
Das Microsoft Surface Pro X – im Test der Stiftung Warentest werden die hohen Erwartungen leider nicht erfüllt. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Vor dem Test des hochpreisigen Microsoft Surface Pro X erhofften wir uns eine kleine Revolution. Denn der eingesetzte ARM-Prozessor könnte längere Akkulaufzeiten haben als die bisher eingesetzten Prozessoren von Intel – bei gleicher Leistung. Doch mit der versprochenen „ultimativen Mobilität“ ist es nicht sehr weit her. Wo der geprüfte Edel-Rechner Surface Pro X von Microsoft gut ist und wo er noch enttäuscht, zeigt der Schnelltest von test.de.
Display und Verarbeitung unverändert top
Die Testergebnisse des Microsoft Surface Pro X sind durchwachsen. Klar im Plus sind Display und Verarbeitung. Im Vergleich mit den bereits getesteten mobilen Computern in unserer Testdatenbank rangiert das neue Gerät in der Produktgruppe „Detachables“ weit vorn in der Riege der Edel-Minis. Das Surface Pro X macht einen grundsoliden Eindruck und entspricht mit dem schmalen Rand um das Display modischen Erwartungen. Schon mit Computermäusen und Tastaturen zeigte der Softwaregigant, dass er Hardware kann, er bleibt sich mit dem neuen Surface treu. Das Touchdisplay ist hell und auf dem Niveau des Surface Pro 7.
Positive Erwähnung: Die Kameras
Microsoft überlässt die Pixeljagd anderen Anbietern und baut statt rekordverdächtiger Pixelmonster Kameramodule mit guter Bild- und Videoqualität ein. Die maximale Auflösung von 10,5 Megapixel für die Hauptkamera erlaubt Videos mit bis zu 8,3 Megapixel. Das entspricht der Auflösung von UHD-Fernsehern, wie sie inzwischen Standard sind. Fotos bei viel Licht wie auch Videoaufnahmen selbst mit hoher Auflösung sind sehr gut. Die Frontkamera hat weniger Pixel, aber allemal ausreichende 5 Megapixel bei Fotos und 2,1 bei Videos.
Tipp: Sie wollen eigentlich Tests von Kameras? Die Stiftung Warentest testet laufend Kameras.
Mit LTE und USB-C gut ausgestattet
Das eingebaute Mobilfunkmodem unterstützt UMTS (3G) und LTE (4G). Für mobile Daten können Nutzer noch eine echte Datenkarte im Nano-SIM-Format nutzen. Nötig ist das aber nicht: Im Surface Pro X steckt bereits eine eSIM. Da müssen Nutzer nur noch einen passenden Datentarif abschließen, eine physische SIM-Karte ist nicht erforderlich. Ebenfalls zeitgemäß ist die Ausstattung mit zwei USB-C-Buchsen. Beide sind gleich leistungsfähig, Stichwort Thunderbolt. Sie können zum Laden des Surface genutzt werden, mit entsprechenden Anschlusskabeln übertragen sie aber auch Daten – etwa zur Ansteuerung eines externen Monitors. Das war es aber schon: Eine klassische, große USB-Buchse fehlt genauso wie ein Kopfhöreranschluss. Für Musik ist Bluetooth angesagt, alternativ ein Adapter USB-C auf 3,5mm-Klinkenbuchse. Damit funktionieren auch kabelgebundene Kopfhörer.

Festspeicher und Steckplatz für Nano-SIM. Hinter einer kleinen Abdeckung finden sich der Steckplatz für eine Mobilfunkkarte sowie der Festspeicher. Diesen dürfen laut Microsoft nur qualifizierte Techniker wechseln. © Stiftung Warentest
Akkuleistung des Surface Pro X geringer als erwartet
Der verbaute Prozessor Microsoft SQ1 entspringt einer Kooperation mit Qualcomm. Das Unternehmen fertigt seit langem schon CPUs für Smartphones und Tablets. Die für mobile Geräte eminent wichtige Energieeffizienz realisieren Microsoft und Qualcomm nicht so gut wie erwartet. In der hauseigenen Riege findet sich mit dem intel-basierten Surface Pro 6 Besseres: Es lief 5:40 Stunden beim Surfen mit maximaler Helligkeit beziehungsweise 12:40 Stunden beim Videogucken mit gedimmtem Display. Das neue Microsoft-Modell hält nicht ganz so lange durch. Wir ermittelten 4:50 Stunden beziehungsweise 10:10 Stunden.
