
Der Wechsel vom Sparbuch zum Tagesgeldkonto bringt Geld und klappt gut. Unser Praxistest ergab aber auch: Vier Banken sollten nachbessern.
0,3 Prozent sind nichts
Geld auf einem Sparbuch verzinst sich derzeit mit etwa 0,3 Prozent pro Jahr. Das ist – salopp gesagt – nichts. Trotzdem besitzen noch zwei Drittel der deutschen Haushalte ein Sparbuch. Weniger als ein Fünftel dagegen haben ein Tagesgeldkonto. Dabei ist der Zins für die besten Konten dieser Art mit rund 1 Prozent dreimal so hoch.
Reich werden Tagesgeldsparer zwar nicht, bei einer Inflationsrate von rund 1 Prozent machen sie aber zumindest kaum Minus.
Tagesgeld funktioniert so einfach wie ein Sparbuch, ist ebenso sicher und sogar flexibler. Sparer kommen an das gesamte Geld, wann immer sie wollen. Die Banken können zwar jederzeit ihren Zins ändern, doch genauso leicht können Kunden ihr Geld auf dem nächsten Konto parken.
Direktbanken zahlen mehr Zinsen
Die besten Zinsen für Tagesgeld bieten Direktbanken. Sie machen oft nur wenige verschiedene Angebote, führen die Konten ihrer Kunden meist online oder telefonisch und verzichten auf ein teures Filialnetz.
Doch noch immer scheuen sich viele Menschen vor solchen Banken. Finanztest hat geprüft, wie gut sich die Onlinekonten in der Praxis bewähren.
Das Ergebnis ist erfreulich: Sparer können ein Tagesgeldkonto in wenigen Tagen eröffnen. Überweisungen sind sicher, die Scheu vor einer Onlinebank ist unbegründet. Auch die ausländischen Banken erfüllen meist unsere Qualitätskriterien.
Unsere Tester haben bei 22 Onlinebanken Tagesgeldkonten eröffnet, Geld überwiesen, Mailanfragen gestellt und eine Kontosperre verlangt. Wir haben sie zu den Banken geschickt, die Anfang 2014 die besten Zinsen für Bestands- oder Neukunden anboten.
Wir haben auch geprüft, wie die Banken Kunden vor Onlinebetrügern schützen und wer haftet, wenn doch etwas passiert.
Der Testsieger ist die ING-Diba mit dem Finanztest-Qualitätsurteil sehr gut. Die Bank bietet eine Verzinsung von 0,8 Prozent pro Jahr, für Neukunden sind es 1,25 Prozent.
Vier Banken nur ausreichend
Zwölf Banken schnitten gut ab, fünf befriedigend. Nur ausreichend waren die Advanzia Bank, die Amsterdam Trade Bank, die Denizbank und die Garantibank. Alle vier Banken haben erhebliche Mängel in den Haftungsregeln.
Sollte einmal durch Betrug ein Schaden passieren, soll der Kunde bei der Advanzia Bank und der Amsterdam Trade Bank sein Recht nicht in Deutschland, sondern in Luxemburg oder den Niederlanden einklagen können. Denizbank und Garantibank möchten dem Kunden das ganze Risiko des Missbrauchs aufbürden, obwohl das Gesetz auch den Instituten einen Teil des Risikos zuweist.
Mehr ausländische Banken
Das Gesamtergebnis deckt sich im Großen und Ganzen mit dem der Untersuchung vor fünf Jahren, auch wenn nicht alle Banken von damals im aktuellen Test sind.
Wir haben Tester zu den Banken geschickt, deren Zinsen für Tagesgeld im Januar 2014 über dem Durchschnitt waren oder die besonders gute Angebote für Neukunden hatten.
Alle vier Banken, die sich bei der Untersuchung vor fünf Jahren vor der ING-Diba platzierten, fehlen in diesem Jahr. Ihre Konditionen waren nicht mehr spitze.
Dieses Mal sind mehr ausländische Banken im Test. Sie gehen mit guten Zinsangeboten in Deutschland auf Kundenfang, um weiter zu wachsen.
Gleichzeitig profitieren sie vom höheren Zinsniveau in ihren Heimatländern: Hierzulande orientieren sie sich an den niedrigeren Zinsen deutscher Anbieter und in der Heimat können sie das Geld für mehr Zinsen verleihen.
Einlagen bei allen Banken gesichert
Sowohl bei den deutschen als auch bei den ausländischen Banken im Test ist das Geld der Sparer mindestens bis 100 000 Euro pro Anleger geschützt, wenn die Bank pleitegeht. So ist es innerhalb der Europäischen Union gesetzlich vorgeschrieben.
Die meisten Banken auf dem deutschen Markt sichern freiwillig weit höhere Beträge ab, zum Beispiel als Mitglied im freiwilligen Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken. Er schützt Spargeld in Millionenhöhe. Für eine solche zusätzliche Sicherung bekamen zehn Banken im Punkt Haftung Zusatzpunkte.
Bei allen anderen sollten vorsichtige Anleger nicht mehr als 100 000 Euro pro Person und Bank anlegen.
Kontoeröffnung binnen einer Woche
Bei der Kontoeröffnung ist in Details noch Luft nach oben. Sehr gut klappte sie nur bei der ING-Diba, bei MoneYou, der Onlinemarke der niederländischen ABN Amro Bank, und beim Direktversicherer CosmosDirekt. Manchmal haperte es aber mit demTempo.
