
Ähnliche Ergebnisse, mehr Privatsphäre. Startpage überholt Google im Test. © iStockphoto, Startpage.com, Google (M)
Mit der Qualität von Googles Suchergebnissen kann kein Konkurrent mithalten. Dennoch holt Startpage den Testsieg. Der Grund: Datenschutz statt Datenhunger.
Testergebnisse für 10 Suchmaschinen 04/2019
Wer den Nachwuchs im Designerkinderwagen kutschieren möchte, stößt vielleicht mal auf den Anbieter „Hot Mom“ und will online mehr über dessen Produkte erfahren – etwa mit der Suchanfrage „Hersteller Hot Mom“. Die meisten Suchmaschinen im Test lieferten uns dazu als ersten Treffer passende Seiten. Metager verstand „Hot Mom“ aber ganz anders und verlinkte ein Portal mit Videos, die keineswegs Kinderwagen zeigten, sondern – bei sehr wohlwollender Deutung – die Zeugung von Kindern durch attraktive Damen mittleren Alters und ihre üppig ausgestatteten Partner.
Datenkrake Google verpasst den Sieg
Pornovideos statt Kinderwagen – Google dürfte so etwas kaum passieren. Das zeigt auch unser Test: In puncto Qualität kommt kein anderer Dienst an die Suchergebnisse des Internetriesen heran. Allerdings ist der Konzern auch einer der fleißigsten Datensammler im Netz – unter anderem wegen seines Handy-Betriebssystems Android.
Die gute Nachricht für Datenschutzbewusste: Es gibt einen David, der es mit Goliath Google aufnehmen kann. Startpage geht als Sieger aus dem Test hervor. Google hat zwar technische Vorteile, doch Startpage kommt ohne Schnüffelei und Mängel in der Datenschutzerklärung aus. Generell bieten europäische Suchmaschinen meist mehr Datenschutz (Testergebnisse Suchmaschinen). Wer deshalb umsteigen möchte, kann in seinem Browser festlegen, welches Portal als Standardsuchmaschine dienen soll (Tipps und Tricks).
Unser Rat
- Startpage
- liegt im Test vorn. Das Portal liefert gute Suchergebnisse, bietet Komfort und ist datenschutzfreundlich. Den zweiten Platz holt Google. Der US-Dienst ist zwar allen Konkurrenten technisch überlegen, doch seine Apps sind zu neugierig und in der Datenschutzerklärung stehen viele unzulässige Klauseln. Auf Platz drei landet Ecosia. Die Suchergebnisse dieses Anbieters sind zwar nur befriedigend, dafür hat er aber kaum Mängel in der Datenschutzerklärung.
Gute Treffer dank präziser Anfragen
Das Verb „googeln“ geht vielen wie selbstverständlich über die Lippen. Wir haben im Test aber nicht nur gegoogelt, sondern unter anderem auch gebingt und geqwantet. Insgesamt haben wir zehn Suchmaschinen mit je 50 Anfragen konfrontiert und die Relevanz der ersten sechs Treffer bewertet (Testergebnisse Suchmaschinen).
Einfach haben wir es den Portalen nicht gemacht: Sie mussten – wie im realen Alltag – mit Tippfehlern, vagen Beschreibungen und Doppeldeutigkeiten zurechtkommen. Die sind für Suchmaschinen eine echte Herausforderung: Meint ein Nutzer mit der Anfrage „Babylon“ die Hauptstadt Babyloniens, eine aktuelle ARD-Serie oder ein Berliner Kino? Will er mit „Dom Notre Dame“ mehr über die Pariser Kirche erfahren oder über eine katholische Universität in der Nähe von Chicago? Die Algorithmen der Suchmaschinen versuchen, genau das – die Intention des Suchenden – zu ermitteln, statt nur nach dem Wortlaut zu gehen. Nutzer können sie dabei unterstützen, indem sie ihre Anfragen möglichst präzise formulieren – etwa „Babylon alte Stadt“ oder „Dom Notre Dame Paris“. Das erhöht die Chancen auf gute Treffer.
