
Zwölf Prozent Rendite sollen Aktien des Tankstellenbetreibers und Ölhändlers Petromove aus der Schweiz im Schnitt einbringen. Die Prognosen wirken aber sehr gewagt, auch wenn Petromove das Investment als sicher bezeichnet. Zudem sind die Papiere noch nicht einmal an der Börse notiert, so dass Anleger sie nicht ohne Weiteres wieder verkaufen können. Die Stiftung Warentest setzt die Petromove-Aktie darum auf die Warnliste.
Von wegen „sicher“
„12% Rendite aus der Schweiz – sicher, steuerfrei & rentabel!“ Solche wunderbaren Aussichten präsentiert Petromove Invest in einer Werbeanzeige im Internet. Wer die Anzeige anklickt, erfährt, dass es um „eine echte Aktienbeteiligung“ gehe, mit der Investoren am Erfolg der Schweizer Petromove AG direkt beteiligt seien. Diese Anlageklasse werde international „Private Equity“ genannt. Die Renditechancen lägen mit bis zu 25 Prozent deutlich über allen anderen Sachwertinvestments, heißt es. Das ist allerdings verbunden mit hohen Risiken. Von „sicher“ kann also keine Rede sein.
Kleiner Anbieter im Tankstellen-Markt
Der Eindruck verfestigt sich bei Lektüre der Informationen, die Stiftung Warentest auf Anfrage per Email zugeschickt wurden. Petromove betreibt demnach aktuell 11 Tankstellen in der Schweiz, handelt mit Mineralölprodukten und transportiert etwa 20 Millionen Liter Benzin, Diesel und Heizöl für Dritte. Die Gesellschaft setze auf den „Trend zu mehr Tankstellen-Shops“. 2013 sei es gelungen, die Anzahl der Tankstellen zu verdoppeln „und die Entwicklung – es sind bereits 5 weitere Tankstellen in Anbahnung – zeigt, dass eine erneute Verdopplung in 2014 realistisch ist.“ Viele Grundstückseigentümer nähmen von ausländischen Großkonzernen Abstand und sprächen bevorzugt einem Schweizer Betreiber ihr Vertrauen aus.
Erzielte Umsätze und Gewinne werden nicht genannt
Petromove kündigt an, im Juli 2014 eine weitere Tankstelle übernehmen zu wollen. Außerdem enthält die Mitteilung einen „Research Report“, der von der Aufmachung her an die Mitteilungen von Finanzanalysten erinnert, aber vom Unternehmen selbst stammt. Er enthält ambitionierte Prognosen zum Wachstum der Aktiengesellschaft, obwohl Petromove selbst die Wachstumsaussichten des Benzin- und Diesel-Marktes als gar nicht so positiv darstellt. Petromove will das mit innovativen Konzepten für Tankstellen-Shops ausgleichen. Bereits erwirtschaftete Umsätze und Gewinne nennt die Gesellschaft dagegen nicht einmal auf Nachfrage. Petromove präsentiert zwei Szenarien mit jeweils 90 und 175 Tankstellen bis 2021. Der Geschäftsplan sehe bis 2017 etwa 50 Petromove-Tankstellen im Betrieb vor, teilt das Unternehmen zudem in der Email mit: „Der Umsatz ist damit 4–5mal höher als heute, und auf Grundlage dieser Entwicklung gehen wir davon aus, dass sich der Wert der Petromove AG um 50 % bis Ende 2017 steigern wird.“
Altaktionäre stoßen Aktien ab
Aus diesem Grund habe man sich entschieden, „eine begrenzte Anzahl von Aktien zum Preis von 3,50 CHF (2,85 EUR) an Investoren aus verschieden Segmenten freizugeben“, fährt die Gesellschaft fort und führt als Bewertungsgrundlage ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young an, das allerdings nicht beigefügt ist und auch auf Anfrage nicht übersandt wurde. Petromove betont, dass es sich dabei nicht um eine Kapitalerhöhung handle, „die eine Verwässerung des Aktienkapitals zur Folge hätte“. Das ist allerdings ein seltsames Argument – bedeutet es doch, dass die Altaktionäre Kasse machen. Das vereinnahmte Eigenkapital werde zwar„in voller Höhe zur Realisierung neuer Standorte gemäss Investitionsplanung verwendet“, heißt es im „Research Report“. Auf Nachfrage äußert sich Petromove aber nicht dazu, ob und in welchem Umfang die Mittel aus den Aktienverkäufen dem Unternehmen überhaupt zu Gute kommen. Bis Redaktionsschluss gab Petromove auch keine Antwort auf die Frage, warum die Altaktionäre trotz der angeblich so guten Aussichten gerade jetzt Bestände abgeben.
