Robert Kühnke merkt schnell, dass das Studium nichts für ihn ist. Nach einem Jahr zieht er den Schlussstrich. Heute arbeitet er als Gärtnergeselle in einem kleinen Berliner Betrieb und startet demnächst mit der Aufstiegsfortbildung zum Gärtnermeister.
Es geht schon mit einem Kompromiss los
Für Robert Kühnke beginnt das Studium 2011 mit einem Kompromiss. Eigentlich will er Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität (TU) Berlin studieren. Doch seine Abiturnote reicht nicht ganz für die Zulassung zum Studium. Er immatrikuliert sich für ein Lehramtsstudium der Land- und Gartenbauwissenschaft, obwohl er nicht Lehrer werden will. Eine Zwischenlösung. „Ich wollte keine Zeit verlieren und hoffte, mich mit dieser Konstellation irgendwie arrangieren zu können“, sagt der heute 27-Jährige Berliner rückblickend.
Viel zu theoretisch
Kein Wunder also, dass der Erstsemester die Vorlesungen in Fachdidaktik und Pädagogik eher widerwillig besucht. Schnell merkt er, dass auch die fachwissenschaftlichen Module wie Agrarökonomie oder Vegetationstechnik nicht sein Ding sind. „Viel zu theoretisch“, sagt er heute. Was ihm neben der Anonymität des Unialltags aber vor allem zu schaffen macht, ist das Fach Betriebliches Rechnungswesen. Zweimal rasselt er durch die Mathe-Klausuren. „Das ging auf mein Ego“, erinnert er sich. Mit Beginn des zweiten Semesters ist ihm klar: So geht es nicht weiter.
Was will ich wirklich?
Robert Kühnke sucht Rat bei einem guten Freund. Der fragt ihn: Warum machst du nicht erst einmal eine Ausbildung im Gartenbau? Studieren kannst du später immer noch. Das Gespräch mit dem Freund nennt Kühnke heute „ein Schlüsselerlebnis“. „Das hat mir geholfen, in dieser Situation ehrlich zu mir zu sein und mich aufrichtig zu fragen: Was will ich wirklich?“, sagt er.
Neustart als Gärtner
Im Frühsommer 2012 – nach zwei Semestern – zieht Robert Kühnke einen Schlussstrich unter das Studium. Er exmatrikuliert sich und macht sich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Im Internet stößt er auf ein interessantes Angebot: Der Garten- und Landschaftsbaubetrieb von Ingo Bauditz in Berlin-Schöneberg sucht einen Azubi zum Gärtner, Fachrichtung Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau.
Diesmal geht er auf Nummer sicher
Auf Kühnkes Bewerbung dort folgt prompt die Einladung zum Vorstellungsgespräch und darauf die Zusage. Dass der Ex-Student schon einige Kenntnisse aus seinem Studium mitbringt, freut seinen Arbeitgeber umso mehr. Doch Robert Kühnke will auf Nummer sicher gehen. Bevor er den Ausbildungsvertrag unterschreibt, möchte er erst einmal ein vierwöchiges Praktikum absolvieren, um in den Beruf hinein zu schnuppern. „Ich wollte ausschließen, dass ich auch die Ausbildung abbreche.“ Seine Bedenken kann er schnell verwerfen. Nur wenige Tage im Gärtnereialltag reichen, um festzustellen: Das ist der richtige Weg.
Sichtbare Ergebnisse
Während der Ausbildung lernt Robert Kühnke, wie er Hecken schneidet, Bäume pflanzt, Mauern aus Naturstein baut und Spitzahorn von Bergahorn unterscheidet. Er mag den intensiven Austausch mit den Kollegen, die verbindlichen Arbeitszeiten und die Bewegung in der Natur. Was er im Vergleich zum Studium außerdem sehr schätzt: „Am Ende des Tages kann ich das Ergebnis meiner Arbeit sehen.“
„Ein Ausbildungsberuf ist keine Einbahnstraße“
Im August 2014 absolviert Kühnke nach zwei Jahren Ausbildung die Prüfung vor der Landwirtschaftskammer Berlin und wird von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen. Heute ist er froh, dass er sich so frühzeitig gegen das Studium und für eine Ausbildung entschieden hat. „Praktisch zu arbeiten, liegt mir einfach mehr“, sagt er. Ein Studium kommt für ihn inzwischen nicht mehr infrage, aber weiterentwickeln will er sich schon. „Ein Ausbildungsberuf ist keine Einbahnstraße“, sagt er. „Es gibt viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden.“ Im Frühjahr 2016 wird Robert Kühnke das nächste Ziel in Angriff nehmen: Dann will er berufsbegleitend mit der Weiterbildung zum Gärtnermeister starten. Ohne Kompromisse.
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