
Seit Jahresbeginn erhöhten mehr als 750 Stromversorger ihre Preise. Finanztest beantwortet Leserfragen zum Anbieterwechsel.
Nach unserem Test von Strom- und Gastarifen im Dezember-Heft erreichten uns viele Leserfragen zum Thema Preiserhöhungen, Anbieterwechsel und Tarifsuche. Wir beantworten die wichtigsten.
Mein Anbieter hat zum 1. Januar die Preise erhöht. Kann ich jetzt noch wechseln?
Kunden in der Grundversorgung können jederzeit wechseln. Das betrifft alle Kunden, die bei ihrem örtlichen Versorger sind und dort noch nie etwas an ihrem Tarif geändert haben. Ihre Kündigungsfrist beträgt 14 Tage. In der Praxis dauert der Wechsel aber oft länger, weil der Vertragsbeginn häufig der Monatserste ist.
Kunden, die schon einmal den Tarif gewechselt haben, sind im Sondervertrag. Sie müssen die Kündigungsfrist im Vertrag nachlesen. Bei einigen Stadtwerken beträgt die Erstvertragslaufzeit zwar zwölf Monate. Anschließend kommt man aber schnell aus dem Vertrag.
Ist es ratsam, ständig den Anbieter zu wechseln?
Das sollten nur Kunden machen, die bereit sind, jährlich zu wechseln und auch die teilweise langen Kündigungsfristen im Blick zu haben. Sie können durch den jährlichen Wechsel die Neukundenboni mitnehmen. Diese sind aber oft an Bedingungen geknüpft. Deswegen genau hinschauen: Wann wird ein Bonus gezahlt? Ist seine Höhe an eine Mindestabnahmemenge oder Ähnliches gekoppelt? Wechselwillige sollten sehr günstige Anbieter, die mit hohen Boni locken, vor Vertragsabschluss googeln, um zu prüfen, welche Erfahrungen andere Verbraucher mit ihnen gemacht haben.
Was ist an den Tarifen vieler Discounter problematisch?
Viele Discounter bieten im ersten Vertragsjahr einen sehr günstigen Preis. Anschließend kommt aber eine saftige Preiserhöhung ins Haus. Der Kunde muss dann oft sein vergleichsweise kurzes Sonderkündigungsrecht nutzen. Wer diese Frist verpasst, ist wieder in einem Zwölfmonatsvertrag mit deutlich höherem Preis gefangen.
Hinzu kommt, dass der Preis durch hohe Neukundenvergünstigungen im ersten Jahr günstiggerechnet wird und selbst ohne Preiserhöhung im zweiten Jahr deutlich teurer wäre. Wenn Boni oder Frei-Kilowattstunden an Bedingungen geknüpft sind, kann es auch sein, dass der Kunde sie gar nicht erhält. Um solche Tarifmodelle auszuschließen, ist die „Anschlusslaufzeit“ wichtig. Sie sollte möglichst kurz sein und nicht erneut zwölf Monate betragen. Die Rechner lassen sich nicht danach filtern. Informationen stehen aber in den Tarifdetails.
Ich bin bereit, jedes Jahr den Anbieter zu wechseln. Was sind für mich die drei wichtigsten Tipps?
Erstens: Lesen Sie im Vertrag nach, unter welchen Bedingungen der Bonus ausgezahlt wird. Manche besonders günstigen Anbieter sind mit mehreren Marken vertreten. Wechselt der Kunde von einer Marke zur anderen, kann der Bonus entfallen. Sollten Ihnen die Bedingungen unklar sein, schließen Sie mit diesem Anbieter keinen Vertrag ab. Zweitens: Stellen Sie fest, wie lang die Kündigungsfrist ist.
Drittens: Nutzen Sie Suchmaschinen im Netz und lesen Sie nach, was Kunden, die schon gewechselt haben, berichten.
Es gibt inzwischen den Sofortrabatt. Er wird kurz nach Vertragsabschluss ausgezahlt. Was ist davon zu halten?
Einen Sofortbonus bieten beispielsweise Eprimo, Gazprom Energy und Maingau Energie. Er wird innerhalb von höchstens 60 Tagen nach Vertragsabschluss ausgezahlt und nicht wie sonst üblich erst nach zwölf Monaten in der Jahresabrechnung berücksichtigt. Der Vorteil ist, dass der Kunde gleich profitiert. Ärger wegen nichtgezahlter Boni dürfte es hier nicht geben. Einige Anbieter mit Sofortrabatt haben aber vergleichsweise hohe Kilowattstundenpreise wie Gazprom Energy mit 27,o1 Cent pro kWh. Solche Tarife sind vor allem für Kunden geeignet, die nach dem ersten Vertragsjahr wieder wechseln.
Ein Tarifvergleich ist doch nur über Vergleichsportale möglich. Oder kennen Sie noch andere Möglichkeiten?
Nein. Es gibt keinen anderen Weg, aktuelle Tarife miteinander zu vergleichen. Wichtig ist es, auf die unterschiedlichen Voreinstellungen der Vergleichsportale zu achten. Geben Sie nicht nur Postleitzahl und Jahresverbrauch ein, sondern nutzen Sie die Möglichkeit, Filter selbst einzustellen. Viele Filtermöglichkeiten bieten Check24, Verivox und Toptarif.
In der Tabelle unten steht, welche Filtereinstellungen Sie weg- oder dazuklicken sollten, um einen verbraucherfreundlichen Tarif zu finden.
Ich habe kein Internet und möchte wechseln. Wie finde ich einen günstigen neuen Anbieter?
Der Verbraucherzentrale Bundesverband bietet eine Energieberatung an. Unter der Telefonnummer 0 800/8 09 80 24 00 können Sie montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 16 Uhr kostenfrei anrufen und einen Termin bei einem Energieberater vor Ort oder bei einer Verbraucherzentrale vereinbaren. Dort hilft man Ihnen auch, einen neuen Anbieter zu finden.
Und was ist, wenn es Streit mit dem Stromanbieter gibt?
Die Schlichtungsstelle Energie hilft Verbrauchern, die beispielsweise versprochene Boni auf der Abrechnung vermissen oder andere Schwierigkeiten mit ihrem Anbieter haben. Ein Ombudsmann und sieben Schlichter kümmern sich um die Anfragen. Informationen gibt es im Internet unter www.schlichtungsstelle-energie.de.