
Stecker gezogen. Wer den Stromanbieter wechselt, muss nicht befürchten, dass ihm der Saft abgedreht wird.
Genervt von zu hohen Kosten im Alltag? Ein guter Anlass, zu prüfen, ob ein Stromanbieterwechsel die Haushaltskasse entlastet. Kunden, die jedes Jahr den Stromanbieter wechseln, können mehrere Hundert Euro sparen. Das geht auch sehr bequem mithilfe eines Wechseldienstes, der alles rund um Tarifauswahl und Kündigung organisiert, wie die Stiftung Warentest überprüft hat.
Raus aus dem alten Tarif
Wie viel sich sparen lässt, hängt vom Wohnort und dem alten Tarif ab. Besonders viel ist es für jene, die noch nie etwas an ihrem Vertrag verändert haben. Sie sind in der Grundversorgung. Dann kann ein typischer Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3 500 Kilowattstunden in Berlin über 400 Euro sparen.
Nur wer den Stromanbieter jährlich wechselt, spart
Dauerhaft sparen können Kunden allerdings nur, wenn sie aktiv sind und den Versorger Jahr für Jahr wechseln. Denn viele Tarife bieten einen hohen Neukundenbonus und sind dadurch nur im ersten Jahr günstig. Viele Versorger spekulieren auf die Trägheit des Kunden: Nur wenn er länger als ein Jahr dabei bleibt, rechnet er sich für sie.
Lediglich jeder zehnte Haushalt nutzt die Möglichkeit
Fabian Fehrenbach von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz kritisiert: „Die meisten Versorger veröffentlichen nur Neukundenpreise. Welche Tarife dauerhaft günstig sind, können Kunden nicht herausfinden.“ Solange sich dies nicht ändert, empfiehlt er, jährlich die Preise zu vergleichen und zu prüfen, ob sich ein Wechsel lohnt. Vielen ist das zu umständlich, wie die neuesten Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen: Im Jahr 2018 wechselten nur 10 Prozent der Haushalte den Anbieter.
Wechseldienst: Service für Bequeme
Wer dazuneigt, Kündigungsfristen zu verpassen oder einfach keine Lust hat, sich regelmäßig um seinen Stromtarif zu kümmern, sollte einen Wechselservice nutzen – auch Wechseldienst genannt. Diese Dienste wählen dann für ihn gute und günstige Tarife aus und organisieren jedes Jahr den Anbieterwechsel (Wechseln lassen - ein Service für Bequeme).
Selbst um den Wechsel kümmern
Kunden, die sich Auswahl und Wechsel des Anbieters zutrauen, empfehlen wir, alles selbst in die Hand zu nehmen. Der Wechselprozess ist problemlos und ohne Risiko: Einfach im aktuellen Vertrag nachlesen, wann und mit welcher Frist er kündbar ist. Anschließend einen Vertrag beim neuen Versorger abschließen. Dieser kündigt den alten Vertrag beim bisherigen Lieferanten.
Versorgung mit Strom ist stets gesichert
Nicht mit allen besonders günstigen Anbietern machen Kunden gute Erfahrungen (Günstig ist nicht immer die beste Wahl). Doch selbst wenn mal nicht alles reibungslos klappt, sitzt niemand im Dunkeln. Dafür sorgt die Grundversorgung des örtlichen Stadtwerks. In diesen Tarif rutschen Haushalte dann automatisch.
Vergleichsrechner helfen bei der Tarifsuche
Zur Tarifsuche bieten sich Vergleichsrechner im Internet an, etwa Check24, Stromauskunft oder Toptarif. Kunden geben in die Suchmaske der Portale Postleitzahl und Jahresverbrauch ein und klicken auf „vergleichen“. Schon sehen sie eine Liste mit den günstigsten Tarifen. Die Preise sind regional verschieden und ändern sich häufig. Wie Kunden am besten vorgehen, zeigen wir in unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Vor der Tarifwahl auf Boni achten ...
Sparen lässt sich vor allem aufgrund der teils üppigen Boni. Viele Tarife bieten einen Sofortbonus und einen Neukundenbonus von bis zu 25 Prozent der Kosten im ersten Jahr. Sofortboni werden wenige Monate nach Lieferbeginn ausgezahlt, Neukundenboni erst nach der Jahresabrechnung. Tarife mit hohen Boni senken also den monatlichen Abschlag nicht unbedingt.
Übrigens: Das Vergleichsportal Verivox können wir nicht empfehlen. Der Rechner sortiert seine Ergebnisliste seit Kurzem kundenunfreundlich. Wer die Suche auf der Startseite nutzt, sieht eine Trefferliste, die Tarife mit 12 und 24 Monaten Laufzeit mischt. Sortiert wird die Liste jedoch nur nach dem Preis des ersten Vertragsjahres. Die Folge: 24-Monats-Verträge stehen oben im Ranking. Über die gesamte Laufzeit betrachtet, sind sie jedoch teurer, weil im zweiten Vertragsjahr die hohen Boni wegfallen.
... und Kundenbewertungen lesen
Vor Vertragsabschluss ist es lehrreich zu lesen, welche Erfahrungen andere mit einem Versorger gemacht haben. Check24 zeigt nicht nur, wie Kunden den Wechselprozess bewerten, sondern auch, wie zufrieden sie nach einem Jahr waren, wenn die Rechnung kommt und die Boni fließen sollen. Bei Immergrün zum Beispiel sinkt die Zufriedenheit deutlich. Während kurz nach dem Wechsel mehr als 97 Prozent Immergrün mit vier oder fünf Sternen bewerten, waren es nach einem Jahr nur 56 Prozent.
Vorn sind nicht immer die besten Angebote
Wir wollten wissen, wer bei den Marktführern Check24 und Verivox besonders häufig vorn landet. Für einen Vier-Personen-Haushalt mit 3 500 Kilowattstunden Jahresverbrauch haben wir in beiden Portalen an drei Tagen im Juni Tarife für die Postleitzahlen 10435 Berlin und 37124 Rosdorf gesucht. Vier Anbieter lagen besonders häufig unter den Top-Fünf: Immergrün, eine Marke der 365 AG, Q Cells, e-Werke und Enstroga. Die 365 AG wurde bereits mehrfach wegen versteckter Preiserhöhungen und nicht gezahlter Boni abgemahnt. Q Cells und e-Werke sind so neu, dass es noch keine Kundenbewertungen nach einem Jahr gibt (Günstig ist nicht immer die beste Wahl).