Nuss-Frucht-Mischungen gelten als gesunder, wohlschmeckender Energiespender. Im Test werden aber nicht alle den Erwartungen gerecht.
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Testergebnisse für 20 Studentenfutter 09/2014Der Siegeszug des Studentenfutters begann vermutlich im 17. Jahrhundert – mit einem Kater. Weil Studenten schon damals feierlustig waren, knabberten sie eine Mischung aus Rosinen und Mandeln. Letztere galten als Mittel gegen die Nachwehen eines Alkoholrauschs. Allerdings waren sie teuer. Ebenso wie das Studieren selbst konnten sich seinerzeit nur Wohlhabende den gesunden Katerkiller leisten. Heute ist das anders. Der Knabberklassiker ist inzwischen schon ab 65 Cent pro 100 Gramm zu haben. Im Vergleich zum Urprodukt ist das nicht der einzige Unterschied: Die 20 Studentenfutter im Test bestehen aus Rosinen gemischt mit Mandeln, aber auch Hasel-, Wal-, Cashew- und/oder Paranüssen. 6 Produkte enthalten Erdnüsse. So unterschiedlich wie die Zusammensetzung der Nuss-Frucht-Mischungen sind auch die Testergebnisse. Sie reichen von der seltenen Abschlussnote sehr gut bis zum Qualitätsurteil mangelhaft.
Im richtigen Verhältnis
Wie sich Studentenfutter zusammensetzen sollte, ist – untypisch für Deutschland – nicht verbindlich geregelt. Im Test liegt das Verhältnis Nüsse zu Rosinen im Schnitt bei rund 60 zu 40. Die Unterschiede in der genauen Zusammensetzung sind allerdings groß. Die Mischungen ohne Erdnüsse bestehen aus vier bis fünf verschiedenen Nusssorten – je nach Anbieter – mit unterschiedlichen Anteilen. Bei den Produkten mit Erdnüssen sind meist nur zwei weitere Sorten enthalten. Die Erdnuss ist stets dominant, vor allem beim Studentenfutter von Pittjes. Ärgerlich: Das Bild auf der Tüte erweckt den Eindruck einer ausgewogenen Mischung (siehe Foto unten). Tatsächlich aber sind 61 Prozent Erdnüsse und 27 Prozent Rosinen enthalten, die wenigen Cashew- und Haselnüsse gehen völlig unter. Auch in der Zutatenliste finden sich keine Mengenangaben. Über ein Ausreichend beim Prüfpunkt Deklaration kommt Pittjes nicht hinaus. Geschmacklich ist an der Mischung immerhin nichts auszusetzen.

© Stiftung Warentest

Von aromatisch bis ranzig
Auch sonst fallen die sensorischen Noten bei den 6 Studentenfuttern mit Erdnüssen meist gut aus, Ültje bekommt sogar ein knappes Sehr gut. Eine glatte Eins in Aussehen, Geruch und Geschmack erreicht der Testsieger Seeberger. Von diesem klassischen Studentenfutter ohne Erdnüsse waren die Verkoster besonders angetan. In der sensorischen Fachsprache klingt das dann so: „Die Nussnote ist kräftig ausgeprägt“, „Weinbeeren mit intensiver und komplexer Fruchtigkeit“, „Nüsse und Weinbeeren riechen und schmecken aromatisch“. Ganz anders lauten die Urteile für einige preiswerte Handelsmarken. Grund: Nüsse, die „alt“ schmecken oder „dumpf“ und einen „hohen Bruchanteil“ haben. Das Studentenfutter von Netto Marken-Discount ist sogar leicht ranzig. Die Fettanalyse bestätigt das. Abschlussnote: mangelhaft.
Nährstoffreiche Kraftpakete

