Ab Oktober können Lübecker Studenten mit großen Geldsorgen den Vorlesungen etwas entspannter folgen. Die Universität der Hansestadt hat als erste staatliche Hochschule in Deutschland einen eigenen Studienfonds aufgelegt. Daraus können bedürftige Studenten zunächst für ein Jahr monatlich 250 Euro bekommen. Die Förderung kann auf vier Jahre verlängert werden.
Solidarisches Finanzierungsprinzip
Dafür verpflichten sich die geförderten Studenten, nach Abschluss ihres Studiums einen einkommensabhängigen Betrag in den Studienfonds zurückzuzahlen, zum Beispiel 4 Prozent der Einkünfte über acht Jahre. Das Geld kommt ausschließlich wieder anderen Studenten zugute. Rückzahlungen sind nur fällig, wenn das Jahreseinkommen des Absolventen über 30 000 Euro liegt. Wer keinen oder nur einen gering bezahlten Job bekommt, wegen Krankheit nicht arbeiten kann oder in Elternzeit geht, zahlt nichts. Derzeit sind rund 400 000 Euro im Fonds. Das Geld hat die Uni selbst beschafft. Förderer sind die Lübecker Possehl-Stiftung, die Firma Euroimmun Medizinische Labordiagnostik und die Sparkassenstiftung.
„Wir rechnen in den nächsten Jahren mit einem starken Wachstum solcher Modelle zur einkommensabhängigen Studienfinanzierung“, sagt Marco Vietor, Geschäftsführer von Brain Capital. Die GmbH entstand an der WHU Otto Beisheim School of Management und betreut ähnlich strukturierte Fonds an vier weiteren Hochschulen. „Um die Qualität der Lehre zu erhalten, werden immer mehr staatliche Hochschulen dazu übergehen, für das Studium Geld von den Studenten zu verlangen. Ein Kostenblock, der dann zu den Lebenshaltungskosten dazukommt.“
So erreichen die Hochschulen auch Studenten, die eine Verschuldung aufgrund ungewisser Berufsaussichten sonst nicht eingehen würden.
Rendite für private Anleger
An privaten Hochschulen sind Förderungen durch Bildungsfonds nicht mehr neu. Den ersten Anbieter CareerConcept aus München gibt es seit 2002. Er finanziert Studierende aus sieben Bildungsfonds mit einem Gesamtvolumen von knapp 20 Millionen Euro.
„Die Auszahlungen bewegen sich zwischen ein paar hundert Euro monatlich für Lebenshaltung und mittleren fünfstelligen Zahlungen für ein Auslandsstudium“, sagt Vorstandschef Rolf Zipf. Geld bekommt, wer in einem Auswahlgespräch, mit Motivationsschreiben und in einem mehrstündigen Assessment-Center großen Leistungswillen und Leistungsfähigkeit nachweist.
Doch im Gegensatz zu dem Lübecker Modell, fließen die Rückzahlungen an die privaten Geldgeber zurück. Die Bildungsfonds von CareerConcept und Deutsche Bildung funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Kapitalgeber, wie Unternehmen, institutionelle Anleger und private Investoren, zahlen das Fondskapital ein.
Zurückzahlen müssen die Studenten erst, wenn sie ein Mindesteinkommen erzielen. Bei Vertragsschluss werden die Dauer und der Prozentsatz der monatlichen Rückzahlung festgelegt. Eine Finanzierung wird je nach Anbieter zwischen zwei und acht Jahre mit bis zu 10 Prozent des Einkommens zurückgezahlt. Wer viel verdient, zahlt auch viel zurück, oft deutlich mehr, als
er bekommen hat. Absolventen ohne Arbeit kommen dagegen nicht in Schwierigkeiten durch Kreditraten.
Betreuung während des Studiums
Seit 2007 vergibt auch die Deutsche Bildung AG Frankfurt am Main Studienförderungen nach dem gleichen Prinzip wie CareerConcept. Die Förderhöchstsumme beträgt 30 000 Euro für höchstens drei Jahre. Genau wie beim Münchner Anbieter werden die Studenten auch intensive inhaltlich betreut. Sie bekommen zum Beispiel Unterstützung bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. „Unser Guidance-Programm umfasst zum Beispiel Vorträge, Bewerbungstrainings und Jahressymposien“, sagt Vorstand Anja Hofmann von Deutsche Bildung. „Sie dienen der Berufsvorbereitung und sollen soziale Kompetenzen entwickeln.“
So ist die Chance höher, dass die geförderten Studenten später auch einen gut bezahlten
Job bekommen. Die Studenten erhalten zum Beispiel Unterstützung bei der Suche nach einem Praktikumsplatz, Bewerbungstrainings, Studienfachberatung und können an berufsvorbereitenden Workshops und Vorträgen teilnehmen.
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