
Im Café, im Park oder heimlich im Büro: Per Internet können Zuschauer fast überall fernsehen – gratis! ARD, ZDF und fünf Streamingdienste im Vergleich.
Anpfiff für das letzte, vielleicht entscheidende WM-Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft ist um 16 Uhr. Da das Duell mit Südkorea an einem Mittwoch stattfindet, dürften es viele Fans nicht rechtzeitig von der Arbeit nach Hause vor den Fernseher schaffen. Die Rettung heißt TV-Streaming. Das Bildsignal kommt dabei via Internet statt per Antenne, Satellit oder Kabel. So lässt sich das Spiel unterwegs am Tablet, Laptop oder Smartphone verfolgen. Und das Beste: Oft ist der Empfang kostenlos.
Ob Fans auf dem Heimweg in der Bahn mitfiebern oder heimlich im Büro: Sie brauchen auf jeden Fall einen Anbieter, der die Bilder bereitstellt. Wir haben die fünf wichtigsten Streamingdienste sowie die Onlineangebote von ARD und ZDF geprüft: Was kosten sie? Welche Sender sind im Repertoire? Wie gut sind Bild und Ton? Was fällt beim Bedienen auf? Wie gehen die Dienste mit Nutzerdaten um? Die größten Unterschiede zwischen den Portalen zeigen sich bei der Verfügbarkeit von Privatsendern und hochauflösenden HD-Kanälen (Tabelle Streaming-Dienste).
Basispakete sind gratis
ARD und ZDF strahlen ihr Programm online komplett kostenlos aus, möglich ist das dank des Rundfunkbeitrags. Auch alle fünf Streamingdienste bieten Gratis-Varianten – mit abgespecktem Repertoire.

In ihren Bezahl-Paketen liefern die Anbieter teils mehr als 50 Sender, darunter aber oft Nischen- und Lokalkanäle. Wir haben uns beim Repertoire-Check auf 30 wichtige Sender mit hohem Marktanteil konzentriert. Die Gratis-Pakete von Magine TV und Zattoo zeigen 18 dieser Kanäle, Couchfunk und TV Spielfilm haben 17 und Waipu bietet 16 (Grafik Dieser Anbieter hat das beste Repertoire).
Nur bei Magine TV sind darunter auch HD-Kanäle. Die Konkurrenten bringen die wichtigsten Sender in den Gratis-Paketen lediglich mit Standardauflösung (SD). Wer bessere Bildqualität, mehr Sender und Zusatzfunktionen will, muss zahlen. Meist fallen 10 Euro pro Monat an. Antennen- und Sat-Nutzer geben für vergleichbare Angebote monatlich 5,75 Euro aus. Kabel-TV und IPTV – Internetfernsehen mit Receiver – sind aber oft noch teurer als Streaming.
Unser Rat
Das beste Angebot hat Magine TV – sowohl im Gratis- als auch im Bezahlpaket. Allgemein gilt: Einfach ausprobieren! Alle Dienste im Test liefern Gratis-Inhalte. Selbst für Bezahl-Pakete gibt es oft kostenlose Probephasen. Gefällt Ihnen ein Portal, können Sie es abonnieren. Abos kosten meist 10 Euro im Monat und sind kurzfristig kündbar.
Aufpreis für Private
Was den kostenlosen Angeboten grundsätzlich fehlt, sind die großen Privatsender: RTL, Sat.1 und ProSieben tauchen nur in den Bezahl-Paketen auf. Selbst dort laufen die Kanäle der RTL-Gruppe oft nur in SD. Einzig Magine TV bietet alle besonders populären Privaten in HD.
Gut für Fußballfans: Die WM wird vollständig von ARD und ZDF übertragen. Diese Sender sind auf fast allen Portalen im Test gratis verfügbar. Die einzigen Ausnahmen: In der ARD-App gibt es kein ZDF – und beim ZDF fehlt Das Erste.
Gutes Bild bei schneller Verbindung
In der Bild- und Tonqualität zeigen sich bei Sendungen in Hochauflösung kaum Unterschiede zwischen den Diensten. Alle sieben Anbieter schneiden hierbei gut ab.