Eine gute Handvoll. 50 Gramm Studentenfutter eignen sich als Zwischenmahlzeit.
Figurbewusste meiden Nüsse oft. Sie gelten als Dickmacher. Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht das anders. „Zwar liegt der Fettgehalt von Nüssen je nach Sorte zwischen 40 und 70 Prozent“, erläutert Gahl. „Es handelt sich aber überwiegend um wertvolle einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Die wirken positiv auf den Cholesterinspiegel. Häufiger Verzehr senkt außerdem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“
Die kleinen Kraftpakete enthalten zudem Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine – etwa B-Vitamine. Letztere sind wichtig für die Zellerneuerung sowie den Energiestoffwechsel und fördern die Bildung von Botenstoffen des Nervensystems. Dazu kommen reichlich Proteine und Mineralstoffe wie Magnesium. All das macht Studentenfutter für Denk- und Bewegungssportler empfehlenswert. Für süße Abwechslung sorgen die Rosinen. Die Trockenfrüchte sind nicht nur ein Energielieferant, sondern auch eine gute mineral- und ballaststoffreiche Ergänzung zur Nuss. Gleichzeitig stillen sie den Appetit auf Süßigkeiten wie Schokolade und Co.
Wichtig: 50 Gramm Studentenfutter sind eine gute Zwischenmahlzeit für Kinder ab 10 Jahren und Erwachsene. Nüsse enthalten viele gesunde Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe, sollten wegen des hohen Energiegehalts aber in Maßen genossen werden.
Kaum Schimmelpilzgifte nachweisbar
Schadstoffe trüben den gesunden Knabberspaß nicht. So fanden wir Rückstände von Pestiziden allenfalls in unbedenklichen Mengen. Geprüft haben wir außerdem auf Ochratoxin A und Aflatoxine. Diese Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) können Leber und Niere schädigen, Aflatoxine werden zudem als krebserregend eingestuft. Sie waren aber nur in unkritischen Mengen und auch nur in wenigen Produkten nachweisbar. Trotz dieser Ergebnisse: Mykotoxine sind nie ganz auszuschließen. Schimmelpilze bilden Nester, Schimmelpilzgifte können also in Lagern und Chargen ungleichmäßig verteilt sein.
Tipp: Nüsse, die sehr bitter oder ungewöhnlich schmecken, am besten ausspucken. Vorsicht auch bei muffigem Geruch. Essen Sie keine überlagerten Nuss-Frucht-Mischungen Tipps.
Wer aufpassen sollte

Unklar. Anbieter weisen oft auf Nussspuren hin, nicht auf konkrete Sorten © Stiftung Warentest

Selbst einwandfrei gelagerte Knabbermischungen sind nicht für jedermann unbedenklich: Nüsse zählen zu den häufigsten Auslösern schwerer allergischer Reaktionen. Das größte allergische Potenzial hat die Erdnuss, die botanisch eine Hülsenfrucht ist. Es folgen Hasel- und Walnuss. Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund beruhigt jedoch: „Wer etwa gegen Haselnuss allergisch ist, muss andere Sorten nicht generell meiden. Auf die Haselnuss selbst sollten Betroffene aber natürlich verzichten. Das gilt auch für Spuren, die immer vorkommen können.“ Die meisten Produkte im Test wären für Allergiker tabu, weil die Anbieter mögliche Spuren anderer Nüsse nicht ausschließen. Hilfreich ist dagegen der konkrete Hinweis von Farmer’s Snack. „Frei von Haselnusskernen“ steht auf dem Etikett. Darauf war Verlass: Wir konnten keine Spuren von Haselnüssen nachweisen.
Kinder unter 4 sollten keine Nüsse essen

Unsicher. Kleinkinder unter 4 Jahren sollten keine ganzen Nüsse essen. © Stiftung Warentest

