
Brauche ich meinen Festnetzanschluss noch? Ob sich der Abschied lohnt, hängt meist von der Internetnutzung ab. Wir spielen mehrere Fälle durch.
Immer mehr Menschen tun es immer öfter: Sie telefonieren und surfen über das Mobilfunknetz. Das ist günstiger, schneller und komfortabler als je zuvor. Aber ist das Surfen und Telefonieren auf diesem Weg auch besser und billiger als über einen Festnetzanschluss?
Schnelles Internet über DSL
Die meisten nutzen zurzeit beides: Unterwegs ein Mobiltelefon oder Smartphone und zuhause einen Festnetzanschluss, meist mit DSL. DSL steht für Digital Subscriber Line und ist ein schneller Breitbandinternetzugang über den Festnetztelefonanschluss. Alternativ zum DSL-Anschluss telefonieren und surfen zunehmend mehr Verbraucher über die Leitung ihres Fernseh-Kabelnetzanbieters.
Ob es sich lohnt, am Festanschluss festzuhalten, hängt oft nicht maßgeblich vom Telefonierverhalten ab, sondern davon, wie das Internet genutzt wird.
Wir spielen durch, ob sich der Verzicht auf den Festnetzanschluss lohnen könnte: für Mehrpersonenhaushalte und Alleinstehende, für Filmfans und Onlinespieler, die sich oft große Dateien aus dem Internet laden, für Studenten und umtriebige Singles, die häufig unterwegs sind, und für Menschen, die auf das Internet ganz verzichten und nur telefonieren wollen.
Die Familie
Vor allem für Familien und andere Mehrpersonenhaushalte ist ein gemeinsamer Festnetzanschluss eine kostengünstige Lösung. Denn sie können mit einem Kombitarif ohne Begrenzung von Zeit- und Datenmengen günstig und schnell im Internet surfen und gleichzeitig telefonieren. Über das Mobilfunknetz stoßen sie dagegen schnell an Grenzen: Nach Verbrauch eines begrenzten Datenvolumens drosselt der Anbieter früher oder später die Surfgeschwindigkeit drastisch Tabelle: Allnet-Flats für mobile Surfer und Telefonierer.
Festnetznutzer haben die Kosten mit einer Doppel-Flatrate für unbegrenzte Festnetztelefonie und Internetnutzung gut im Griff. Bei Kabelnetzbetreibern sind solche Angebote ab etwa 20 Euro im Monat zu haben, Telefongesellschaften bieten Pauschalpakete ab 25 bis 30 Euro an.
Einige DSL-Anbieter wie beispielsweise O2 bieten zu vergleichbaren Preisen sogar sogenannte Allnet-Flat-Pakete an, bei denen auch Anrufe in sämtliche deutsche Mobilfunknetze inklusive sind.
Reine Internettarife haben nur noch wenige Anbieter im Angebot, wesentlich günstiger als die Doppel-Flatrates sind sie nicht.
Die maximalen Downloadgeschwindigkeiten in der Preisklasse zwischen 20 und 35 Euro liegen um die 16 Megabit pro Sekunde. Das reicht, um flott im Internet zu surfen.
Der Alleinstehende
Für Alleinstehende, die das Internet intensiv zuhause nutzen, lohnt sich ein DSL-Festnetzanschluss in der Regel ebenfalls – auch wenn sie für den Anschluss dasselbe bezahlen wie die Familie.
Ein Datenverbrauch von mehreren Gigabyte ist schnell erreicht, wenn sie das Internet in seiner Vielseitigkeit regelmäßig nutzen Tabelle: Datenverbrauch. Über das Mobilfunknetz sind Datenvolumina in solchen Größen deutlich teurer.
Der Filmfan
Für Onlinespieler und Filmfans, die gerne Filme aus Onlinevideotheken ansehen, führt an einem Festnetzanschluss kaum ein Weg vorbei. Filme aus Onlinevideotheken zu laden, zieht einen immensen Datenverbrauch nach sich. Für einen Kinofilm in hochauflösender HD-Qualität kommen beispielsweise etwa vier Gigabyte zusammen. Über das Mobilfunknetz würde das schnell ein Vermögen kosten.