Voraussetzung für ein vernünftiges Bild ist aber eine schnelle, stabile Internetverbindung mit mindestens 2 Megabit pro Sekunde. Ideal sind 16 Megabit oder mehr. Zu Hause ist das oft kein Problem. In Städten klappt es oft auch unterwegs per Mobilfunkverbindung. Allerdings braucht der Nutzer dann einen üppigen Datentarif: Bei den meisten Diensten im Test verschlingt ein WM-Spiel in HD mehr als 2 Gigabyte – mehr als viele Kunden sonst in einem Monat verbrauchen. Schwierig kann es in ländlichen Regionen werden: Dort reicht die Surfgeschwindigkeit per Mobilfunk oft nicht für eine flüssige Videowiedergabe.
Wer nicht weiß, wie schnell die eigene Verbindung ist, kann das mit sogenannten Speedtests ermitteln – diverse Apps und Seiten bieten solche Tests gratis an.
Verpasstes nachholen dank Archiven
TV-Streaming beschränkt sich nicht auf aktuell laufende Sendungen. Alle sieben Dienste bieten auch einen Blick in die Vergangenheit – in Form von Mediatheken. Diese Archive speichern bereits gelaufene Sendungen, damit Nutzer sie nachholen können. Praktisch, falls das Deutschland-Spiel parallel zur Lieblingsserie läuft.
Bei ARD, ZDF und Zattoo sind diese digitalen Schatztruhen sehr umfangreich. Das Archiv von Magine TV hingegen umfasst nur wenige Sender, vor allem kleinere Private. Die Mediathek von Waipu bietet Dokus, Spielfilme und andere Videos, basiert aber nicht auf TV-Sendungen. Bei Couchfunk haben nur iOS-Nutzer Zugang zu einem Archiv, sie müssen dafür zunächst die separate Gratis-App „TV.de Mediatheken“ herunterladen. TV Spielfilm unterhält kein eigenes Archiv, setzt aber innerhalb seiner Apps Links, die direkt zur gewünschten Sendung in den Mediatheken öffentlich-rechtlicher Sender führen.
Fußball für Papa, Simpsons für Anna
Streamingdienste punkten mit weiteren Zusatzfunktionen: So gestatten alle kommerziellen Portale in den Bezahl-Paketen die gleichzeitige Nutzung auf mehreren Geräten. Das geht auch in den Gratis-Varianten: Dafür lädt sich einfach jedes Familienmitglied die jeweilige App auf ein separates Gerät herunter. Dann können Mama und Papa vor dem Fernseher den Schiri anschreien, während ihre Tochter am Tablet über die Simpsons lacht.
Falls Mama doch lieber mit dem Jüngsten ins Schwimmbad fliehen möchte, kann sie vorher zum Beispiel die Kindersendung „logo!“ herunterladen, um sie dem Sohnemann auf der Liegewiese zu zeigen – im Offline-Modus, ganz ohne Internetverbindung. Videos zum Download gibt es allerdings nur bei ARD und ZDF.
Freiheit dank Internet
TV-Streaming macht unabhängig: Zuschauer sind nicht mehr an ihr Zuhause oder an Sportbars gebunden. Sie brauchen nicht mal mehr unbedingt einen Fernseher – Computer, Tablet oder Smartphone reichen. Anders als etwa beim Kabelfernsehen müssen sie keinen langfristigen Vertrag abschließen. Und selbst die Bezahl-Pakete lassen sich meist monatlich kündigen. Wer nur die Gratis-Angebote nutzt, kommt mitunter sogar ganz ohne Registrierung aus.
Streamingdienste sind ideal für unterwegs, sie können aber auch zu Hause den bisherigen Empfangsweg ersetzen. Dieser Umstieg – im Englischen „Cord-cutting“ (Kabel zerschneiden) genannt – fällt Besitzern von Smart-TVs besonders leicht. Sie installieren einfach die Apps der Streamingdienste auf ihrem Fernseher. Wer noch ein TV-Gerät ohne Netzwerkfunktionen nutzt, kann es mithilfe von Adaptern wie Google Chromecast, Amazon Fire Stick oder Apple TV ins Online-Zeitalter beamen.