Gar kein Studentenfutter essen sollten kleine Kinder unter 4 Jahren. Sie können sich an den ganzen Nüssen verschlucken. Viele Anbieter weisen darauf hin. Nüsse sind häufiger Ursache von Erstickungsanfällen bei Kleinkindern als etwa kleinteiliges Spielzeug.
Mischung und Menge entscheidend
Ernährungsexperten empfehlen auch bei Nüssen viel Abwechslung auf dem Speiseplan. „Jede Sorte hat unterschiedlich hohe Anteile positiver Nährstoffe“, sagt DGE-Expertin Gahl. Die Walnuss übertrifft zum Beispiel alle mit ihrem Anteil an Alpha-Linolensäure, einer wertvollen Omega-3-Fettsäure. Die Mandel wartet mit extra vielen Ballaststoffen auf Nüsse im Vergleich. 50 Gramm Studentenfutter liefern etwa 250 Kilokalorien. Kinder ab 10 Jahren und Erwachsene haben damit die empfohlene Energiezufuhr einer Zwischenmahlzeit fast ausgeschöpft. Für kleinere Kinder reicht eine entsprechend kleinere Portion. Ein gutes Maß ist eine Handvoll Studentenfutter pro Tag. Das genügt, um von den gesunden Nährstoffen und Fettsäuren zu profitieren. Zum Beispiel als Fitmacher für den Tag im Büro oder vor einer Prüfung.
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- Nüsse sind gesund. Das gilt auch für Mandeln und Erdnüsse, die botanisch keine Nüsse sind. Jede Art hat Vorteile: Haselnüsse und Mandeln sind reich an Vitamin E,...
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- Mehrere Bio-Anbieter haben Mandeln zurückgerufen. Der Grund: Einige Packungen enthielten Bittermandeln. Bei ihrer Verdauung wird giftige Blausäure freigesetzt.
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- Edler Geschmack, preiswerte Zutaten – der Salatklassiker aus dem New York des späten 19. Jahrhunderts lässt sich prima vorbereiten und mit Rosinen fruchtig variieren.
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@Tixo. Die Zusammenstellung des Studentenfutter von Seeberger mit 44% Rosinen und 56% Nüssen und Mandeln halten wir für ausgewogen. Um die Mengenverhältnisse zu veranschaulichen, haben wir die Mischung sogar bildlich dargestellt. Geschmacklich war es am besten und zudem frei von Schadstoffen. Das verdient ein "sehr gut"! (bp)
Ich muss sagen, dass mir langsam aber doch Zweifel an den Qualitätskriterien kommen.
Ich habe bislang immer auch darauf geschaut, was die Stiftung Warentest als Wertung hatte. Inzwischen schaue ich lieber auf negative Rezensionen bei Amazon und Co.
Grund: Wenn das Seeberger-Studentenfutter mit fast 50% Rosinen und nur 7% Walnüssen Testsieger wird, dann braucht man sich nicht wundern. Jedes Kind weiß, dass sowohl in Müslis als auch in Studentenfutter beispielsweise die Rosinen missbraucht werden, um entweder den Fruchtanteil anzuheben, oder das Gewicht zu beschönigen - wie im Fall von Studentenfutter.
Und nachdem ich auch auf den Miele Staubsauger des letzten Tests reingefallen bin (eine Zumutung, dieser Sauger!), werde ich nun keine Tests mehr in meine Auswahl einbeziehen. Und es geht auch meinen Freunden und Bekannten so - die Tests sind jedenfalls fragwürdig. Für mich nicht nachvollziehbar.
Hallo Urbie,
die Preiserhöhung hat sicherlich nichts mit Test zu tun. Nüsse sind mittlerweile Luxusgüter. Witterung, Dollarkurs und eine steigende Nachfrage durch den Trend zur gesunden Ernährung sowie einen Nachfrageanstieg aus Asien treiben die Preise. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Grüße
Kathrin
Manches, durch die Stiftung Warentest ausgezeichnete, Unternehmen wird wohl angesichts solcher Würdigung übermütig, und glaubt ihre zugegebener Maßen guten Produkte mit Wahnsinnspreisen versehen zu müssen.
Die Firma Seeberger aus Ulm liefert seit 15.07.2015 ihre neuen 150g-Beutel Studentenfutter um wenigstens 70 Euro-Cent teurer gegenüber dem 200g-Beutel auf dem deutschen Markt an. Das bedeutet im Klartext von 1,64 Euro für 150g auf 2,89 Euro - von jetzt auf gleich! Dies ohne erkennbaren Grund!
Es gab weder Missernten en masse in den Bezugsländern von Nüssen und Weinbeeren noch sind die Energiepreise so rasant in die Höhe gestiegen und auch das viel zitierte Euro-Dollar-Verhältniss ist nicht so massiv in Schieflage geraten - daß man fast das doppelte vom Kunden zu bezahlen verlangt. Sicher kann jedes Unternehmen seine Preise so gestalten, wie es das für richtig hält. Aber für diesen Wucher sollte die Stiftung Warentest das im September 2014 verliehene Prädikat wieder aberkennen!
Kommentar vom Autor gelöscht.