 1 000 Gramm. Im einge­fahrenen Zustand ist das Objektiv nur 18 Zenti­meter lang, der Durch­messer liegt bei 8,3 Zenti­meter. Kurzum: Das Ding passt in jede Fototasche. Auch mit Tragegurt an der Kamera macht dieses Telezoom auf der Fotosafari keinen Stress: es ist durch­aus trag­bar. Vergleich­bare Objektive für APS-C- und Voll­format-Kameras sind um einiges schwerer. Vor allem die Voll­format-Telezooms wiegen zwei- bis sechs­mal so viel wie das Zoom von Panasonic. Und nur die Voll­format-Objektive liefern einen ähnlich großen Brenn­weitenbereich wie Panasonic.

Macht tolle Fotos

Telezoom von Panasonic - Objektiv für Viel­flieger und Vogelfreunde

Amsel in der Morgen­sonne auf einem Baum. Kontrast­reich und ohne sicht­bare Farb­fehler. Erst die Ausschnitts­vergrößerung zeigt Farb­fehler an kontrast­reichen Kanten (mitt­leres Bild). Rechts daneben derselbe Ausschnitt nach Korrektur mit einem Bild­bearbeitungs­programm. © Stiftung Warentest

Wir haben das Panasonic Leica DG Vario-Elmar 100–400 mm am Systemkamera­gehäuse Panasonic Lumix GX8 getestet, bei Wind und Wetter ebenso wie im Studio. Die Fotos über­zeugen. Die Bilder des Objektivs sind bei allen Brenn­weiten scharf und kontrast­reich. Verzeichnung und Randlicht­abfall sind praktisch nicht wahr­nehm­bar. Dank der beiden mitgelieferten Streulicht­blenden gibt es auch keine nennens­werten Probleme mit Falsch­licht oder Gegen­licht­reflexen. Nur bei sehr kontrast­reichen Kanten können Farb­fehler sicht­bar werden, vor allem in den Bild­ecken. Die lassen sich durch Abblenden auf etwas größere Blendenzahlen reduzieren. Stören doch mal Farb­fehler im fertigen Bild, hilft ein Bild­bearbeitungs­programm am PC. Damit lassen sich auch Farb­fehler korrigieren.

Angenehmes Bokeh

Telezoom von Panasonic - Objektiv für Viel­flieger und Vogelfreunde

Blaue Lupine bei Brenn­weite 400 mm und Blendenzahl 6,3. Das Telezoom liefert eine Schärfentiefe von wenigen Zenti­metern. Ein hervorragendes Werk­zeug für akzentuierte Fotos. © Stiftung Warentest

Das Bokeh, also der Bereich, in dem sich Unschärfe erzeugen lässt, ist zwar nicht so groß wie bei Voll­format-Objektiven, aber sehr angenehm. Das Telezoom bietet ausreichend Spielraum zum Aufblenden: Porträts sind mit Blende 4 möglich, starke Tele­aufnahmen mit Blende 6.3. Geübte Hobby­fotografen wissen, dass sie diesen Spielraum nicht ganz ausreizen sollten. Blenden Sie – wie üblich – um eine Blende ab, damit reduzieren Sie im Zweifels­fall optische Fehler.

Feinste Nahaufnahmen

Telezoom von Panasonic - Objektiv für Viel­flieger und Vogelfreunde

Bach­stelze bei Brenn­weite 400 mm und Blendenzahl 6,3. Das Telezoom von Panasonic ist perfekt für solche Nahaufnahmen. Die Naheinstell­grenze liegt bei nur 1,3 Meter. © Stiftung Warentest

Das Telezoom von Panasonic ist auch ein starkes Werk­zeug für Nahaufnahmen. Die Naheinstell­grenze, der Abstand, den das Objektiv zum Scharf­stellen des Motivs braucht, ist extrem klein: nur 1,3 Meter. In Kombination mit dem herr­lichen Bokeh entstehen Nah- und Makro­aufnahmen von betörender Kraft.

