Studien­kredite Güns­tige Darlehen

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Studenten, die kein Bafög bekommen oder für einen Neben­job keine Zeit haben, können sich Geld leihen. Die Zinsen sind günstig.

Studieren ist teuer. Auch der anspruchs­loseste Student muss wohnen, essen, sich kranken­versichern, zur Uni fahren, Fachbücher kaufen, einen Internet­zugang haben und im schlimmsten Fall noch Studien­gebühren bezahlen. Für diese Ausgaben braucht er mindestens 550 Euro im Monat. Es kann aber auch doppelt so viel sein. Das hängt davon ab, welchen Studien­ort und welche Studien­richtung er wählt. Das hat das Deutsche Studenten­werk bei seiner aktuellen Sozial­erhebung ermittelt. Reisen oder mal eben einen Computer kaufen ist noch gar nicht mitgerechnet.

Ihr Studium finanzieren Studierende in Deutsch­land aus mehreren Quellen. Am meisten Geld bekommen Sie von ihren Eltern. Mit Neben­jobs und der staatlichen Studien­förderung Bafög füllen sie ihre Haus­halts­kasse auf. Inzwischen ist auch ein Bank­kredit nicht mehr ungewöhnlich: Rund 100 000 Studenten – doppelt so viel wie vor vier Jahren – bekommen derzeit Geld von einer Bank oder Sparkasse. Grund dafür ist häufig, dass sie durch die Umstellung des Studiums auf Bachelor und Master weniger Zeit für einen Job haben.

Finanztest wollte wissen, zu welchen Bedingungen Banken und Sparkassen Studien­kredite vergeben, wie hoch die Zinsen sind und wie die Bedingungen für die Rück­zahlung. Um besser vergleichen zu können, haben wir für drei Modell­fälle den Effektivzins berechnet: für ein Bachelor­studium, für die Examens­zeit und für Studien­gebühren. Insgesamt haben wir die Angebote von 42 Kredit­instituten unter die Lupe genommen.

Nied­rige Zinsen

Obwohl Studenten aus Bankensicht eher wenig kreditwürdig sind, bekommen sie Kredite zu guten Konditionen. Für die Finanzierung eines dreijäh­rigen Bachelor­studiums mit monatlich 300 Euro beträgt der Effektivzins zwischen 3,72 Prozent und 7,73 Prozent, siehe Tabelle Für das Studium. Das beste Angebot macht die KfW, der teuerste Anbieter ist die Deutsche Bank. Beide Banken waren vor fünf Jahren die ersten, die einen Studien­kredit anboten.

Der Zins­unterschied bedeutet für die Rück­zahlung des Darlehens inner­halb von sieben Jahren einen Unterschied von knapp 3 400 Euro. Ein Kreditnehmer der Deutschen Bank muss rund 16 700 Euro zurück­zahlen statt rund 13 400 Euro bei der KfW. Die monatliche Rate wäre um 43 Euro höher.

Im Vergleich zu unserer Unter­suchung vor zwei Jahren sind die meisten Banken dem Zins­trend gefolgt und haben die Zinsen gesenkt. Bei der Sparkasse Leipzig blieb der Zins unver­ändert. Die DKB schwimmt gegen den Strom und hat die Zinsen erhöht.

Weniger Anbieter

Die Zahl der Angebote hat sich im Vergleich zur Unter­suchung vor zwei Jahren noch einmal verringert. Die Commerz­bank bietet nach der Über­nahme der Dresdner Bank deren Flexi­studien­kredit nicht mehr an. Ebenso gibt es den Studien­kredit der Berliner Bank nach ihrer Fusion mit der Deutschen Bank nicht mehr. Auch die PSD Rhein-Ruhr über­legt, ihr Engagement in diesem Bereich zu beenden.

Aufgefallen ist, dass der Studien­kredit als eigenes Produkt offensicht­lich eher von den regionalen Kredit­instituten, insbesondere den Sparkassen angeboten wird.

Von den großen über­regionalen Banken ist nur die Deutsche Bank mit einem eigenen Angebot vertreten. Commerz­bank, Targo­bank (ehemals Citi­bank) sowie Hypo­ver­eins­bank vermitteln den Studien­kredit der staatlichen KfW, so wie 23 weitere der befragten Banken. Studien­kredite sind leicht zu bekommen, voraus­gesetzt der Eintrag bei der Schutz­gemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) ist in Ordnung. Nur eine frühere Insolvenz oder eides­statt­liche Versicherung führen zur Ablehnung.

