Sie machen Hausbesuche und geben tolle Tipps. Energieberater zeigen, wie Verbraucher ihre Stromrechnung senken können – teilweise um einige hundert Euro.
Familie Numan, Ehepaar Löffler und Georg Maier haben eines gemeinsam: Ihre letzte Stromrechnung brachte eine böse Überraschung. Mehr als 100 Euro sollten sie für 2013 nachzahlen, Familie Numan sogar knapp 400. Grund genug für sie, sich Energieberater ins Haus zu holen. Zumal Strom bei vielen Anbietern kürzlich schon wieder teurer geworden ist.
Strom nicht verheizen

Im stuckverzierten Arbeitszimmer von Georg Maier surrt leise der Heizlüfter. Der emeritierte Professor für Wirtschaftsrecht hatte ihn im letzten Winter angeschafft, weil er ständig kalte Füße in seiner Erdgeschosswohnung hatte. Die Stromrechnung des 69-Jährigen stieg danach sprunghaft. Eine Lösung erhofft er sich von Birgit Holfert. Die Energieberaterin der Verbraucherzentrale hält von Elektroheizungen nichts. „Es ist extrem teuer und klimaschädlich, Wärme mit Strom zu erzeugen.“
Obwohl das 2-Kilowatt-Gerät nur etwa vier Stunden am Tag läuft, verheizt Maier damit etwa 68 Euro im Monat. Bevor die Energieexpertin eine Alternative vorschlägt, möchte sie sich einen Überblick über die Altbauwohnung verschaffen.
Bei ihren Hausbesuchen entlarvt Holfert Stromfresser und gibt Tipps, wie Mieter und Eigentümer Energie sparen können. Wir haben sie und einen weiteren Berater bei den Rundgängen begleitet. Mit ihren besten Vorschlägen und mit Erkenntnissen aus Untersuchungen der Stiftung Warentest kann ein Drei-Personen-Haushalt locker mehrere hundert Euro im Jahr sparen.


Haltbare, robuste Sparlampen nutzen
In der Wohnung von Georg Maier reicht der Expertin ein Blick zur Decke für den ersten Tipp. In den Fassungen brennen Glüh- und Halogenlampen. Maier ist skeptisch. „Sparlampen gehen doch schnell kaputt, wenn man sie oft an- und ausknipst.“ Die Tests widerlegen das. In der jüngsten Untersuchung (aus test 10/2013) überstanden 15 der 17 Sparlampen 70 000-faches An- und Ausschalten, die meisten brannten mehr als 6 000 Stunden. Zwei parallel getestete Halogenlampen machten viel eher schlapp.
Auch das Ehepaar Löffler mag sich nicht von den Glühlampen trennen, die ihr Reihenhaus bei Potsdam erhellen. „LEDs sind doch oft so grell“, findet Michaela Löffler. Sie hat sich ebenfalls an Birgit Holfert gewandt. Die zerstreut die Vorbehalte: „Es gibt warmweiße LEDs, die schönes Licht machen . Am besten probieren Sie sie vorher im Geschäft aus und gucken, ob Ihnen die Farbe gefällt.“ LEDs haben gegenüber herkömmlichen Sparlampen den Vorteil, dass sie sofort volles Licht spenden.
Tipp: Achten Sie beim Kauf von LEDs auf zwei Angaben. Kelvin (K) gibt die Farbe des Lichts an. Je niedriger der Wert, desto wärmer das Licht. Warmweiße Lampen leuchten mit höchstens 3 300 Kelvin, tageslichtweiße mit mehr als 5 300. Lumen ist der Wert für die Leuchtkraft. Faustregel: Teilt man den Lumen-Wert durch zehn, entspricht dies ungefähr der Watt-Zahl einer Glühbirne. So ersetzt eine warmweiße LED mit 400 Lumen eine 40-Watt-Glühbirne.
„Die sind nur scheintot“
Walid Numan, seine Frau Amina und ihre beiden Töchter haben in ihrer Dreizimmerwohnung schon etliche Sparlampen eingeschraubt. Dennoch: Fast 400 Euro mussten sie für Strom nachzahlen. Stefan Becker, Energieberater der Caritas, hilft, die Verursacher aufzuspüren. Die Caritas unterstützt Haushalte mit geringem Einkommen mit Gratis-Checks und kostenlosen Hilfsmitteln zum Stromsparen.
Als Erstes nimmt er sich den Standbyverbrauch älterer Geräte vor. Mit einem Messgerät prüft Becker, ob sie Strom zapfen, wenn sie ausgeschaltet sind. „Oft sind die nur scheintot, wie der PC hier.“ Er misst 10,8 Watt – obwohl Computer und Monitor „schlafen“. So verschwenden sie in täglich 20 Ruhestunden gut 22 Euro im Jahr.
Auch der große LCD-Fernseher, ein Röhren-TV im Schlafzimmer, zwei Receiver und der Drucker schalten sich nur scheinbar aus. Zusammen verbrauchen sie rund 9 Watt, täglich 20 Stunden lang. Das vergeudet etwa 18 Euro im Jahr. Becker hat die Lösung gleich mitgebracht. Er tauscht die Steckerleisten gegen schaltbare aus. Mit wenigen Klicks kann Familie Numan so alle Standby-Verschwender lahmlegen.
