
Keiner der 25 Tees im Test ist frei von Schadstoffen. Einige sind so stark belastet, dass sie auf Dauer die Gesundheit gefährden können. Nur 5 Grüntees überzeugen.
Das Gleiche in Grün: Vor rund einem Jahr überraschten die Schadstofffunde im schwarzen Tee, test 11/2014. In jedem fanden wir damals kritische Substanzen – in sehr geringen bis hohen Mengen. Jetzt steht fest: Auch grüner Tee ist mit gesundheitlich bedenklichen Stoffen belastet.
Ob lose, in Beuteln oder Kapseln – keiner von 25 grünen Tees im Test ist frei von Schadstoffen. 7 sind so stark belastet, dass sie mangelhaft abschneiden. Für 7 weitere reicht es nur für ausreichend. Für Teetrinker lässt sich ein Gesundheitsrisiko bei einigen Schadstoffen nicht ausschließen. Sie wählen am besten die Produkte, die gut abschneiden – das sind die Tees im Beutel von Alnatura, Gepa und Teekanne, der Kapseltee von Nestlé und der Matcha-Tee von Emcur. Wir haben die Tees ausschließlich auf Schadstoffe geprüft, erstmals auch auf Nikotin. Davon haben wir nur sehr geringe Mengen gefunden. Sie sind gesundheitlich unbedenklich. Auch erfreulich: Kein Tee war radioaktiv belastet. (Testergebnisse Grüner Tee)
Anbauen, Ernten, Trocknen, Lagern, Transportieren, Verpacken – mit jedem Produktionsschritt können Schadstoffe in den Tee gelangen. Besonders auffällig sind die potenziell krebserregenden Substanzen Pyrrolizidinalkaloide und Anthrachinon. Pyrrolizidinalkaloide gelangen vermutlich über versehentlich mitgeerntete Wildkräuter in den Tee. Einen gesetzlichen Grenzwert gibt es nicht – aber eine Tageszufuhr, die laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) „hinsichtlich möglicher Krebsrisiken als wenig bedenklich angesehen“ wird. So sollte ein 60 Kilo schwerer Erwachsener langfristig nicht mehr als 0,42 Mikrogramm täglich aufnehmen.

Praktisch: Grüner Tee wird auch im alltagstauglichen Beutel verkauft. Klassisch: Teeliebhaber schwören auf lose Blätter. Technisch: Die Tasse Tee auf Knopfdruck braucht Kapsel und Maschine. Trendig: Matcha-Pulver besteht aus gemahlenen Grünteeblättern.
Risiko ab einer Tasse pro Tag
„Teetrinker können diese Menge schnell überschreiten“, sagt der Leiter des Tests, Lebensmittelchemiker Thomas Koppmann. Bei den Tees von Norma, Meßmer und Netto Marken-Discount im Test reicht schon eine Tasse pro Tag aus. Bei den Produkten von Aldi Süd, Kaufland und Penny sorgen zwei Tassen dafür. Diese sechs Tees im Beutel schneiden mangelhaft ab. Zum Vergleich: Beim schwarzen Tee fiel nur ein geprüftes Produkt wegen dieser Risikosubstanzen durch.
Eine akute Gesundheitsgefahr besteht nicht. Für den passionierten Teetrinker kann aber – im schlimmsten Fall – schon eine Tasse pro Tag gesundheitlich bedenklich sein, falls er über einen längeren Zeitraum einen der hochbelasteten Tees trinkt. Zudem ist nicht auszuschließen, dass er Pyrrolizidinalkaloide auch über andere Lebensmittel aufnimmt. Trinkt jemand nur selten grünen Tee oder wechselt zwischen stark und gering belasteten Tees ab, sieht das BfR kein Risiko.
Ein Schadstoff mit Fragezeichen
Wie Anthrachinon in Tee gelangt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Fakt ist: Wie schon beim Test von Schwarztees enthalten auch alle Grüntees den Schadstoff. Den gesetzlich zulässigen Höchstgehalt für Tee überschreitet diesmal kein Produkt. Eine sichere Tagesdosis lässt sich aus den wissenschaftlichen Daten für Anthrachinon aber nicht ableiten. Niemand kann sagen, wie viel davon gesundheitlich noch tolerierbar ist. Am besten sollte Tee so wenig wie möglich Anthrachinon enthalten.
Möglicherweise entsteht der Schadstoff beim Trocknen der Teeblätter. Darauf weist der Gehalt an PAK hin, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Sie entstehen bei Verbrennungsprozessen von organischem Material, beispielsweise Holz, Kohle oder Öl. „Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen Verbrennungsprozessen beim Trocknen der Teeblätter und Anthrachinon hin“, sagt Koppmann. Tees, die mit am meisten Anthrachinon enthalten, haben auch vergleichsweise hohe PAK-Gehalte. Die Tees mit den geringsten PAK-Gehalten wiederum sind nur minimal mit Anthrachinon belastet. So verhielt es sich auch schon beim Test von Schwarztee.
Eine Frage des Übergangs
Wie viel von den Stoffen landet im Tee, den der Verbraucher trinkt? Davon hängt ab, wie riskant sie letztlich sind. Anthrachinon geht zu etwa einem Drittel in den Aufguss über, wie wir in Stichproben beim Schwarzteetest ermittelten. Pyrrolizidinalkaloide können nach Auffassung des BfR sogar vollständig übergehen. PAK oder Mineralölbestandteile landen aber praktisch nicht im Aufguss, zeigen unsere Laborprüfungen.
Anders sieht es bei Matcha-Tee aus. Er wird nicht aufgebrüht, sondern aus Grünteepulver angerührt. Die schlecht wasserlöslichen PAK und Mineralölbestandteile werden vollständig mitgetrunken. „Matcha haben wir in diesen Prüfpunkten strenger bewertet als die anderen Grüntees“, sagt Projektleiter Koppmann. Der Matcha von Imogti ist deshalb nur ausreichend. Der von Emcur gehört dagegen trotz strengerer Bewertung zu den besten Tees im Test.
Auch Biotees sind schadstoffbelastet
Vier der fünf guten, empfehlenswerten Grüntees sind Bioprodukte. Eine Garantie für gute Qualität ist das Biosiegel aber nicht. Zwei weitere Biotees schneiden befriedigend ab, drei ausreichend. Schadstoffe aus der Umwelt, Herstellung, Lagerung oder dem Transport können biologisch und konventionell erzeugte Lebensmittel gleichermaßen belasten. Tabu im Bioanbau sind aber chemisch-synthetische Pestizide. Und tatsächlich: Rückstände von Pflanzenschutzmitteln waren in fünf von neun Biotees nicht nachweisbar, in den vier anderen nur in sehr geringen Mengen. Sie erfüllen damit immer noch die Anforderungen, die der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) an Bioprodukte stellt.

