
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 10 000 Menschen durch Suizid. Dies sind mehr Menschen als hierzulande insgesamt durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen ums Leben kommen. Weltweit gibt es jedes Jahr mehr als 800 000 Selbsttötungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat darum 2003 den 10. September zum Welttag der Suizidprävention ausgerufen. test.de erklärt, wie betroffene Angehörige suizidgefährdeten Menschen helfen können.
Auch junge Menschen betroffen
Am häufigsten passieren Selbsttötungen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren. Doch auch sehr junge Menschen legen Hand an sich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nahmen sich im Jahr 2015 in Deutschland 541 junge Leute unter 25 Jahren das Leben, 225 davon waren sogar jünger als 20 Jahre.
Hauptursache sind psychische Erkrankungen
In Deutschland „stehen bis zu 90 Prozent der Suizide in Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung“, so die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Dafür gebe es jedoch „effektive Therapien“, und es sei wichtig, dass für die Betroffenen schnell erreichbare Hilfs- und Unterstützungsangebote bereitstehen. „Noch ist dies nicht ausreichend der Fall“, so die DGPPN weiter. Nach ihren Angaben werden 18 Prozent der Menschen mit schweren Depressionen gar nicht behandelt (siehe auch unser Special Psychotherapie: Neue Ansprüche für gesetzliche Krankenversicherte).
Anzeichen erkennen
Wenn ein Mensch sich weniger als bisher um sein Aussehen kümmert, ungepflegt und müde wirkt, kann dies auf psychische Probleme hindeuten. Dies gilt ebenso, wenn sein Körpergewicht in kurzer Zeit deutlich sinkt oder steigt. Auch wenn der Betroffene leicht reizbar ist, schnell aggressiv reagiert, rasch weint, können dies Anzeichen sein.
Wie Angehörige und Freunde helfen können
Die meisten Menschen, die an Selbsttötung denken, schwanken zwischen dem Wunsch zu leben und dem Wunsch zu sterben. Familienangehörige, Freunde, Bekannte und Therapeuten können dazu beitragen, dass Verzweifelte sich für das Leben entscheiden. Wie, erklären wir ausführlich in unserem Special Psychische Krisen: Wie sich Freunde und Angehörige verhalten sollten. Die wichtigsten Angebote sind: das Problem ernst nehmen, zuhören, professionelle Beratung und Therapie organisieren und die suizidgefährdete Person in akuten Gefahrensituationen in eine Klinik bringen. Angehörige können telefonisch Rat suchen beim Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen unter 018 05/95 0 9 51. Rund um die Uhr hilft die Telefonseelsorge: 0800/111 01 11 oder 0800/111 02 22. Wie sich Angehörige davor schützen können, selber krank zu werden, beleuchten wir in unserem Special Die Last der Helfer.
Termin beim Therapeuten
Wer therapeutische Hilfe braucht, kann sich direkt an einen Psychotherapeuten wenden. Dieser kann auch ohne Überweisung vom Hausarzt in einem ersten Gespräch klären, ob eine ambulante Psychotherapie notwendig ist. Bei der Suche nach einem Therapeuten helfen viele Krankenkassen oder die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen – hier kann es bis zum Termin allerdings vier Wochen dauern (mehr zu den neuen Regelungen zur ambulanten Psychotherapie in unserer Meldung Schneller zur ersten Behandlung). Bei akuter Suizidgefahr sollte die gefährdete Person darum sofort in eine Klinik gebracht werden.
Newsletter: Bleiben Sie auf dem Laufenden
Mit den Newslettern der Stiftung Warentest haben Sie die neuesten Nachrichten für Verbraucher immer im Blick. Sie haben die Möglichkeit, Newsletter aus verschiedenen Themengebieten auszuwählen.