Brenn­weite und Blende bestimmen Schärfentiefe

Die Schärfentiefe hängt in erster Linie von der gewählten Brenn­weite ab: bei doppelter Brenn­weite ist die Schärfentiefe etwa viermal kleiner. Der zweite Faktor für die Schärfentiefe ist die Blende: bei halber Blendenzahl ist auch die Schärfentiefe nur halb so groß. Da die Stell­wege für die Scharf­stellung im Nahbereich bei einem Telezoom sehr groß sind, hat Panasonic ein sehr sinn­volles Feature einge­baut: Der Schärfe­bereich lässt sich mit einem Schalter am Objektiv von 1,3 Meter bis unendlich auf nur 5 Meter bis unendlich begrenzen. Das beschleunigt den Auto­fokus, aber auch das manuelle Scharf­stellen im Fern­bereich.

Lautlos in der Natur

Der Auto­fokus des Telezooms arbeitet übrigens sehr schnell und praktisch geräusch­los. Das Scharf­stellen von Hand funk­tioniert ebenfalls lautlos, auf Wunsch löst die spiegellose Systemkamera sogar lautlos aus. Kamera und Telezoom sind damit ideal für Tierfotos in freier Wildbahn. Zumindest, wenn sich der Fotograf auch selbst entsprechend unauffäl­lig zu bewegen weiß.

Videos ohne Stör­geräusche

Auch für Video­aufnahmen ist der lautlose Auto­fokus ein Gewinn. Weil er unauffäl­lig arbeitet, bleibt die Tonspur frei von Stör­geräuschen. Das Kamera­gehäuse Panasonic Lumix GX8 liefert erst­klassige Videos, wahl­weise in HD oder sogar in ultra­hoher 4k-Auflösung. Das Telezoom macht beides mit, zumindest bei der Anfangs­brenn­weite (100 Milli­meter). Bei der Endbrenn­weite von 400 Milli­metern und Offenblende (6.3) oder bei größeren Blendenzahlen sinkt die beugungs­begrenzte Auflösung schnell unter acht Megapixel und entspricht dann nicht mehr der optimalen Bild­auflösung für 4k. Das gilt aber für alle starken Tele­objektive, nicht nur für das Telezoom von Panasonic.

Streulicht­blende integriert

In der Hand­habung hat das Telezoom von Panasonic einiges zu bieten: Das Objektiv ist gegen Spritz­wasser geschützt – einer Fotosafari bei leichtem Regen steht nichts entgegen. Blendet die Sonne, hilft die Streulicht­blende. Sie ist ins Objektiv­gehäuse integriert und kann nicht verloren­gehen. Zusätzlich gibt es noch eine separate Streulicht­blende, die sich per Klemm­schraube an der integrierten Blende befestigen lässt. Die separate Streulicht­blende ist etwas größer und wirkt stärker. Für den Trans­port passt sie auch verkehrt herum ans Objektiv, das spart Platz.

Zoomring hilft beim Anvisieren

Telezoom von Panasonic - Objektiv für Viel­flieger und Vogelfreunde

Zoom-Ring zum Einstellen der Brenn­weite, einge­stellt auf 100 mm für bequemes Anvisieren. Ein Dreh am Zoom-Ring verlängert das Objektiv anschließend auf die gewünschte Brenn­weite zum Fotografieren. In der Schalter­stellung „lock“ ist der Zoomring blockiert, das schützt vor versehentlichem Verstellen. © Anbieter

Der große Zoom­bereich des Objektivs hilft auch bei der Auswahl des Bild­ausschnitts. Bei großer Brenn­weite ist der Bild­winkel von Tele­objektiven so klein, dass sich das gewünschte Motiv schwer anvisieren lässt. Anders beim Telezoom von Panasonic: Der große Zoom­bereich ermöglicht das Anvisieren bei einer kürzeren Brenn­weite. Ein Dreh am Zoom-Ring verlängert das Objektiv dann auf die gewünschte Brenn­weite. Um ein versehentliches Verstellen der Brenn­weite zu verhindern, lässt sich der Zoom-Ring mit einem Schalter arretieren – auch das ist gut durch­dacht.

