Tattoo Stick 50 + von Australian Gold Sonnen­schutz­faktor zu schwach

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Tattoo Stick 50 + von Australian Gold - Sonnen­schutz­faktor zu schwach

Tattoo Stick 50+ von Australian Gold, ca. 14 Euro © Stiftung Warentest

Klein wie ein Benzinfeu­erzeug, verziert mit typisch verschnörkelter Tätowier­schrift und von lippen­stift­artiger Konsistenz: Der „Tattoo Stick“ der Firma Australian Gold ist ein ungewöhnlich gestaltetes Sonnen­schutz­mittel, das speziell für Menschen mit Tätowierungen im Handel ist. Lohnt es sich für sie, den Stick für etwa 14 Euro zu kaufen?

Kein Verlass auf Sonnen­schutz­faktor

„Für einen perfekten Schutz der Haut“ – so bewirbt der Anbieter Australian Gold den Stick mit Sonnen­schutz­faktor 50 + auf seiner Home­page. Die Stiftung Warentest hat im Labor über­prüft, ob auf diesen hohen Sonnen­schutz­faktor wirk­lich Verlass ist. Dafür müsste der Stick vor beiden Typen ultra­violetter Strahlen (UV-Strahlen) schützen: vor längerwel­ligen UVA-Strahlen, die tief in die Haut eindringen und für Falten­bildung und Hautalterung verantwort­lich gemacht werden, sowie vor kurz­welligen UVB-Strahlen. Die führen zum Sonnenbrand und können – ebenso wie UVA-Strahlen – Haut­krebs verursachen. Doch beim Sonnen­schutz fällt der Tattoo-Stick durch: Statt des versprochenen Sonnen­schutz­faktors 50 + kommt er nur auf etwa die Hälfte. Darüber hinaus fehlt der Schutz vor Strahlen im UVA-Bereich so gut wie gänzlich.

Mehr Infos und Tests rund um den Sonnen­schutz finden Sie auf der Themenseite Sonnenschutz.

Etikett verschweigt wichtige Information

Tattoo Stick 50 + von Australian Gold - Sonnen­schutz­faktor zu schwach

© Stiftung Warentest

Auch die Kenn­zeichnung reicht nicht aus. Sie verschweigt, welche Sonnen­schutz­filter über­haupt enthalten sind. Dabei müssen Anbieter laut Kosmetik­ver­ordnung alle Inhalts­stoffe in absteigender Reihen­folge angeben. Auch ärgerlich: Auf dem Stick sind alle Angaben nur auf Eng­lisch. Welche Inhalts­stoffe gegen das Ausbleichen der Farbe wirken könnten, ist der Kenn­zeichnung auch nicht zu entnehmen. Schließ­lich verspricht die Werbung auf der Home­page: „Verringert Farb­schwund von Tätowierungen“.

Farbe kann bei Sonne kritisch reagieren

Intensive Sonnen­strahlen können Tätowierungen tatsäch­lich ausbleichen, aber auch mit Inhalts­stoffen der Farbe reagieren und an den betroffenen Haut­stellen Juck­reiz, Schwel­lungen und Rötungen auslösen. Haut­ärzte sprechen von phototoxischen Reaktionen. Tätowier­farben bestehen im Wesentlichen aus Farbpigmenten und Trägerflüssig­keiten, die noch zahlreiche andere Stoffe wie Konservierungs­stoffe enthalten. „Für phototoxische Reaktionen ist es egal, ob die Farben aus synthetischen Ausgangs­stoffen hergestellt werden oder aus pflanzlichen“, sagt der Laserspezialist Professor Hans-Peter Berlien von der Berliner Elisabeth Klinik. Wer Reaktionen fest­stelle, solle die Haut sofort abdecken. Ob Tätowier­farben durch Sonnen­einstrahlung darüber hinaus krebs­er­regende oder andere gesund­heits­schädliche Substanzen entstehen lassen können, ist laut Bundes­institut für Risiko­be­wertung noch nicht erforscht.

Tattoos sind kein permanenter Sonnen­schutz

Mancher Tätowierte mag seine Tätowierung als permanenten Sonnen­schutz betrachten. Tatsäch­lich können Bilder und Schriftzüge auf der Haut teil­weise UV-Licht absorbieren, so dass weniger Licht in die Haut eindringt. Doch Professor Berlien warnt: „Es können Haut­zellen über den Tätowier­farben liegen.“ Ohne Extra-Sonnen­schutz seien sie der Sonne direkt ausgeliefert. Hinzu kommt, dass der natürliche Sonnen­schutz dieser Haut­zellen verringert sein kann. „Im Bereich der Einstich­stellen ist die Hornhaut dünner“, sagt Professor Berlien. Das liege daran, dass jede Tätowierung mit einer mehr oder minder starken Narben­bildung abheile. Schließ­lich werde die Farbe nicht unter, sondern durch die Haut hindurch gespritzt. Wer frisch gestochene Tätowierungen hat, sollte die betreffenden Haut­partien mindestens drei Monate lang nicht der prallen Sonne aussetzen.

Tipp: Die Stiftung Warentest hat auch Tätowierfarben getestet.

Fazit: Lieber herkömm­liche Sonnen­schutz­mittel nutzen

Der Tattoo-Stick 50+ über­zeugt nicht als Sonnen­schutz­mittel. Der Schutz vor UVA-Strahlen fehlt praktisch gänzlich, der vor UVB-Strahlen ist nur halb so hoch wie versprochen. Menschen mit Tatoos können zu herkömm­lichen Sonnen­schutz­mitteln greifen. Eine Auswahl von Produkten mit verläss­lichem Sonnen­schutz­faktor bieten die Tests der Stiftung Warentest. Wer mehr über Inhalt­stoffe und allgemeine Risiken von Tätowier­farben erfahren möchte, findet hier den Test von zehn Tätowierfarben aus dem Jahr 2014.

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