Direkt-Antworten liegen im Trend
Bei allgemeinen Anfragen bestehen oft nur geringe Unterschiede zwischen den Suchmaschinen. Große Differenzen zeigen sich jedoch bei sogenannten Direkt-Antworten. Die präsentieren einzelne Portale – vor allem Google und Bing – etwa, wenn ein Nutzer „Schnabeltier auf Englisch“ eingibt. Die Seite teilt ihm dann im Idealfall direkt mit, dass das Eier legende Säugetier auf Englisch „Platypus“ heißt. Das ist bequem, denn so muss er die verlinkten Seiten gar nicht mehr öffnen. Auch bei Suchbegriffen wie „FC Bayern“, „Aktienkurs VW“, „Uhrzeit Castrop-Rauxel“ oder Rechnungen wie „17034:3,7“ klappt das mitunter. Mit dieser Vorgehensweise nähern sich Suchmaschinen den Sprachassistenten an.
Ohne Google googeln
Direkt-Antworten fanden wir beim Testsieger Startpage zwar nicht. Doch bei der allgemeinen Suche ist Startpage – ebenso wie T-Online und Web.de – vorn mit dabei. Das liegt daran, dass diese drei Anbieter Geld an Google zahlen, um dessen Such-Technologie in ihre Portale einbauen zu dürfen. So kann der Nutzer quasi „fremdgoogeln“ – also Google nutzen, ohne Google zu nutzen.
Eine Suchmaschine komplett eigenständig zu entwickeln, wäre technisch und finanziell eine Herkulesaufgabe. Deshalb kooperieren auch andere „Kleine“ mit Großen: Duckduckgo, Ecosia, Qwant und Yahoo setzen auf die Technologie der Microsoft-Suchmaschine Bing. Da Bing insgesamt nur befriedigende Suchergebnisse liefert, gilt das auch für die Ableger. Ecosia spielt trotzdem oben mit, da die Datenschutzerklärung kaum Mängel hat. Der Anbieter wirbt damit, einen Teil seiner Einnahmen zu spenden, um Bäume zu pflanzen. Wir haben Unterlagen dazu geprüft, die Angaben erscheinen plausibel.
Google und Bing punkten mit Komfort
Fast genauso wichtig wie die Suchtreffer sind Filter, mit denen sich die Ergebnisse verfeinern lassen. Am besten klappt das bei Google, weil dort viele Sondersuchen bereitstehen – etwa für News, Bilder, Videos, Shopping oder Bücher. Bei Google und Bing lässt sich zudem der Suchzeitraum frei bestimmen. Nur Startpage und Duckduckgo können in puncto Komfort einigermaßen mithalten. Metager und Web.de besitzen keine separate Videosuche, bei Metager fehlte im Testzeitraum auch eine Bildersuche – diese Defizite haben wir mit mangelhaft bewertet, da Bilder- und Videosuchen heute zur Standardausstattung zählen. Metager hat inzwischen nachgebessert und eine Bildersuche integriert.
Mobile Nutzung weniger bequem
Ob der Nutzer per Computer oder Handy sucht – die Ergebnisse sind oft identisch. Die Handhabung ist am Smartphone aber meist umständlicher. Übersichtlichkeit, Steuerung und die Integration von Filtern werden vom kleinen Display erschwert.
Alle Dienste durch Werbung finanziert
Werbeanzeigen können die Nutzung ebenfalls beeinträchtigen. Ganz ohne sie geht es nicht, da sich Suchmaschinen primär über Werbung finanzieren. Unsere Tester stießen aber auf große Unterschiede: Duckduckgo, Ecosia, Google und Qwant blendeten nur wenig Werbung ein. Bei Metager, T-Online, Web.de und Yahoo wimmelte es hingegen nur so vor bezahlten Inhalten.
Europäische Portale sind diskreter
Die digitale Privatsphäre ist für viele Nutzer ein Grund, um nach Alternativen zu Google zu suchen. Im Test zeigt sich, dass Dienste aus der EU in diesem Punkt Vorteile bieten, schließlich gelten in der EU strengere Datenschutzgesetze als in den USA.