Die wachsende Gruppe der Onlinefilmfans stellt an die Geschwindigkeit ihres Internetzugangs oft höhere Ansprüche als konventionelle Surfer. Je schneller der Zugang, desto schneller ist der Film im Haus.
Einen hochaufgelösten HD-Kinofilm mit der Übertragungsgeschwindigkeit von 16 Megabit pro Sekunde herunterzuladen, dauert etwa eine Dreiviertelstunde, mit 50 oder 100 Megabit pro Sekunde geht das drei- oder sechsmal so schnell. Je schneller die Downloadgeschwindigkeit, desto weniger Ruckler und Aussetzer.
Mehr Tempo kostet auch im Festnetz mehr Geld: Wer den Luxus solcher Höchstgeschwindigkeiten nutzen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen und zahlt schnell 40 Euro und mehr pro Monat.
Der umtriebige Single

Sparen können sich einen Festnetzanschluss manchmal Studenten und andere umtriebige Singles, die viel unterwegs sind und dabei oft über öffentliche WLan-Zugänge ins Internet gehen – beispielsweise an der Uni oder im Café. Haben sie mal keinen Zugang zu kostenloser Internetnutzung, sollten sie das Mobilfunknetz aber nicht allzu ausgiebig nutzen.
Sie sollten bedenken, dass die möglichen Surfgeschwindigkeiten im Mobilfunknetz je nach Wohnort und Anbieter sehr unterschiedlich ausfallen können. Wenn sie nicht über die Mobilfunknetze der neuen Generation – LTE oder wenigstens UMTS – Zugang zum Internet bekommen, können sie nur im Schneckentempo surfen.
Auf den Internetseiten einiger Mobilfunkanbieter erfahren Kunden, welche Netzqualität ihr Anbieter ihnen an ihrem Wohnort zur Verfügung stellt.
Auf eine Festnetznummer müssen Menschen ohne Festnetzanschluss übrigens nicht zwangsläufig verzichten. Zahlreiche Mobilfunkanbieter bieten die Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden auch unter einer klassischen Festnetznummer auf dem Handy erreichbar zu sein.
Der Telefonierer
Fast ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland über 14 Jahre nutzt das Internet bisher gar nicht, vorwiegend sind das ältere Menschen. Telefonieren sie wenig, können sie Kosten sparen, wenn sie das Festnetz abschaffen und beispielsweise auf ein Handy mit einem günstigen Prepaid-Tarif umsteigen. Passende Tarife zeigt unser Produktfinder Handytarife.
Die Sprachqualität ist bei allen vier großen Mobilfunkanbietern sowohl in Städten als auch auf dem Land gut. Für alle Altersgruppen und Bedürfnisse gibt es passende Geräte. Sogenannte Seniorenhandys mit großen Tasten beispielsweise sind ähnlich einfach zu bedienen wie Festnetztelefone und nicht mit zahllosen Zusatzfunktionen überfrachtet.
Doch ein kleiner Preisvorteil ist nicht alles. Menschen, die mit ihrem Festnetztelefon seit Jahrzehnten vertraut und zufrieden sind und nicht auf jeden Cent schauen müssen, werden oft dabei bleiben wollen. Wenn sie beispielsweise einen klassischen Festnetzanschluss bei der Telekom haben, können sie über sogenannte Call-by-Call-Vorwahlen auch günstig ins Ausland oder zu Mobilfunknummern anrufen – teilweise zu Minutenpreisen unter 1 Cent.
Festnetz in Zukunft weniger wichtig
Die aktuelle Bilanz ist klar: Wer auf eine schnelle, zuverlässige und preisgünstige Internetverbindung angewiesen ist und häufig zuhause das Internet nutzt, fährt zurzeit mit einem DSL-Festnetzanschluss oder einem Anschluss bei einem Kabelnetzbetreiber meist am günstigsten.
Doch die Mobilfunknetze werden immer weiter ausgebaut und die Preise dürften weiter sinken. Deshalb werden voraussichtlich vor allem junge Nutzer immer öfter auf einen Festnetzanschluss verzichten. Dieser Trend zeichnet sich seit einiger Zeit ab.