Das Stativ darf zu Hause bleiben

Alles in allem ist dieses Telezoom von Panasonic ein starkes Werk­zeug für Reise- und Naturfotografen. Das geringe Gewicht dürfte Viel­flieger und Fußgänger begeistern. Die gute Bild­stabilisierung ermöglicht freihändiges Fotografieren auch bei langen Brenn­weiten: Das Stativ darf zu Hause bleiben. Ein ideales Objektiv also für den mobilen Einsatz in der Stadt und in der Natur. Vor allem für Locations, die sich nur zu Fuß erreichen lassen.

Fazit: Perfekt für Reise-, Sport- und Tierfotos

Das Telezoom Panasonic Leica DG Vario-Elmar 100–400 mm / F4,0–6,3 Asph. / Power O.I.S. über­zeugt in der Bild­qualität und beim Preis. Für rund 1 700 Euro bekommen Amateurfotografen ein sehr hoch­wertiges Objektiv. Hinreichend licht­stark und perfekt für Reise-, Sport- und Tierfotos. Das Telezoom von Panasonic ist gut trag­bar, es wiegt kaum ein Kilo und bringt alle wichtigen Tele­brenn­weiten mit. Es eignet sich für Porträts ebenso wie für Makro­aufnahmen aus größerer Entfernung. Die starke Endbrenn­weite holt selbst Adler und Biber groß ins Bild. Eine nützliche und durch­aus preis­werte Bereicherung für das Micro-Four-Thirds-System. Das Objektiv passt zu Kameras von Panasonic und Olympus.

Vorteile

  • Ausgezeichnete Bild­qualität mit wenigen Abstrichen.
  • Angenehmes Bokeh (Option für Schärfe-Unschärfe-Effekte).
  • Sehr wirkungs­volle Bild­stabilisierung.
  • Für Makro­aufnahmen geeignet.
  • Für Video­aufnahmen in hoher Auflösung geeignet (auch in 4k).
  • Angenehme Hand­habung durch gute Ergonomie und hilf­reiche Funk­tionen.
  • Trag­bar durch vergleichs­weise geringes Gewicht (knapp unter einem Kilo).
  • Robuste Ausführung für den Einsatz bei Wind und Wetter.
  • Vergleichs­weise geringe Anschaffungs­kosten (etwa 1 700 Euro).

Nachteile

  • Geringere Einschränkung der Schärfentiefe als bei vergleich­baren Voll­format-Objektiven.
  • Die zweifache Bild­stabilisierung (Dual-IS) funk­tioniert zur Zeit nur mit dem Kamera­gehäusen GX8 und GX80 von Panasonic.
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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 10.10.2016 um 16:26 Uhr
Amselfoto

@lsm123: Es war tatsächlich ziemlich windstill. Von den 4 Fotos die wir geschossen haben, waren zwei auf Anhieb scharf. Sie haben aber recht insofern, dass es unter einem Blätterdach relativ dunkel ist und man für ISO-200-Aufnahmen recht lange belichten muss. Mit kürzerer Belichtungszeit geht es auch, und bis ISO 1600 ist das mit den besten aktuellen Kameragehäusen dann auch kein Problem. Dies entspräche dann einer Belichtungszeit von 1/80 Sekunde. (SG)

lsm123 am 07.10.2016 um 10:46 Uhr
Ergänzung

Zum 1. Amselfoto: es ist ausgeschlossen, dass es bei 1/10 Sekunde scharf wird, die Tiere atmen und die Äste bewegen sich (Wind, Schwanken nach Bewegung bzw. Landung etc.) - funktioniert also in der Praxis fast nur bei völlig statischen Objekten. Bei einem Motiv wie der Bachstelze auf festem Untergrund könnte bei einer Reihenaufnahme mit 10 Aufnahmen bei 1/10 s vielleicht eine Aufnahme dabei sein, die man als Käufer einer hochwertigen Optik als scharf bezeichnen würde.

lsm123 am 07.10.2016 um 10:17 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

fr.fr.65 am 21.08.2016 um 22:38 Uhr
test.de lohnt sich mal wieder

Eigentlich suchte ich ein gutes Reisestativ, die Überschrift "Stativ kann zuhause bleiben" führte mich zu diesem sehenswerten Reiseobjektiv. Das so ein so ein Schmuckstück seinen Preis hat (ups...) ist verständlich; ein stabiles Reisestativ suche immer noch :o) ... test.de Nutzer sein lohnt sich halt :o)