Wer beim Strom- und Gasanbieterwechsel die kostenlosen Tarifrechner im Netz nutzt, landet schnell im falschen Tarif. Finanztest zeigt bequemen, umweltbewussten und sparsamen Kunden den Weg zum richtigen Angebot.
Ohne Internetanschluss geht es nicht. Strom- und Gaskunden, die ihren Versorger wechseln wollen, kommen an den Online-Tarifrechnern von Check24, Toptarif und Verivox nicht vorbei.
Mit den kostenlosen Suchmaschinen kann jeder günstige Tarife für Strom und Gas finden. Er muss nur seine Postleitzahl und seinen Jahresstromverbrauch eingeben und schon spuckt der Rechner eine Liste aus.
Doch diese Tarife sind nicht für alle Kunden erste Wahl. Denn die Rechner arbeiten mit Voreinstellungen, die Eckdaten des Vertrags wie Bezahlrhythmus, Laufzeit und Verrechnung der Boni festlegen.
Sind einem Kunden andere Punkte wichtig, muss er Einstellungen wegklicken oder neu auswählen. Tut er das nicht, erhält er automatisch Tarife mit maximalem Sparpotential, aber auch mit einigen Tücken. Für die billigsten Tarife muss er bereit sein, die Jahresstromrechnung komplett im Voraus zu bezahlen und nach dem Ende des Neukundenbonus gleich wieder den Anbieter zu wechseln. Im schlimmsten Fall müssen Kunden um die versprochenen Boni kämpfen.
Bequeme, umweltbewusste oder vorsichtige Kunden landen mit den Voreinstellungen der Rechner im falschen Tarif. Finanztest hat deshalb für unterschiedliche Kundentypen die empfehlenswerten Einstellungen für die Tarifrechner zusammengestellt.
Voreinstellungen mit Tücken
Kunden, die Voreinstellungen nicht wegklicken, bekommen automatisch Tarife mit Vorkasse angeboten und gehen damit ein Risiko ein. Geht der Versorger pleite, kann das vorausgezahlte Geld weg sein.
Im Endpreis dieser Tarife sind außerdem sämtliche Neukundenvergünstigungen wie Boni und freie Kilowattstunden schon eingerechnet. Der Preis ist wegen der Boni vor allem im ersten Jahr günstig. Werden solche Verträge nicht gekündigt, verlängern sie sich oft um ein Jahr, manchmal sogar um zwei und sind dann deutlich teurer.
Gute Verträge erkennen
Kundenfreundliche Verträge erkennt man an einer langen Preisgarantie, einer kurzen Laufzeit und Kündigungsfrist. Sie enthalten keine verwirrenden Neukundenboni.
Auch bei der Preisgarantie muss der Kunde zweimal hinsehen. Es gibt Garantien, die sich nur auf die Kosten für Stromerzeugung und -vertrieb beziehen und alles andere ausschließen – zum Beispiel bei Econsum. Weil die Garantie so nur für gut ein Drittel des Strompreises gilt, bringt sie nicht viel (siehe Infografik).
Eine Preisgarantie sollte sich mindestens auf die Stromerzeugungskosten und die Netzentgelte beziehen, besser noch auf fast alle Bestandteile des Strompreises wie bei entega und Lichtblick. Nur eine Mehrwertsteuererhöhung würden diese Versorger weiterreichen. Wichtig ist zudem, dass die Garantie erst ab Lieferbeginn und nicht schon ab Vertragsbeginn gilt.
Vor dem Vertragsabschluss sollten Kunden auch prüfen, welche Erfahrungen andere Kunden beim Wechsel zu ihrem Wunschanbieter gemacht haben. Die Kundenbewertungen und Kommentare auf den Internetseiten der Tarifrechner liefern wertvolle Hinweise.
Verträge gelegentlich prüfen
Egal, welcher Typ man ist, einmal im Jahr sollte jeder seinen Tarif unter die Lupe nehmen, um einzuschätzen, ob dieser noch seinen Auswahlkriterien entspricht. Ob und wann der Kunde dann wieder wechselt, hängt sicherlich von seiner Mentalität ab.
Der Sparfuchs wird kein Pardon kennen und sofort wechseln, wenn er ein günstigeres Angebot findet. Der Bequeme reagiert dagegen erst, wenn sein persönlicher Schwellenpreis überschritten ist.
Der Umweltbewusste wird in erster Linie prüfen, ob seine Umweltkriterien noch eingehalten werden, und erst in zweiter Linie auf den Preis schauen.
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- Nur Vergleichsportale listen aktuelle Preise für Strom- und Gastarife. Die Stiftung Warentest hat acht untersucht und zeigt, wie Sie mit ihnen günstige Tarife finden.
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- Die Inkassopauschale im Preisverzeichnis der Stadtwerke München Versorgungs GmbH, einer Tochter der Stadtwerke München, in Höhe von 34,15 Euro ist unzulässig. Das hat...
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@Tschepe: In Finanzest 05/11 finden Sie unseren aktuellsten Bericht zu den Anbietern, die zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien verkaufen und nicht zu einer Konzernfamilie gehören, die auch Atomkraftwerke betreibt: www.test.de / Suche / Ökostrom + Abschied vom Atomstrom.
Auch "Öko"-Tarife von Atomstromkonzernen erhalten die genannten Ökostrom-Label. Wenn das Geld nicht in solche Hände gelangen soll, müssen auch die Besitzer der Stromanbieter berücksichtigt werden. Es gibt eine Handvoll unabhängiger Anbieter saubersten Stroms, laut Stiftung Warentest (test 10/2009) waren das: Greenpeace Energy, Lichtblick, Naturstrom und EWS Schönau.
Und an die "Sparfüchse": Verivox und andere Vergleichsportale zeigen Zweijahresverträge fälschlicherweise zu günstig an. Wenn das zwingende, sehr teure zweite Jahr berücksichtigt wird, ergeben sich nach meiner Beobachtung durchgängig ungünstige Tarife. Daher lässt man sich besser nur Vertragslaufzeiten bis 12 Monate anzeigen. Ferner: FlexStrom (=ÖkoFlex) drückt sich laut Meldungen auf test.de um die Auszahlung der Neukundenboni. Da geht richtig Geld verloren.