Tooooor! Die Nachbarn jubeln zuerst
TV-Streaming bringt viele Vorteile mit sich. Wir wollen die Nachteile aber nicht unerwähnt lassen (Schön flexibel, aber ganz schön langsam). Besonders nervig ist die Zeitverzögerung, gerade bei Liveübertragungen: Streaming ist der langsamste Empfangsweg. Im Test hinkten die Online-Bilder zwischen 20 und 50 Sekunden hinter Sat-Signalen her. Wer via Internet WM-Spiele anschaut, hört die Nachbarn oft schon jubeln, bevor er selbst auch nur den Torschuss sieht. Für dieses Problem gibt es zwei Lösungen: Kopfhörer aufsetzen oder einfach die Nachbarn zum gemeinsamen Fußballabend einladen.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
Für mich wäre noch die Möglichkeit der gleichzeitigen Nutzung entscheidend. Bei TV Spielfilm kann man beispielsweise die App auf mehreren Geräten installieren, aber ich kann nur einen Stream nutzen! Die anderen Installationen haben dann "Sende- bzw. Empfangspause". :(
Unter Kosten- Nutzen-Abwägungen wären Informationen zur gleichzeitigen Nutzung sicher hilfreich.
Zumindest für die kostenpflichtigen Varianten muss ich mich anmelden... mit persönlichen Daten und Zahlungsdaten. Der Anbieter weiß also genau, welche Sendungen Herr X und Frau Y wann, wie lange schauen. Logisch bei Streamingdiensten. Da will mir ehrlich gesagt nicht ganz einleuchten, was an der Weitergabe des Mobilfunkanbieters (technisch übrigens verständlich) noch irgendwie kritisch sein soll.
Eine Geräte-ID ist unveränderlich und deshalb kritischer als eine veränderbare Werbe-ID. OK. Der Anbieter weiß mit beiden Daten aber zunächst (wenn ich nicht angemeldet bin) nicht ehr über mich als eine Nummer. Bin ich angemeldet, weiß er eh, wer ich bin. Schlimmer ist es, wenn jemand auf alle Datenbanken Zugriff erlangen und die Daten zu einem kompletten Bewegungs- und Kommunikationsmuster zusammenführen könnte. Und das kann bisher nur einer: der Staat. Da erwarte ich aufgrund der Finanzierungsstruktur und Herkunft der Stiftung aber keine wirkliche Kritik. Erwartung diesbezüglich erfüllt.
Für €1 für den Artikel gerade noch ausreichend. Es fehlt eine Tabelle mit einer detaillierten Auflistung der einzelnen Angebote mit allem, was dazu gehört. Warum gibt es die nicht? So etwas erwarte ich bei einem solchen Artikel.
Und was machen ARD und vor allem ZDF in dieser Zusammenstellung? Kann man machen, ja. Aber alle anderen Angebote sind Streamingangebote, die eine Vielzahl von Sendern bieten und mehr oder weniger einen klassischen TV-Anschluss (Kabel, Satellit) ersetzen wollen. Da hat ARD (ok, rein formal sind es unzählige Dritte Programme) und ZDF (ja, Spartenkanäle mit wiedergekauten inhalten) meiner Ansicht nach nichts verloren, weil es Angebote eines einzelnen Senders nur für ihre eigenen Sendungen sind. Abe regal, solange der Rest auch im Artikel auftaucht, was ja der Fall ist.
Der Artikel erspart dem Leser sehr viel Zeit für anderweitige Klärungen und Fehlversuche. Vieles bleibt natürlich persönliche Bewertung. Auch bei Fußball-Übertragungen kann ich mir vorstellen, daß es nur wichtig ist, zeitnah (auch mit 30 s) Verzögerung informiert zu werden und nur zu erkennen, daß der Ball in die richtige Richtung fliegt. Gut zu wissen, daß dies mit einfachen und ggf. deutlich billigeren Mitteln möglich ist.