Kredit mit drei Phasen

Ein Studien­kredit gleicht kaum einem anderen. Gemein­sam ist allen nur die Einteilung in drei Phasen. Im Gegen­satz zum Raten­kredit erfolgt die Auszahlung nicht zu Beginn in einer Summe, sondern in Monats­raten über die Studien­zeit verteilt.

Die Höhe der Auszahlraten kann der Student selbst fest­legen und während der Studien­zeit auch verändern. Die Ober­grenze liegt bei 800 Euro. So viel würden die Deutsche Bank und die Sparkasse zu Lübeck auszahlen. An die Auszahl­phase schließt sich eine ein- oder zweijäh­rige Ruhephase an. Danach muss die Rück­zahlung des Darlehens beginnen – egal wie hoch das Einkommen ist oder ob der Absolvent über­haupt eine Anstellung hat.

Die Zins­gestaltung ist nur bei der DKB sowie den Sparkassen in Herford, Leipzig und Lübeck über­sicht­lich. Sie setzen für Auszahl- und Rück­zahl­phase einen festen Zins an. So ist die Belastung der Haus­halts­kasse für den Studenten über die gesamte Kredit­lauf­zeit plan­bar.

Die KfW und die Sparkasse Essen haben in beiden Phasen variable Zinsen. Das heißt, sie passen während der Kredit­lauf­zeit die Zinsen dem allgemeinen Zins­niveau an. Wer heute in der Nied­rigst­zins­phase einen lang­fristigen Kredit aufnimmt, muss in Zukunft wohl eher mit steigenden Zinsen rechnen. Für die Studenten ein Nachteil, denn sie wissen nicht, wie viel sie am Ende zurück­zahlen müssen.

Egal ob fester oder varia­bler Zins: Die Konditionen für die Rück­zahlung werden erst kurz vor Beginn der Tilgung des Studien­kredits fest­gelegt.

Studenten sollten bei der Aufnahme eines Studien­kredits auch darauf achten, wann sie mit der Zins­zahlung beginnen müssen. Am besten ist es, wenn das erst bei der Rück­zahlung der Fall ist. Dann zahlt die Bank die ganze Zeit gleich hohe Raten aus. Andernfalls sinkt die Auszahlrate mit jedem Monat, und am Ende des Studiums wird nur noch ein Teil der ursprüng­lichen Rate ausgezahlt – in einer Phase, wo Studierende eher wenig Zeit zum Jobben haben. So bekommt jemand, der bei der Hamburger Sparkasse einen Kredit hat, statt 300 Euro nach drei Jahren nur noch 268 Euro monatlich aufs Konto über­wiesen.

Kredite für besondere Studien­phasen

Ein Studien­kredit entspannt womöglich das Studentenleben, er sollte aber auch nicht zu üppig ausfallen. „Wer sich zu einer besonders hohen Darlehens­aufnahme verleiten lässt, dem droht Über­schuldung bereits in jungen Jahren“, warnt Kay Görner von der Verbraucherzentrale Sachsen. Studenten sollten vor einer Kredit­aufnahme über­legen, ob sie sich Geld nur für eine besonders arbeits­aufwendige Phase pumpen.

In unserer Unter­suchung bieten vier Darlehens­kassen eine reine Examens­finanzierung an. Drei sind zinslos, es fallen meist nur moderate Bearbeitungs­gebühren an. Die Berliner Darlehens­kasse berechnet einen Staffelzins.

Allerdings müssen Studenten für den Kredit von der Darlehens­kasse einen Bürgen haben und meist einen Gutachter vorweisen. Er muss bestätigen, dass die Leistungen bisher so waren, dass ein Studien­abschluss inner­halb der nächsten zwei Jahre nahe liegt. In fünf Bundes­ländern erheben die staatlichen Hoch­schulen noch Studien­gebühren. Dafür bieten die Landes­förderbanken zins­güns­tige Kredite an. Sie zahlen das Geld direkt an die Hoch­schulen.

Alternativen zur Bank

Güns­tiger als jeder Studien­kredit ist Geld aus anderen Quellen, zum Beispiel Bafög und Stipendien. Zwar war zu Redak­tions­schluss das für Oktober 2010 geplante Bafög-Änderungs­gesetz erst einmal gestoppt. Damit wäre eine Anhebung der Alters­grenze bei Master­studiengängen und eine Erhöhung der Bedarfs­sätze verbunden. Dafür weitet der Bund über­raschend das Stipendien­programm aus: In den nächsten drei Jahren sollen jähr­lich 6 000 Studenten neu für das Programm ausgewählt werden.

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financialgrowth am 31.07.2018 um 14:02 Uhr

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