
In nur fünf Minuten mehrere Hundert Euro sparen? Das geht. Verbraucher müssen dazu nur den Stromversorger wechseln. Eine vierköpfige Familie in Rostock, die pro Jahr 5 000 Kilowattstunden verbraucht, kann so beispielsweise zwischen 191 Euro und 329 Euro* gutmachen. test.de erklärt, wie Kunden von Bonussen profitieren und mit wenigen Klicks zum neuen Tarif kommen. Aber auch wer nicht jedes Jahr den Anbieter wechseln will, kann sparen.
Eine Frage der Persönlichkeit
Wie viel sich im Einzelfall sparen lässt, hängt nicht nur davon ab, wie hoch der Verbrauch und wie teuer der aktuelle Tarif ist, sondern auch vom Naturell des Kunden. Der Grund: Tarife mit hohen Neukundenboni sind nicht für jedermann geeignet. Sie sind oft nur im ersten Jahr günstig. Im zweiten Jahr, wenn die hohen Boni wegfallen, können solche Tarife sogar richtig teuer sein.
Für aktive Kunden: Bonustarife
Bonustarife lohnen sich daher für aktive Kunden, die bereit sind, nach einem Jahr wieder auszusteigen und so dem Kostenanstieg zuvorzukommen. Wer es lieber ruhig angehen lässt, ist mit Tarifen ohne hohe Boni besser beraten, Leitfaden zur Tarifsuche.
Aktive Kunden sparen mehr als bequeme
Was die schieren Summen angeht, haben aktive Kunden die Nase vorn (Aktive Kunden: Tabelle). Das zeigen unsere exemplarischen Berechnungen für einen vierköpfigen Musterhaushalt aus Frankfurt/Main: Ein Wechsel vom Tarif „Mainova Strom direkt“ des örtlichen Grundversorgers zu „EnviaM Pur Strom online“ bringt Aktiven rund 100 Euro mehr als den Bequemen, die sich für Tarif „Grünstrom pur 12“ entschieden haben. Auf den ersten Blick ist das erstaunlich: Die Kilowattstunde kostet beim EnviaM-Tarif rund 2,7 Cent mehr als beim Grünwelttarif, die Jahresgrundgebühr ist mit 112 Euro sogar fast viermal so hoch. Lukrativ wird EnviaM vor allem durch einen Sofortbonus von 305 Euro. Den überweist das Unternehmen schon acht Wochen nach der ersten Stromlieferung.
Begrüßungsgeld für Neukunden
Immer mehr Tarife enthalten ein solches Begrüßungsgeld für Neukunden. Die Höhe variiert je nach Wohnort und Verbrauch des Nutzers. Sofortboni zwischen 100 und 300 Euro sind keine Seltenheit. Viele Tarife haben neben dem Sofortbonus noch einen Neukundenbonus. Auf ihn warten Kunden deutlich länger. Die Gutschrift erfolgt erst nach etwa einem Jahr: Der Bonus wird mit der Schlussrechnung verrechnet. Zahlt das Unternehmen ihn nicht in vereinbarter Form, muss der Kunde seinem Geld hinterherlaufen.
Tipp: Bei Vergleichsrechnern lohnt es, nicht nur die bestplatzierten Tarife zu beachten. Oft finden sich Angebote mit hohen Sofortboni auch jenseits der Top Five.
Auszahlung des Sofortbonus klappt in der Regel problemlos
„Mit dem Sofortbonus reagieren die Stromkonzerne auf die Wechselmüdigkeit der Nutzer und das schlechte Image des Neukundenbonus“, sagt Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Aus Kundensicht erfreulich: „Probleme mit der Auszahlung des Sofortbonus sind uns bisher nicht bekannt.“ Viele Tarife kombinieren die beiden Modelle inzwischen sogar.
Bequeme sollten Sofortbonus meiden
So verlockend Angebote mit Sofortbonus auch sein mögen: Sie eignen sich nur für aktive Kunden. Denn wer im zweiten Vertragsjahr den Ausstieg verpasst, für den werden solche Tarife schnell zum Verlustgeschäft. Auch das belegt unser Frankfurter Musterhaushalt: Ohne Sofortbonus im zweiten Jahr würde die Familie im Tarif EnviaM – selbst bei konstanten Preisen – mehr bezahlen als früher beim Grundversorger. Bei Tarifen, die zusätzlich noch einen Neukundenbonus bieten, ist der Preisunterschied zwischen dem günstigen ersten und dem teureren zweiten Vertragsjahr oft noch höher. Fazit: Wer ständigen Wechseldruck scheut, fährt besser mit Tarifen für bequeme Kunden. Sie bieten von Vertragsbeginn an günstige Konditionen.
Tarifsuche mit System
Preisvergleichsportale im Internet sind für die meisten Verbraucher die erste Anlaufstelle auf der Suche nach einem günstigen Tarif. Zu Recht. „Hier erhalten Kunden schnell einen aktuellen Marktüberblick“, sagt Thorsten Kasper, Jurist beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Doch können sich Nutzer auf die Preise und Tarifmerkmale verlassen? „Ja“, sagt Anne Schulze von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Die Preise sind im Energiebereich fast identisch mit denen, die die Anbieter im Netz veröffentlichen.“ Das ergab eine aktuelle Studie des Marktwächters Digitale Welt, an der Schulze mitgearbeitet hat. Auch wir sind in unserem Test von Stromvergleichsportalen zu diesem Ergebnis gekommen (Test Stromtarifrechner, test 3/2013).
Check24 und Verivox individuell einstellbar
Zur Tarifsuche empfehlen wir Check24 und Verivox, da sie Kunden viele individuelle Einstellungen ermöglichen. Einige Kritikpunkte gibt es aber doch.
- Voreinstellungen. Check24 und Verivox haben voreingestellte Suchfilter, die Kunden gezielt in Tarife lotsen, für die die Portale bei Vertragsschluss eine Provision kassieren. Wie hoch diese ist, erfährt der Kunde nicht.
- Preisvergleich. Bei der Darstellung der Preise sind Boni bereits vom ausgewiesenen Gesamtpreis abgezogen. Dadurch landen immer Tarife mit sehr hohen Boni auf den vorderen Plätzen. Sie sind jedoch bestenfalls für Aktive geeignet. Bequeme landen so leicht im falschen Tarif.
- Nullplatzierung. Kunden sollten die Suchergebnisse genau ansehen. Fast immer steht eine Anzeige auf den ersten Rängen.
Herrschaftswissen nutzen
Wer weiß, welche Häkchen er an welcher Stelle setzen muss, kann die Rechner ohne Weiteres zur Tarifsuche nutzen. Oft reichen dann schon wenige Eingaben in der Suchmaske, um einen typgerechten Tarif zu finden (Leitfaden zur Tarifsuche). Beim Vertragsschluss können Kunden wählen: Entweder sie schließen über das Vergleichsportal ab oder direkt auf der Internetseite des Anbieters.
Tipp: Wählen Sie nicht einfach den günstigsten Tarif. Berücksichtigen Sie auch Tarifbedingungen und Erfahrungsberichte anderer Kunden. Geben Sie den Namen Ihres Wunschanbieters in eine Onlinesuchmaschine ein. So sehen Sie, was über den Anbieter berichtet wird.
* Zahl korrigiert am 11. April 2016.