
Viele T-Shirts sind schon nach wenigen Wäschen ausgeleiert und verwaschen. Jedes zweite bedruckte T-Shirt enthält Schadstoffe.
Knapp 3 Euro kostet das schwarze T-Shirt, das wir beim Textildiscounter kik gekauft haben. Hergestellt wurde es in einer Nähfabrik in Bangladesch – unter inakzeptablen Arbeitsbedingungen. kik hat sich inzwischen von dem Lieferanten getrennt, verkauft das T-Shirt aber trotzdem. Das ist konsequent, denn „kik“ steht für „Kunde ist König“ – wen kümmert schon der Untertan im fernen Asien.
Sittenwidrige Vergütungen
Hungerlöhne, unbezahlte Überstunden, fehlender Gesundheitsschutz – Billig-T-Shirts sind oft mit dem Leid der Näherinnen erkauft. Noch immer drücken sich manche Unternehmen vor ihrer Verantwortung, wie die Untersuchung der Produktionsstätten zeigt (siehe Test CSR Damen-T-Shirts aus test 08/2010). Auch in Deutschland gibt es Missstände: Im März 2009 wurde kik zu Nachzahlungen von mehreren tausend Euro an zwei geringfügig Beschäftigte verurteilt – kik hatte sittenwidrige Vergütungen vereinbart. Zudem bescheinigte das Urteil dem Unternehmen eine Vertragspraxis, die „geradezu auf die Ausbeutung unerfahrener Arbeiterinnen“ ziele (Landesarbeitsgericht Hamm, Az. 6 Sa 1284/08, Az. 6 Sa 1372/08).

Maschenschäden und defekte Nähte wie im Bild waren häufige Verarbeitungsmängel.
Dass ein T-Shirt für 3 Euro indes auch qualitativ keine Freude macht, zeigt der Warentest. Das schwarze Basis-Shirt von kik ist nicht nur das billigste im Test, sondern auch das einzige mangelhafte: Es passte weder vor noch nach dem Waschen richtig, hatte im Neuzustand bereits defekte Nähte und Maschenschäden und sah schon nach zehn Wäschen grau und lappig aus. Insgesamt haben unsere Einkäufer 39 T-Shirts von ihrer Shoppingtour mitgebracht, schwarze Basis-Shirts und – sofern vorhanden – von jeder Marke auch ein T-Shirt mit Aufdruck. Die Preise liegen zwischen 2,99 und 40 Euro.
Formaldehyd in den Aufdrucken
Noch vor dem Waschen prüften wir die T-Shirts auf Schadstoffe. In keinem einzigen haben wir problematische Substanzen im Textil gefunden, weder in den Basis-Shirts noch in den bedruckten Shirts. Allerdings fanden wir in vielen Aufdrucken Schadstoffe, die beim Tragen auf die Haut gelangen können. So enthält die Applikation des NKD-Shirts vergleichsweise viel Formaldehyd, das in der Druckpaste enthalten sein kann. Formaldehyd kann Allergien auslösen und steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Auch die Aufdrucke anderer T-Shirts enthalten Formaldehyd, allerdings weniger. Technisch ist es nicht notwendig, zwei Drittel der Shirts kommen ohne aus.
Die Aufdrucke von Esprit Sports, Takko und Tom Tailor enthalten Dibutylzinnverbindungen, von denen einzelne die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen können. Die Mengen sind zwar gering, zinnorganische Verbindungen haben aber in T-Shirts nichts zu suchen. Immerhin: Verbotene Azofarbstoffe, chlorierte Phenole und Pestizide fanden wir gar nicht, Schwermetalle und PAK nur in Spuren. Aber nur die Hälfte der bedruckten T-Shirts ist schadstofffrei.
Tipp: Waschen Sie neue T-Shirts unbedingt vor dem ersten Tragen. Eventuelle Schadstoffe und Farbüberschüsse werden so teilweise ausgewaschen. Waschen Sie die Shirts nur zusammen mit dunklen Textilien, denn viele bluten wegen überschüssiger Farbe anfangs stark aus. Beim Reiben färben nasse dunkle T-Shirts anfangs immer ab, das lässt sich kaum vermeiden. Aber auch trocken verlor jedes zweite Shirt beim Reiben Farbe. Manche Shirts färbten sogar durch einfaches Schwitzen ab. Das sollte eigentlich nicht passieren.
Anprobe vor und nach der Wäsche

Zu weit, zu kurz oder zu eng – nach fünf Wäschen war jedes zweite Basis-T-Shirt so aus der Form gegangen, dass es unseren Models mit Normmaßen nicht mehr richtig passte: Das Basis-Shirt von Peek & Cloppenburg vorher und nachher.

