Hoher Stromverbrauch im Standby ist teuer und unnötig. Bis zu 100 Euro Stromkosten verursachen Unterhaltungselektronikgeräte jedes Jahr im Wartezustand. In den Tests verteilt die Stiftung Warentest dafür regelmäßig schlechte Noten. Nicht alle Leser finden das gut. Lesen Sie, warum die Tester der Stiftung so streng sind.
Böse Leserbriefe
„Glauben Sie wirklich, dass es irgendeinen Ihrer Leser – der ja 600 Euro für das Gerät zahlt – interessiert, ob er dadurch zwei, fünf oder zwölf Euro Stromkosten im Jahr hat?“ Diese Frage stellte test-Leser Dieter Mathes in einem Leserbrief. Stein des Anstoßes war der Test von Sat- und Kabelempfängern im Heft 11/06. Der sonst mit meist guten bis sehr guten Noten bedachte Sat-Empfänger Kathrein UFS 821 mit Festplatte wurde wegen seines hohen Stromverbrauchs im Standby abgewertet: Mit einem Verbrauch von 9,6 Watt im Standby lautete das Urteil für Umwelteigenschaften daher „mangelhaft“. Folglich sank das test-Qualitätsurteil für die Kathreinbox von „gut“ auf „befriedigend“ (Note 3,2).
Teurer Wartezustand
Bei täglich 20 Stunden im Wartezustand frisst der Kathrein-Empfänger beim heutigen Strompreis von 19 Cent je Kilowattstunde in zehn Jahren Strom im Wert von mehr als 130 Euro. Der Stromverbrauch im Betrieb ist deutlich niedriger: Läuft der Empfänger jeden Tag vier Stunden, kostet das in zehn Jahren nur rund 65 Euro - die Hälfte des Standby-Verbrauchs. Dass es wesentlich stromsparender geht, zeigt der DigiCorder S2 von TechniSat: Im Betrieb nimmt er ähnlich viel Strom auf wie Kathrein. Doch im Standby fließen nur 0,2 Watt pro Stunde durch die Leitung. In zehn Jahren entstehen so Kosten von gerade mal 2,78 Euro.
98 Euro im Jahr für Stromfresser
Nun ist ein Sat-Empfänger mit Festplatte bei weitem nicht das einzige Gerät im Haushalt mit Stromverbrauch im Standby. Fernseher, DVD-Spieler, PC, schnurloses Telefon - fast alle elektrischen Geräte ziehen permanent kleine Mengen Strom, auch wenn sie nicht aktiv sind. Eine Übersicht der Zehnjahresverbräuche im Betrieb und im Standby gibt der Testkompass. Wer ein Gerät mit niedrigem Standby-Verbrauch kauft, spart in zehn Jahren bis zu 165 Euro. Beispiel DVB-T-Empfänger mit Festplatte: 173,45 Euro verpulvert der Homecast in zehn Jahren allein im Wartestand. Das Gerät von Quelle / Universum kommt in der gleichen Zeit mit schlanken 8,33 Euro aus. Doch auch wenn die einzelnen Beträge klein erscheinen mögen - langfristig ergeben sie eine hohe Rechnung: Für einen durchschnittlich ausgestatteten Haushalt errechnete die Initiative Energieeffizienz ganze 98 Euro zusätzliche Stromkosten pro Jahr allein durch den Verbrauch im Standby.
Verschwendete Energie
Energie ist kostbar. Deutschlands Privathaushalte verpulvern allein durch Standby laut Umweltbundesamt Energie für 3,3 Milliarden Euro im Jahr – rund 17 Milliarden Kilowattstunden. Dafür müssen entweder zwei durchschnittlich große Kernkraftwerke laufen – unnötigerweise. Oder der Strom wird aus Kohle, Gas und Öl erzeugt. Die dabei entstehenden Kohlendioxid-Emissionen gelten als mitverantwortlich für den Klimawandel.
Echte Netzschalter
Energiesparende Geräte sollten daher einen echten Netzschalter an der Frontseite haben. Wenn dieser betätigt wird, darf kein Strom mehr fließen. Für Geräte ohne Netzschalter gibt es in jedem Elektrohandel und Baumarkt preisgünstige Schaltersteckdosen. Mit einem Schalter unterbrechen sie die Stromversorgung für alle angeschlossenen Geräte. Das ist der einfachste Weg, jeglichen Stromfluss zu unterbinden. Dass der Stromverbrauch nicht allen Lesern gleichgültig ist, zeigt der Brief von Manuel Pliske aus München: „Bitte behalten Sie eine hohe Gewichtung der umweltbelastenden Faktoren wie Strom- und Wasserverbrauch unbedingt bei.“
Ergebnisse der Umfrage: Kontrovers diskutiert
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- Verbrauch ermitteln, Sparpotenzial erkennen, Kosten senken: Der Strommessgeräte-Test zeigt, welche Geräte genau messen. Gute sind schon ab 9 Euro zu haben.
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- Was tun mit alten Handys und dem kaputten Staubsauger? Wir sagen, wie Verbraucher Elektroschrott entsorgen können − und wie gut die Entsorgung tatsächlich klappt.
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- Die Spülmaschine mit Warmwasser zu betreiben, kann Energie sparen – doch es kommt darauf an, wie das Warmwasser erhitzt wird und wie weit sein Weg zum Geschirrspüler ist.
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Die im o.g. Artikel genannten Kosten bezogen sich auf einen Strompreis von 15,8 Cent kWh. Laut Stromvergleichsportal Verivox liegt der aktuelle Strompreis für Neukunden jedoch über 200% höher, bei 49 Cent kWh.
Die meisten nach 2010 hergestellten Elektrogeräte dürften nur noch 1 Watt, seit 2013 sogar nur noch 0,5 Watt im Standby verbrauchen. Für ältere Geräte (z.B. SAT Receiver/Decoder, Soundanlagen, DVD-Videorecorder) sollte man unbedingt Schaltersteckdosen nutzen. Kosten 2-3 € in Baumärkten - schaltbare Steckdosenleisten dort 3-6 €.
Viel mehr Strom dürfen Geräte verbrauchen, die im sog. "vernetzten Bereitschaftsbetrieb" sind, d.h. WLAN-Router/Modems, Repeater, Powerline-Adapter, Decoder, Drucker, Spielekonsolen. Bis 2017 verkaufte Geräte hatten Standby-Verbräuche von ca 20 bis 80 Watt. Auch heute dürfen diese Geräte noch bis 12 Watt im Standby brauchen, was nach heutigem Strompreis für Neukunden (x 49 Cent) jährlich 51 € ausmacht!
Also: Zeitschaltuhr oder Schaltsteckdose nutzen!