So schneiden die Dienste aus der EU bei Datenschutzerklärungen insgesamt besser ab. Nur Qwant leistet sich deutliche Mängel: Der Text ist völlig veraltet, er verweist auf ein Gesetz von 1978. Von den vier US-Anbietern haben drei sehr deutliche Mängel: Die Texte von Google und Bing sind zu lang und zu schwammig, zudem räumen sie den Anbietern weitreichende Rechte ein. Die Erklärung von Duckduckgo liegt nicht auf Deutsch vor – das ist unzulässig.
Auch beim Datensendeverhalten haben die europäischen Dienste die Nase vorn: Zwar fiel in unserem Check der stationären Websites keiner der zehn Anbieter negativ auf. Bei der mobilen Nutzung gab es aber wieder große Differenzen: Fünf von sechs europäischen Anbietern waren unkritisch – nur Ecosia kam auf „kritisch“, da die Apps den Mobilfunkanbieter des Nutzers erfassen. Unter den US-Anbietern hat nur Duckduckgo eine reine Weste. Die Apps von Bing und Google erheben oft unnötigerweise den Standort des Nutzers und analysieren sein Verhalten. Yahoo sendet Daten an Dritte, mit denen sich Handys von Verbrauchern eindeutig identifizieren lassen. Diese Dienste durchsuchen nicht nur das Netz, sondern auch den Nutzer.
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Mich würde interessieren, was die Stiftung Warentest zu fairsuch.net von fairkom.eu meint.
Endlich hab ich dort genau die Informationen gefunden, die ich gesucht habe:
Titel von Büchern, die mein Großvater herausgegeben hat. Und zwar ganz viele Links, gleich an erster Stelle.
Weder bei Startpage noch bei Bing bin ich fündig geworden. Google zeigt mir wenigstens einen Link an.
Die Sicherheitsaspekte von fairsuch scheinen auch gut abgedeckt zu sein.
Liebe Grüße und Juten Rutsch,
Jan
...Suchmaschine der Welt!"
Seit einiger Zeit benutze ich ein VPN um Tracking anhand meiner (festen) IP-Adresse zu verhindern.
Jedoch zeigt SP immer dann eine Fehlermeldung, mit der fadenscheinigen Begründung das zu viel Benutzer gleichzeitig auf SP zugreifen, wenn ich alle Cookies aus meinem Browser gelöscht habe.
Dann schließen sie mich komplett von der Suche aus!
Ich habe mich bereits beschwert, jedoch keine Antwort erhalten.
"Oh Gott, wir gehen noch Pleite wenn zu viele Leute gleichzeitig unsere Suchmaschine benutzen" :)
Zufall, oder betreiben sie doch ein Tracking z.B. mit Fingerprintern?
Diese Techniken funktionieren mit JavaScript und benötigen schon lange keine Cookies mehr.
Jedoch nerven viele Webseiten immer noch mit ihren Zwangseinwilligungen die man abnicken muss.
Sollte die Stiftung Warentest hier nicht noch einmal genauer testen?
Hat denn DuckDuckgo auch inhaltliche Mängel in der Datenschutzerklärung oder ist der Datenschutz sehr mangelhaft, wenn er nur auf Englisch beschrieben wird? Konnte der Jurist kein Englisch? Mir ist es egal in welcher Sprache die Erklärung ist , wenn ich sie Inhaltlich sowieso nicht verstehen würde, interessant ist nur ob meine Daten letztendlich sicher sind oder nicht (also auch nicht pseudonym für nicht gewünschte Zwecke verwendet werden).
@martensn: Leider können wir Ihnen mit dem Verkauf unserer Online-Produkte ins Ausland nicht dienen. Dies hat umsatzsteuerrechtliche Gründe. Der Test ist in der April-Ausgabe 2019 erschienen. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, die Printausgabe zu erwerben. (DB)
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