Basis der Prognosen unklar


„Bei planmäßiger Geschäftsentwicklung wird somit eine jährliche Durchschnitts-Rendite von 12,5 % pro Aktie erwartet“, verkündet Petromove in der Email. Verzögert sich der Aufbau der Tankstellen freilich, „sinkt die erwartete jährliche Durchschnitts-Rendite auf 8,3 %.“ Wie Petromove auf diese Zahlen kommt, bleibt unklar. Denn mit der in Aussicht gestellten Bardividende von 0,20 Schweizer Franken pro Aktie ab 2015 lässt sie sich nicht erklären. Auf eine positive Kursentwicklung aber können Aktionäre nicht wirklich setzen. Denn die Aktie wird lediglich außerbörslich gehandelt. Ob und zu welchen Kursen ein Verkauf zum gewünschten Zeitpunkt möglich ist, ist somit völlig offen. Auffällig: Nach einer Anfrage von Stiftung Warentest wurde die Werbung geändert. Die Renditeerwartung von 12 Prozent ab 2014 fehlt nun auf der Website von Petromove Invest, die vermeintlichen Vorteile wurden etwas moderater formuliert (siehe Screenshots).
Fazit: Nichts für Privatanleger
Die nicht börsennotierte Aktie ist keineswegs sicher und eignet sich nicht für Privatanleger. Die Prognosen erscheinen überambitioniert. Wegen des hohen Risikos und der vielen offenen Fragen wird Finanztest die Petromove AG beim nächsten Update auf die Warnliste Geldanlage setzen.
Vor-Ort-Besuche nähren die Zweifel weiter
[Update 20. März 2014]: Reporter der ARD haben fünf von elf Petromove-Tankstellen besucht und darüber in der ARD-Fernsehsendung Plusminus berichtet (siehe auch boerse.ard.de). Bei allen habe es sich um Selbstbedienungstankstellen „ohne Shop in beschaulichen Schweizer Dörfern“ gehandelt. In einer Bildergalerie präsentieren die Reporter Fotos der fünf Tankstellen in Seewen, Ziefen, Bretzwil, Nunningen und Erlinsbach. Mit nur ein bis zwei Zapfsäulen wirken die Petromove-Tankstellen alles andere als hochmodern und innovativ. Auch der Geschäftsführer der Schweizer Erdölvereinigung, Roland Bilang, zeigte sich verwundert über die Versprechungen von Petromove: „Die Zahl von 12 Prozent hat uns sehr erstaunt. Der Tankstellenmarkt in der Schweiz ist gesättigt. Die Zahl der Tankstellen bleibt konstant mit leicht sinkender Tendenz und auch rein physisch ist da wenig Platz – die guten Orte sind vergeben.“ [Update Ende]
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@sclerfan: Wir kritisieren die Art, wie Werbung für die Aktien gemacht wurde. Es handelt sich unter anderem keineswegs um eine Anlage, die „sicher“ ist. Zudem lassen sich die Angaben zur erwarteten Rendite nicht einmal aus den Prognosen von Petromove selbst nachvollziehen. Das ist völlig unabhängig von der Unternehmensgröße. (AK)
Unternehmer braucht das Land und Kleinunternehmer finden Nischen. Warum soll es nicht möglich sein in der Schweiz ein alternatives Tankstellennetz aufzubauen? Warum sollen bei entsprechenden Kostenstrukturen die angepeilten Gewinne nicht erreichbar sein? Es ist schade, dass die positiven Seiten eines kleinen Unternehmens gar nicht bewertet werden. Auch Rockefeller soll mal klein angefangen haben, zum Glück für ihn gab es damals noch keinen derartigen medialen Rummel durch welchen seine Ideen und Visionen zerhackt wurden. Ich wünsche mir mehr Neutralität bei der Stiftung Warentest. Wenn die Beschreibung nicht passt, muss deshalb die Idee schlecht sein?
Ich wünsche der Petromove AG viel Erfolg!