
Reisebegleiter. Die fünfjährige Nele und ihr kleiner Bruder Mattis dürfen auf langen Autofahrten ans Tablet. © Pablo Castagnola
Mit speziellen Apps und Bedienoberflächen können Eltern für ihre Kleinen Tablets altersgerecht einstellen. Doch nicht alle eignen sich für jedes Alter.
Nele und ihre Familie reisen gern. Als Nächstes gehts für die vier Berliner auf einen Bergbauernhof in Österreich. Bevor Nele und ihr Bruder Mattis gemeinsam mit Mama und Papa Kühe füttern und Ponys reiten können, steht ihnen eine neunstündige Autofahrt bevor. Für die Fünfjährige ist das kein großes Problem. Neben Hörspiel-CDs und Malblock hat Nele auch ein Tablet im Gepäck. Darauf kann sie ihre Lieblingsserie „Bibi und Tina“ angucken, puzzeln oder Spiele spielen.
Eltern sorgen mit speziellen Apps und Einstellungen dafür, dass Kinder wie Nele am Tablet wirklich nur die Inhalte zu sehen bekommen, die sie sehen sollen. Sie können die Bildschirmzeiten begrenzen, Altersfilter einstellen oder In-App-Käufe deaktivieren.
Fünf Möglichkeiten, mit denen Eltern Tablets für ihre Kinder altersgerecht gestalten können, haben wir geprüft. Darunter solche, die bei den wichtigsten Anbietern von Android-Tablets, Samsung, Huawei und Lenovo, bereits vorinstalliert sind. Bei Samsung heißt sie schlicht „Kindermodus“, bei Huawei „Kids Corner“ und bei Lenovo „KidOZ“. Besitzer von Amazon-Fire-Geräten können die App „Amazon Freetime“ anwenden. Nutzer von Apples iPad finden ab iOS 12 bereits im Betriebssystem viele Möglichkeiten, es passend zu machen: unter Einstellungen im Menü „Bildschirmzeit“.
Wir wollten wissen, wie kindgerecht die Oberflächen gestaltet sind und ob die getätigten Einstellungen tatsächlich wirksam sind und sich nicht austricksen lassen (Testkommentare).
Unser Rat
- Amazon Freetime Unlimited
- überzeugt mit kindgerechten Inhalten. Die sind an ein Abo-Modell geknüpft. Samsungs Kindermodus bietet eine kindgerechte Oberfläche, die Nutzungszeiten lassen sich nicht sehr flexibel steuern. Huaweis Kids Corner richtet sich eher an kleinere Kinder, Apples „Bildschirmzeit“ an ältere. KidOZ bei Lenovo braucht für viele Anwendungen Internetzugang.
Zuerst müssen die Eltern ran
Bevor die Kinder sorgenfrei losspielen dürfen, müssen zuerst Mama oder Papa ran. Alle genannten Anbieter haben die Oberfläche für Kinder bereits vorinstalliert oder ins Betriebssystem integriert. Sie besteht aus zwei Teilen: einem Bereich für die Erwachsenen, der per Code geschützt ist, damit das Kind nicht darauf zugreifen kann, und dem eigentlichen Kindermodus. Im Elternbereich können sie zum Teil Profile für mehrere Kinder verschiedenen Alters anlegen. Es lässt sich einstellen, wie lange der Nachwuchs maximal spielen darf.
Nicht stundenlang spielen

Ohne Tablet spielen. Für Augen und Motorik sind Pausen vom Gerät wichtig. © Pablo Castagnola
Ausgefeilte Möglichkeiten bietet Apple: Vater oder Mutter können für bestimmte App-Kategorien eine maximale Nutzungszeit festlegen oder bestimmte Anwendungen nicht limitieren. So können sie sicherstellen, dass die Kleinen jederzeit Kinderbücher ansehen dürfen, aber nicht stundenlang Spiele spielen.
Bei Amazon Freetime können Eltern auch Tagesziele definieren, an deren Erfüllung die Nutzung anderer Inhalte geknüpft ist. Die Elterneinstellungen waren bei allen Oberflächen wirksam und konnten im Kindermodus nicht umgangen werden. Apple-Nutzer sollten aber wissen, dass etwa die Einstellungen für den Altersfilter nur für Inhalte gilt, die bei Apple gekauft wurden, nicht aber für Dritt-Apps.
So finden Eltern kindgerechte Apps

Kindgerecht. Spezielle Oberflächen machen es den kleinen Nutzern leichter.
Welche Inhalte und Apps die Erwachsenen für ihre Kinder freigeben, müssen sie selbst entscheiden. Eine Orientierung bieten zwei Angebote von Jugendschutz.net – das ist das Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Eltern können unter app-geprüft.net nachlesen, wie das Zentrum Spiele-Apps hinsichtlich ihrer Kinder- und Jugendtauglichkeit bewertet. Auf klick-tipps.net veröffentlicht es konkrete App-Empfehlungen.
Wie lange am Stück sollten die Kleinen ein Tablet nutzen? Die Pädagogin Marion Lepold erforscht den Einsatz von digitalen Medien in Kitas. Sie rät: „Eltern sollten ihr Kind genau beobachten. Nicht nur während es am Tablet spielt, sondern auch in der Zeit danach, denn Kinder reagieren sehr unterschiedlich.“ Eine Studie der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte, die 2017 vorgestellt wurde, könnte Eltern hingegen verunsichern. Sie sieht einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Smartphones und Tablets undeiner verzögerten Sprachentwicklung. Die untersuchten Kinder waren mit einem Alter von 18 Monaten allerdings recht jung.
Nele legt das Tablet häufig selbst nach einer Weile weg. Spätestens wenn sie auf dem Bauernhof angekommen ist, verschwindet es ganz im Koffer. Dann spielt sie lieber selbst „Bibi und Tina“.
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Als ich diesen Beitrag in "test" 6/2019 sah, war ich ensetzt. Anstatt deutlich vor den Gefahren beim Umgang mit Tablets & Co. von zu jungen Kindern zu warnen, geht Warentest lieber mehr auf anderes ein. Selbst bei einem Bildkommentar wird kräftig Wichtiges verdreht. Zitat: "... Für Augen und Motorik sind Pausen vom Gerät wichtig." Das vermittelt für mich, dass ruhig länger an diesen Geräten "gespielt" werden kann. Ich finde das krank und stehe damit nicht allein. Sind Warentest die Vorbehalte und Warnungen von Ärzten, Psychologen usw. vor zu frühzeitigem Einsatz digitaler Technik denn nicht bekannt? Oder wird das nur ausgeblendet?
Wenn ich den Spruch von der (sehr jungen) Diplom-Sozialpädagogin lese, "Kinder haben ein Recht auf GUTES Aufwachsen und dazu zählt für mich auch die Nutzung neuer Medien..", dann wird mir einfach nur schlecht. Noch naiver (und industrienäher) geht nicht!