
Mit Süßholz? Wer Bluthochdruck hat oder schwanger ist, sollte die Zutatenliste von Teemischungen lesen.
Wenns draußen ungemütlich ist, wärmt heißer Kräuter- oder Gewürztee. Neben Minze, Ingwer oder Fenchel enthalten die Teebeutel oft auch Süßholz. Wie der Name schon sagt, lässt die Wurzel der Süßholzpflanze den Aufguss süß schmecken. Auch in Lakritz ist sie enthalten. Aber: Menschen mit hohem Blutdruck und Schwangere sollten Lebensmittel mit Süßholz nicht übermäßig konsumieren.
Nicht immer steht Süßholz im Namen
Sie heißen „Be happy“, „Chai Tee“, „Ingwer Orange mit Vanille“ oder schlicht „Magen- & Darmtee“. Die Packungen nicht weniger Kräuter- und Gewürztees sind ansprechend gestaltet – abgebildet sind etwa dampfende Tassen, Zitronen, Ingwer oder Blüten. Wer ins Zutatenverzeichnis schaut, sieht, dass die Teebeutel solcher Mischtees neben beispielsweise Pfefferminze, Kamillenblüten, Zimt, Ingwer oder Zitronengras öfter auch Süßholz enthalten. Die Gehalte an Süßholz sind auf einigen exemplarisch eingekauften Tees mit 12 bis 40 Prozent angegeben. Die verwendete Menge muss aber nur dann auf der Packung stehen, wenn „Süßholz“ oder „Lakritz“ im Namen steht oder die Zutat mit Worten beziehungsweise Bildern auf der Packung hervorgehoben ist.
Süßholz enthält süß schmeckendes Glycyrrhizin

Salmiaklakritz. Es kann Süßholz in großer Menge enthalten.
„Süßholz raspeln“ – die Redewendung kommt nicht von ungefähr: Die Wurzel des Süßholzstrauches Glycyrrhiza glabra enthält Glycyrrhizin. Dieser sekundäre Pflanzenstoff schmeckt bis zu 50-mal süßer als Haushaltszucker. Deshalb ist Süßholz in Kräuter- oder Gewürztees eine beliebte Zutat. Eingekocht ist es auch eine Grundzutat von Lakritz. Stangen, Schnecken oder andere Formen aus dem Supermarkt enthalten meist nur einen geringen Süßholzanteil. Höher ist er dagegen bei Starklakritz, das in Skandinavien beliebt, aber auch hierzulande in der Apotheke oder übers Internet erhältlich ist.
Glycyrrhizin kann den Blutdruck erhöhen
In der Naturheilkunde kommt Süßholz bei Entzündungen der oberen Atemwege und bei Magenbeschwerden zum Einsatz. Glycyrrhizin wirkt aber auch auf den Mineralstoffwechsel: Bei regelmäßigem Konsum in größeren Mengen kann es dazu kommen, dass zu viel Kalium aus dem Körper ausgeschwemmt und Natrium in der Niere zurückgehalten wird. Dadurch kann sich der Blutdruck erhöhen und Wasser im Körpergewebe einlagern. Wer ohnehin schon an Bluthochdruck leidet, sollte daher Lebensmittel mit Süßholz mit Vorsicht genießen. Das gilt auch für Herz-Kreislauf-Kranke, die ein entwässerndes Medikament einnehmen: Dadurch kann sich der Salzverlust noch verstärken, Rhythmusstörungen am Herzen können die Folge sein.
Warnhinweis bei größeren Süßholz-Mengen
Ab einem bestimmten Glycyrrhizin-Gehalt müssen Lebensmittel laut einer EU-Verordnung speziell gekennzeichnet sein:
- Enthalten Süßwaren oder Getränke mindestens 100 Milligramm Glycyrrhizin pro Kilogramm oder 10 Milligramm pro Liter, muss der Begriff „Süßholz“ in der Bezeichnung des Lebensmittels oder im Zutatenverzeichnis stehen. Alternativ müssen solche Lebensmittel den Hinweis „enthält Süßholz“ tragen.
- Enthalten Süßwaren mindestens 4 Gramm Glycyrrhizin pro Kilogramm oder nicht-alkoholische Getränke mindestens 50 Milligramm pro Liter, müssen sie folgenden Warnhinweis tragen: „Enthält Süßholz – bei hohem Blutdruck sollte ein übermäßiger Verzehr dieses Erzeugnisses vermieden werden.“ Für Getränke mit mehr als 1,2 Prozent Alkohol ist dieser Warnhinweis bei mindestens 300 Milligramm pro Liter Pflicht.

Schwangere sollten auf regelmäßigen Verzehr verzichten
Auch Schwangere sollten sich bei süßholzhaltigen Tees und Lakritz zurückhalten: Studien haben gezeigt, dass der Verzehr großer Mengen Lakritz in der Schwangerschaft möglicherweise die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder schädigt. „Glycyrrhizin aus der Süßholzwurzel steht im Verdacht, die Plazenta durchlässig zu machen für das natürliche, mütterliche Hormon Cortisol, so dass das ungeborene Baby ein Zuviel davon bekommt“, erklärt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Da größere Mengen zudem den Blutdruck erhöhen können, empfiehlt er Schwangeren, vorsichtshalber auf den regelmäßigen Verzehr von süßholzhaltigen Lebensmitteln zu verzichten und auch auf den Gehalt von Süßholz in Teemischungen zu achten.
Tipp: Trinken Sie gern Kräuter- oder Gewürztee, schauen Sie ins Zutatenverzeichnis, ob Süßholz enthalten ist und achten Sie auf den Warnhinweis. Gegen ein bis zwei Tassen von Teemischungen mit Süßholz am Tag spricht auch bei Bluthochdruck oder in der Schwangerschaft nichts. Gehören Sie zu einer dieser beiden Risikogruppen, sollten Sie solchen Tee aber nicht kannenweise trinken. Achten Sie auch bei Lakritz auf den Süßholzgehalt und verzichten Sie vorsichtshalber auf Starklakritz mit Warnhinweis.
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