Windows 10 läuft, aber nicht jede App
Dem Trend zu Apps mit leistungsfähiger 64-Bit-Architektur folgt Microsoft etwas eigensinnig. Der verbaute ARM-Prozessor braucht eigens für diese Systemarchitektur geschriebene Programme. Ein Emulationsprogramm macht Apps in ihrer 32-Bit-Version zwar lauffähig, etwa das beliebte Libre Office. Doch 32-Bit-Versionen gibt es nicht von jeder App – und die Emulationssoftware bremst. Microsoft weist darauf zwar hin. Doch wer das Kleingedruckte nicht liest, wird von diesem Windows-10-Rechner vielleicht überrascht. Ob sich alle Anbieter auf Microsofts Sonderweg bei Windows-Apps einlassen, steht in den Sternen.
Schmalhans auch beim Betriebssystem
Installiert ist Windows 10 in der Home-Edition. Für den Hausgebrauch reicht das sicherlich aus. Doch ein mobiles Gerät sollte Daten verschlüsseln. Den von Microsoft dafür auserkorenen „Bitlocker“ hat nur die Pro-Version von Windows 10 dabei. Angesichts des Preises von mehr als 1 400 Euro mit Tastatur und Stift wirkt die Beschränkung auf Windows 10 Home knauserig. Dass nur Business-Kunden die Pro-Version erhalten, ist bei Microsoft aber seit längerem Hauspolitik.
Komponententausch nur als Service
Das Surface Pro X hat als Neuerung gegenüber seinen Vorgängern eine Wartungsklappe. Doch „die Festplatte darf nur von einem qualifizierten Techniker nach den von Microsoft bereitgestellten Anweisungen gewechselt werden“. Die Nutzer selbst sollten davon die Finger lassen.
Das Fazit des Schnelltests Surface Pro X
Display, Verarbeitung und Ausstattung des Surface Pro X sind wie von Microsoft gewohnt hochwertig. Der Wechsel von Intel- auf ARM-Prozessor hat aber einen Nachteil: Einige Windows-Apps laufen nur mit Emulationsprogramm als 32-Bit-Version und dadurch langsamer als 64-Bit-Apps. Die können nur installiert werden, wenn sie speziell für die ARM-Systemarchitektur kompiliert wurden. Das Angebot ist zumindest derzeit lückenhaft. Das Surface Pro 7 mit Intel-Prozessor bietet mehr Leistung für weniger Geld.
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[Update 18.12.2020] Alle Ergebnisse in der Datenbank
Die ausführlichen Testergebnisse des Microsoft Surface Pro X sind jetzt in unserer Online-Datenbank Laptops, Convertibles, Tablets mit Tastatur verfügbar. Dort gibt es Preise, Ausstattung und Testergbnisse für derzeit insgesamt 160 mobile Computer.
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@dagaeit: Dinge ändern sich in der Softwarewelt, unser Test ist schon ein Jahr alt. Bei Microsoft findet sich heute noch dieser Unterschied in der Ausstattung der Home- und Pro-Version:
https://www.microsoft.com/de-de/windows/compare-windows-10-home-vs-pro
(Bu)
Der Test enthält einen Fehler (oberflächlich recherchiert)!
Die Bitlocker Funktion ist enthalten, auch wenn "nur" die Home Version von Windows 10 mitgeliefert wird. Ich besitze ein Surface ProX und in es exisitiert die Einstellung und ist auch aktiv auf meinem Gerät.
Wenn ich mich richtig erinnere gilt das auch für andere Surface Geräte. Es scheint ein paar Anpassungen der Betriebssystemfunktionen zu geben, die die Surface Geräte aufwerten.
So ein Wechsel zur ARM-Architektur mit diesen Konsequenzen ist ein Novum für PC-Nutzer: Bislang konnte man - egal ob AMD oder Intel - davon ausgehen, dass ein Rechner jede aktuelle und steinalte Software ausführte (und Win10 kann mehr als Microsoft zugesteht).
"Windows 10 Home" finde ich hier mindestens irreführend, test.de sollte das deutlicher herausstreichen. Diesen Sonderweg hatte MS früher wenigstens "Windows RT" genannt - das ist aber sang- und klanglos wieder von der Bildfläche verschwunden.
Immerhin scheint es jetzt einen brauchbaren Emulator zu geben, aber das ist vom Betrieb einer virtuellen Maschine unter einem beliebigen Wirtssystem auch nicht mehr weit entfernt.
Ich habe selbst ein Surface Pro 4, was es von Anfang an mit Pro gab, dessen Funktionen ich aber als Privatanwender überhaupt nicht brauche - die interne SSD ist zwar "gebitlockt", aber für die entnehmbare Speicherkarte nutze ich VeraCrypt - Bitlocker war zu unzuverlässig...
Zitat: "Die können nur installiert werden, wenn sie speziell für die ARM-Systemarchitektur kompiliert wurden." Das Produkt reift -wie so oft- beim Kunden ;-)