Selbstschutz? Möglicherweise bildet die Teepflanze Nikotin zum Schutz selbst. Alle Tees enthalten unbedenkliche Mengen.
Gunpowder G 601 nicht verkehrsfähig
Einer der schlechtesten Tees im Schadstofftest ist der lose chinesische Special Gunpowder G 601 aus dem Asialaden. Wir fanden höhere Rückstände von einem Pestizid als zulässig. Da der gesetzliche Höchstgehalt überschritten ist, hätte der Tee nicht verkauft werden dürfen. Gefährlich für die Gesundheit ist dieser Fund aber nicht – selbst wenn alles von dem Stoff in den Teeaufguss übergehen würde. Doch damit nicht genug: Der chinesische Tee ist am höchsten mit Mineralölbestandteilen belastet, auch mit besonders kritischen aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffen, kurz MOAH. Wir fanden davon auch hohe Gehalte in der Kartonverpackung.
Die Teebranche ist gefordert

Ernte. Beim Pflücken könnten Wildkräuter zwischen die Teeblätter gelangen, die Pyrrolizidinalkaloide enthalten.
Die Reaktionen der Anbieter auf den Test fallen unterschiedlich aus. Wir haben sie über die gemessenen Schadstoffgehalte der grünen Tees informiert. Größtes Problem sind die Pyrrolizidinalkaloide. Norma hat laut eigener Aussage „die Ware aus dem Verkauf genommen“. Meßmer habe die Herkunftsländer von grünem Tee ausfindig gemacht, die für Pyrrolizidinalkaloide auffällig seien, und setze Tee aus betroffenen Gebieten „bis auf Weiteres nicht“ ein. Neben diesen beiden Unternehmen teilten uns auch Kaufland, Netto Marken-Discount und Aldi (Nord) mit, das Thema seit geraumer Zeit zu verfolgen und an Konzepten zur Minimierung zu arbeiten. Aldi Süd, Penny und Lidl nahmen zu dieser Belastung ihrer Produkte keine Stellung.
Generell sollten Lebensmittel so wenig Schadstoffe wie möglich enthalten. Je geringer die Belastung, umso weniger wahrscheinlich sind negative gesundheitliche Folgen. Die Testergebnisse zeigen, dass sich hohe Schadstoffgehalte in Tee vermeiden lassen. Sie belegen aber auch: Seitens der Anbieter ist noch viel zu tun.