
Die einstigen Börsenstars sind für viele Anleger nur noch Ballast im Depot. Die Telekommunikationskonzerne ächzen unter dem enormen Konkurrenzdruck und den hohen Schulden. Ihre Aktionäre haben in den vergangenen Jahren teilweise horrende Verluste erlitten. Doch Neueinsteigern bieten Telekomaktien auch Chancen. Finanztest zeigt, wie Anleger am besten in diese Branche investieren können.
Börsengang nur Randnotiz
Der Börsengang von Telefonica Deutschland (mit der bekannten Marke O2) Ende Oktober 2012 war den meisten Medien nur eine Randnotiz wert. Eine weitere Telekommunikationsaktie – na und? Längst vergessen ist die Euphorie vor der Jahrtausendwende, als selbst Börsenmuffel die T-Aktie kauften. Heute sind Telekommunikationskonzerne wieder auf dem Boden der Tatsachen.
Vom Börsenriesen zum Renditezwerg
Sie ächzen unter dem enormen Konkurrenzdruck und den hohen Schulden. Aus den Börsenriesen wurden Renditezwerge. Die fünf größten europäischen Telekommunikationskonzerne (Tabelle) bringen es zusammen nur noch auf einen Börsenwert von gut 220 Milliarden Euro. Im Jahr 2000 musste die britische Vodafone allein für die Übernahme des Mannesmann-Konzerns noch 190 Milliarden Euro zahlen. Entsprechend groß sind die Verluste für Aktionäre. Im vergangenen Jahr verlor die France Télécom gut die Hälfte ihres Wertes. Die Aktie der spanischen Telefonica gab um rund 40 Prozent nach. Das hochverschuldete Unternehmen versucht, mit Börsengängen von ausländischen Töchtern wie kürzlich in Deutschland seine Finanzlage zu verbessern.
Dividende für 2012 gestrichen
Zudem hat die Telefonica ein Tabu gebrochen und die Dividende für 2012 gestrichen. In der wirtschaftlich heiklen Situation denken auch andere Konzerne zumindest über Dividendenkürzungen nach.
[Update 11.12.2012]: Die Deutsche Telekom hat bereits gehandelt und die Dividende für 2013 und 2014 von bisher 70 Cent auf 50 Cent pro Aktie gesenkt. [Update Ende]
Dabei waren die regelmäßigen hohen Ausschüttungen für gebeutelte Aktionäre das einzige Trostpflaster. Ist dieser Vorteil jetzt auch noch in Gefahr? Im Moment steht die Branche in dieser Hinsicht noch gut da. Die Dividendenrendite der größten europäischen Telekomkonzerne liegt meist zwischen 5 und 8 Prozent. Mehr hat zurzeit kein anderer Industriezweig zu bieten. Selbst wenn mehrere Unternehmen ihre Dividenden deutlich kürzen sollten, dürften die Ausschüttungen attraktiv bleiben. Das liegt an dem niedrigen Kursniveau, das die Aktien inzwischen haben.
Dividenden mit Fonds kassieren
Anleger, die an Dividenden teilhaben wollen, setzen besser auf Fonds als auf Einzelaktien. Das geht am einfachsten mit börsengehandelten Indexfonds (ETF). Für den europaweiten Index Stoxx Europe 600 Telecommunications gibt es ETF von mehreren Anbietern. Den einzigen Fonds, der die Originalaktien enthält, bietet iShares (Isin: DE 000 A0H 08R 2). Bei Comstage (Isin: LU 037 843 717 1), db x-trackers (Isin LU 029 210 403 0) und Lyxor (Isin FR 001 034 481 2) wird die Indexentwicklung mit anderen Aktien und Tauschgeschäften (Swaps) nachgezeichnet.