Spätestens eine Woche nachdem der Bankkunde den Antrag gestellt hat, sollte er Zugriff auf sein Tagesgeldkonto haben. Das schaffte knapp ein Drittel der Banken.
Oft können Kunden die Unterlagen am Bildschirm ausfüllen und ausdrucken. Selbst bei der ING-Diba, die ihre Kontoeröffnungsunterlagen per Post schickt, stand der Zugang nach längstens elf Werktagen zur Verfügung, meist früher. MoneYou und Renault Bank Direkt waren am schnellsten. Sie schafften es teilweise von einem Tag auf den anderen.
Extrem lange Wartezeiten von mehreren Wochen – wie vor fünf Jahren bei der Mercedes Bank – gab es dieses Mal nicht. Die Autobank war damals von Neukunden förmlich überrannt worden, weil sie im Vergleich zur Konkurrenz ungewöhnlich hohe Zinsen bot.
Ärgerlich ist ein verzögerter Zugriff auf das Konto, wenn das dafür vorgesehene Geld einstweilen unverzinst auf dem Girokonto liegt. Pluspunkte gab es in unserem Test, wenn der Kunde gleich nach der Bestätigung seines Antrags Geld auf das Tagesgeldkonto überweisen konnte und nicht erst auf die Zugangsdaten warten musste. Das geht bei unserem Testsieger ING-Diba, bei MoneYou, CosmosDirekt und RaboDirect.
Geldwäscheregeln umgangen
Ein Konto dürfen in Deutschland nur Menschen eröffnen, die sich zweifelsfrei legitimiert haben. Das können sie in einer Postfiliale mit dem Post-Ident-Verfahren tun siehe Checkliste.
Unser Schlusslicht Advanzia Bank und die Amsterdam Trade Bank wählen ein weniger strenges Verfahren. Ihnen reicht es, wenn der Kunde mit dem Kontoantrag eine Kopie seines Personalausweises schickt.
Das ist ganz praktisch. Aber das strengere deutsche Verfahren soll Geldwäsche verhindern. Auch wenn das für die Kunden ein eher theoretisches Problem ist, haben wir Verfahren, die nicht deutschem Recht entsprechen, schlechter bewertet.
Das verkürzte Verfahren beschleunigt die Kontoeröffnung übrigens nicht. Bis unsere Tester Zugang zum Konto hatten, verging mindestens eine Woche, bei der Advanzia Bank sogar einmal mehr als zwei Wochen.
Kontosperre problematisch
Hatten unsere Testkunden das Konto eröffnet, gab es bei der Kontoführung keine gravierenden Probleme. Die meisten Banken drängen ihre Kunden zu einem sicheren Passwort. Es sollte mindestens acht Stellen haben und aus Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen bestehen. Kontostandsabfragen waren jederzeit möglich, Rücküberweisungen auf das Referenzkonto klappten.
Einige Banken enttäuschten mit ihren Antworten auf die E-Mail-Anfragen unserer Tester: Entweder dauerte es lange, bis eine Antwort kam, oder sie war nicht korrekt.
Probleme gab es, wenn die Tester telefonisch eine Kontosperre verlangten, weil sie die Zugangsdaten verloren hatten. Meist argumentierten die Banken, dass eine Sperre nicht nötig sei, weil Überweisungen nur auf das Referenzkonto möglich sind. Wir finden aber, dass sie dem Wunsch des Kunden nachkommen sollten. Insgesamt gab es bei sieben Banken Probleme. CosmosDirekt und die Renault Bank Direkt haben in keinem der drei Fälle das Konto gesperrt.
Manche nahmen den Sperrauftrag entgegen, taten aber nichts. Die Tester hatten mit den alten Zugangsdaten weiter Zugriff.
Schutz vor Betrügern
Der Missbrauch von Tagesgeldkonten durch Betrüger war bisher kein Thema. Trotzdem haben wir von den Banken Vorkehrungen verlangt, die unberechtigte Zugriffe aufs Konto verhindern.
Wir haben überprüft, ob die Bank Überweisungen wirklich nur auf ein Referenzkonto zulässt und ob dieses Konto auf den Namen des Kontoinhabers lauten muss. Diese Bedingung haben bis auf die DAB Bank, die Denizbank, die FFS Bank und Cortal Consors alle im Test erfüllt.
Nur wenn Überweisungen vom Tagesgeldkonto auf jedes andere Konto möglich waren, haben wir geschaut, wie sicher die dafür angebotenen Onlinebanking-Verfahren sind. Auch hier mussten wir nur wenig Punkte abziehen.
An der Sicherheit hatten wir also kaum etwas auszusetzen. Wir erwarten dennoch faire Haftungsregeln für den Fall, dass doch einmal etwas passiert. Immerhin hat Onlinebetrug seit dem Test vor fünf Jahren zugenommen. Bisher haben die Betrüger hauptsächlich die Girokonten im Visier.
Fast alle Banken legten den Kunden im Rahmen der Kontoführung keine übertriebenen Pflichten auf und sie müssen höchstens nach grob fahrlässigem Verhalten einen Teil des Schadens tragen. Die vier Ausreißer Advanzia Bank, Amsterdam Trade Bank, Denizbank und Garantibank mit schlechteren Haftungsregeln sollten nachbessern.