Nach dem Schadstoffcheck haben wir uns den Maschen gewidmet. Zunächst die Basis-Shirts: Wie ist der Stoff verarbeitet, wie die Nähte? Raut die Oberfläche mit der Zeit auf? Übersteht es die Wäsche, ist es schnell ausgeleiert, verzogen, verwaschen? Zudem musste jedes Basis-Shirt den kritischen Blicken unserer Models bei der Anprobe standhalten – im Neuzustand und nach fünf Wäschen: Wo zwickt es, wo schlabbert es, wo ist es verdreht – kurz: Passt es?
Bei den bedruckten T-Shirts haben wir die aufwendigen Passformprüfungen und die meisten Haltbarkeitstests gar nicht durchgeführt, sondern nur das Waschverhalten geprüft – mit einem besonderen Augenmerk auf die bunten Aufdrucke. Daher bekommen die bedruckten T-Shirts in der Tabelle auch kein Qualitätsurteil, sondern sind nach dem Ergebnis der Waschprüfung sortiert siehe Tabellen Schwarze Damen T-Shirts und Damen-T-Shirts mit Aufdruck).
Billig-T-Shirts mit geringer Qualität
Tendenziell zeigt sich: Basis-T-Shirts für wenig Geld bieten oft auch weniger Qualität. Die schwarzen Shirts unter 10 Euro liegen in puncto Haltbarkeit oder Passform größtenteils auf den hinteren Rängen, darunter alle Shirts der Textilketten Ernsting’s family, kik, NKD und Takko sowie die Marken C & A, Peek & Cloppenburg, Zara und zero. Bis auf Ernsting’s family, Zara und zero sind diese Shirts auch alle schlecht verarbeitet. Den schlimmsten Eindruck bei der Haltbarkeit hinterlassen die Basis-T-Shirts von kik, NKD und Takko.
Es gibt auch teure Reinfälle
Aber auch teure Basis-T-Shirts garantieren nicht immer gute Qualität. Das von Otto für 18 und panda für 20 Euro, beide aus Biobaumwolle, passten weder neu noch gewaschen richtig. Das trigema-Shirt für fast 28 Euro hatte schon vor der Wäsche Maschenschäden sowie unsaubere Nähte und war nach wenigen Wäschen verwaschen.
Esprit, Tom Tailor, hessnatur sind gut
Gut sind nur drei Basis-Shirts: Esprit und Tom Tailor für je 16 Euro sowie das T-Shirt von hessnatur für rund 18 Euro, das aus Biobaumwolle gefertigt ist und mit dem Gots-Siegel (siehe Test CSR Damen-T-Shirts aus test 08/2010).) ökologische und soziale Produktionsbedingungen berücksichtigt. Hier zahlt sich der höhere Preis nicht nur für den Käufer aus, sondern auch für die Menschen, die das Shirt herstellen.
Viele Basis-T-Shirts haben Verarbeitungsmängel: Neben losen Nähten und Maschenschäden sind das zum Beispiel unsymmetrische Halsausschnitte und Färbefehler, auch die schlechte Passform neuer Shirts fällt auf. Nach der fünften Wäsche sitzt nur noch jedes zweite Basis-Shirt richtig – die anderen waren zu kurz oder zu weit geworden oder hatten sich verdreht. Außerdem ging teilweise die Elastizität verloren, Kragen und Bündchen waren hell gescheuert und das einstmals satte Schwarz war einem tristen Grau gewichen.

Die bunten Applikationen der bedruckten T-Shirts – links das Shirt von Esprit, rechts das Shirt von kik – waren nach 20 Wäschen zum Teil kaum wiederzuerkennen.

Die bedruckten T-Shirts zeigten nach dem Waschen ähnliche Mängel. Und die Aufdrucke? Farben veränderten sich, Applikationen blätterten ab und Schmucksteine gingen verloren (siehe Foto). Nur vier bedruckte T-Shirts machten auch nach 20 Wäschen noch einen guten Eindruck: armedangels, H&M, s.Oliver und trigema.
Das Rätsel um die Biobaumwolle
Fünf Anbieter haben ihre Basis-Shirts als Biobaumwolle deklariert: armedangels, hessnatur, Otto, panda und trigema. „Bio“ boomt. Die Sache hat aber einen Haken: Weltweit wird nur etwa 1 Prozent der Baumwolle nach Biostandards angebaut. In den Läden hängen jedoch weit mehr vermeintliche Bio-T-Shirts, Bio-Jeans und Bio-Kleider, als damit gefertigt werden könnte.
Vergangenes Jahr deckten indische Behörden auf, dass gentechnisch veränderte Baumwolle in großem Stil als Bioware verkauft wurde – ein Skandal. Wir haben die Shirts analysiert, am naturfarbenen oder weißen Modell, weil Farbstoffe die Analyse stören: Vier enthalten keine Gentechnik-Baumwolle, eins lässt sich nicht eindeutig bestimmen. So weit, so gut. Ob die Baumwolle aber aus biologischem Anbau stammt, musste die Untersuchung der Produktionsstätten zeigen (CSR Damen-T-Shirts aus test 08/2010).
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@Invicta: Ihre Anfrage nehmen wir gerne als Untersuchungswunsch auf
Momentan lässt sich nicht übersehen, ob und wann eine entsprechende Untersuchung durchgeführt wird. Ihren Wunsch haben wir aber in jedem Fall registriert.
Hallo zusammen,
vielen Dank für den Test aus dem Jahr 2010.
Ich kann verstehen, dass es einige Zeit keinen aktuelleren Test mehr gegeben hat (Stichwort Fast Fashion). Da nun jedoch der Trend wieder zu nachhaltigerem Kleiden geht, wollte ich anregen, den Test zu aktualisieren und eventuell weiter auszulegen auf Unisex T-Shirts.
Vielen Dank und beste Grüße,