Studienabbrecher sind gefragte Kandidaten für eine berufliche Ausbildung. Für den Umstieg gibt es verschiedene Wege.
Betriebliche Ausbildung
Die betriebliche oder duale Ausbildung findet an zwei Orten statt: im Betrieb und in der Berufsschule. Sie ist in den Bereichen Industrie und Handel, Handwerk oder Landwirtschaft möglich, im öffentlichen Dienst oder auch bei Ärzten, Apothekern, Rechtsanwälten oder Steuerberatern. Zurzeit gibt es rund 350 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe. Eine betriebliche Ausbildung dauert zwischen zwei und dreieinhalb Jahren. Für Studienabbrecher sind verkürzte Ausbildungen möglich, da bei Abiturienten zu erwarten ist, dass sie das Ausbildungsziel in der verkürzten Zeit erreichen. Die Auszubildenden erhalten eine Vergütung.
Tipp: Insbesondere für die betrieblichen Ausbildungsberufe von Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern sind Studienabbrecher begehrte Kandidaten. Erste Ansprechpartner sind die Ausbildungsberater der Kammer in der Region des Wohnorts. Regulär beginnt das Ausbildungsjahr am 1. September, bei den IHK teilweise auch am 1. August. Der Einstieg in eine Ausbildung sei aber grundsätzlich jederzeit möglich, heißt es sowohl beim Zentralverband des Deutschen Handwerks als auch beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag. In entsprechenden Fällen sind individuelle Lösungen möglich.
Schulische Ausbildung
Viele Berufe lassen sich an Schulen wie Berufsfachschulen, Berufskollegs oder Fachakademien erlernen. Altenpfleger, Erzieher, Physiotherapeut, Fremdsprachenkorrespondent und Medizinisch-technischer Assistent sind Beispiele für schulische Ausbildungsberufe. Die Ausbildungen dauern meist ein bis drei Jahre und werden durch Praktikumsphasen ergänzt. Im Gegensatz zur betrieblichen Ausbildung ist eine Vergütung nicht die Regel sondern die Ausnahme. Wer nicht an einer staatlichen sondern einer privaten Schule lernt, muss ein Schulgeld zahlen.
Tipp: Über schulische und betriebliche Ausbildungsberufe informiert die Datenbank Berufenet der Bundesagentur für Arbeit. Klicken Sie auf „Erweiterte Suche“, dann je nach Interesse auf „Duale Ausbildungen“ oder „Ausbildungen Berufsfachschule“ und starten Sie die Suche.
Sonder- oder Abiturientenausbildung
Speziell für Abiturienten hat die deutsche Wirtschaft die sogenannten Sonderausbildungen entwickelt. Sie sind eine Mischung aus betrieblicher Ausbildung und Studium und werden auch Abiturientenausbildungen oder Ausbildungsgänge mit Zusatzqualifikation genannt. Sonderausbildungen verzahnen die praktische Ausbildung in einem Betrieb mit einer theoretischen Ausbildung, die an Berufsfachschulen oder in einer firmeneigenen Schule stattfindet. Häufig können zwei Abschlüsse nacheinander erworben werden. Sonderausbildungen dauern in der Regel zwei bis drei Jahre. Nach etwa zwei Jahren wird ein erster berufsqualifizierender Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf erworben. Bis zum Ende des dritten Ausbildungsjahres erfolgt eine Zusatzqualifikation. Fluglotse, Eurokaufmann oder Handelsassistent sind Beispiele für diese Ausbildungsform.
Tipp: Sonderausbildungen finden Sie in der Datenbank Berufenet der Bundesagentur für Arbeit. Geben Sie in die Suchmaske den Begriff „Abiturientenausbildung“ ein, dann erhalten Sie eine Liste mit Treffern.
Ausbildung an Berufsakademien oder Dualen Hochschulen
Für Studienabbrecher mit stark praxisorientierten Interessen kann auch die Ausbildung an einer Berufsakademie oder an einer Dualen Hochschule eine gute Alternative zu einem klassischen Studium sein. Die Ausbildungsinstitute kooperieren eng mit Unternehmen der Wirtschaft. Interessierte schließen zunächst einen Ausbildungsvertrag mit einem kooperierenden Unternehmen ab und können sich dann bei der Berufsakademie oder an der Dualen Hochschule einschreiben. Die Ausbildung, die in der Regel drei Jahre dauert, wird teils im Betrieb und teils an der Dualen Hochschule/Berufsakademie verbracht. Achtung: Es gibt nur wenige Plätze und stets viele Bewerber.
Tipp: Ausbildungsstellen für ein duales Studium lassen sich über die Webseite AusbildungPlus des Bundesinstituts für Berufsbildung suchen oder über die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit.
Direkteinstieg in den Beruf
Wer während des Studiums gejobbt hat oder Praktika absolviert hat, schafft möglicherweise den Quereinstieg in eine qualifizierte berufliche Tätigkeit. Doch auch wenn das verlockend sein mag: Ohne Ausbildung in einen Beruf einzusteigen, ist eher nicht zu empfehlen. Denn Arbeitnehmer ohne Berufsabschluss stehen beim Wechsel des Arbeitgebers, bei Beförderungen und Gehaltsverhandlungen meist schlechter da als die Konkurrenz – vor allem mit zunehmendem Alter.
Tipp: Holen Sie den Berufsabschluss unbedingt nach. Mit einer gewissen Berufspraxis ist das über die sogenannte Externenprüfung möglich. Dafür müssen Sie unter anderem nachweisen, dass Sie über entsprechende theoretische und praktische Berufserfahrung in dem Berufsbild verfügen, in dem Sie einen Abschluss machen möchten. Sie nehmen an der Abschlussprüfung als „Externe“ teil – im Unterschied zu den regulären Auszubildenden, die eine Ausbildung durchlaufen haben und am Ende ebenfalls die Prüfung absolvieren. Die Externenprüfung wird vor der zuständigen Kammer abgelegt. Jedes Bundesland bietet Seminare und Lehrgänge an, die auf diese Prüfung vorbereiten.
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