Tipp: Vor allem ältere Modelle ziehen dauerhaft zu viel Strom. Überprüfen Sie Ihre Geräte mit einem Messgerät. Das verleihen die Verbraucherberatungsstellen und viele Bibliotheken kostenlos. Ausleihstationen finden Sie unter www.no-energy.de.
200 Euro für Guppys
Im Wohnzimmer der Löfflers sticht Energieberaterin Holfert das große Aquarium ins Auge. „Dass Aquarien Stromfresser sind, da sind die Leute immer ganz überrascht.“ Heizung, Beleuchtung und ein elektrischer Filter mit Pumpe – alles zusammen verschlingt locker 100 bis 200 Euro im Jahr. Dabei ist Licht in hellen Räumen nur abends nötig und die Heizung oft gar nicht, zumindest wenn das Aquarium in einem warmen Zimmer steht. Auf jeden Fall sollte die Heizung nicht zu hoch eingestellt sein. Ein Thermometer hilft, die Temperatur zu überwachen.
Der richtige Platz für den Kühlschrank
Weiter führt der Rundgang zur Küche der Löfflers. Den Kühlschrank haben Helmut und Michaela Löffler vor etwa zehn Jahren angeschafft, zusammen mit einer Gefriertruhe, die im Keller steht. Sie befürchten, dass die Geräte ihre Stromrechnung in die Höhe treiben. „Ich habe gelesen, dass man Kühlgeräte nach sieben Jahren tauschen sollte. Stimmt das?“, fragt Helmut Löffler.
Holfert winkt ab. „So pauschal kann man das nicht sagen.“ Sie empfiehlt, erst einmal den Verbrauch des Kühlschranks mindestens 24 Stunden lang zu messen und mit sparsamen, ähnlich großen Geräten zu vergleichen. Die begnügten sich im letzten Test (Ausgabe 7/2013) mit 0,17 bis 0,26 Kilowattstunden am Tag. „Ich glaube, ein neuer lohnt sich für Sie jetzt noch nicht. Ihrer ist klein, ohne Gefrierfach und steht genau an der richtigen Stelle.“ Und zwar an der kühleren Außenwand, ohne eine Wärmequelle wie Heizung oder Herd direkt neben sich.
Tipp: Achten Sie darauf, dass Backofen und Kühlgerät nicht nebeneinanderstehen. Jedes Grad mehr Umgebungstemperatur erhöht dessen Verbrauch um etwa 6 Prozent. Kühlschränke im Test
Taschenlampe im Kühlschrank
Die gut zwei Meter große und zwölf Jahre alte Kühl-Gefrierkombi der Numans erweist sich als Stromschleuder. Der Riese ist viel zu kalt eingestellt und völlig vereist. Caritas-Berater Becker misst in der Gefrierhälfte minus 24 Grad, in der Kühlhälfte 5 Grad. „Im Eisfach reichen minus 18 Grad für Lebensmittel absolut aus“, erklärt er dem Familienvater. „Und tauen Sie das Gerät unbedingt ab.“ Mit jedem Millimeter der Eisschicht schmilzt auch der unnötig hohe Verbrauch des Gefrierteils. Leichter lässt sich kaum Geld sparen.
Tipp: Jetzt im Winter ist das Abtauen besonders komfortabel. Einfach die Vorräte auf Terrasse oder Balkon zwischenlagern.
Auch bei Georg Maier treibt der Kühlschrank die Stromkosten in die Höhe. Birgit Holfert entdeckt bei dem gut 15 Jahre alten Gerät eine marode Gummidichtung. Zwischen Tür und Innenraum klafft ein schmaler Spalt, durch den permanent die gekühlte Luft entweicht. So frisst der alte Kühler mehr Strom als nötig.
Tipp: Ob Ihr Kühlschrank dicht ist, können Sie prüfen, indem Sie eine Taschenlampe hineinlegen und ihn schließen. Dringt Licht heraus, muss der Gummistreifen erneuert werden. Bei Georg Maiers altem Kasten lohnt sich das kaum noch. Mit einem kleinen A+++-Modell könnte der Pensionär Strom für etwa 70 Euro im Jahr sparen.
Tipp: Gute, besonders effiziente Geräte aus unseren Tests finden Sie im Unterartikel: Kleiner Verbrauch, gutes Testergebnis.
Spartipps für alte Kühlschränke
Auch mit einem älteren Kühlschrank lässt sich Geld sparen. Es macht sich bezahlt, zubereitete Speisen auf Raumtemperatur abzukühlen, bevor sie hineinkommen. Im Prüflabor braucht das Testgerät zum Herunterkühlen einer 50 Grad heißen Suppe 14 Prozent mehr Strom als für eine zimmerwarme. Bei einem ausgiebigen Frühstück erwärmen sich Butter, Käse und Wurst. Kommen sie erst nach 45 Minuten zurück in den A++-Kühlschrank, steigt sein Verbrauch an dem Tag um 11 Prozent.
Einer Leserfrage sind wir ebenfalls nachgegangen: Soll man den Kühlschrank – beim Befüllen und Entnehmen – öfter kurz öffnen oder lieber seltener, dafür länger? Wir haben die Tür 50-mal je 15 Sekunden geöffnet und den Mehrverbrauch gemessen. Anschließend sperrten wir die Tür nur 25-mal auf, dafür aber jeweils 45 Sekunden lang. Das Ergebnis erstaunt selbst die Experten: Beim ersten Versuch steigt der Verbrauch um 20 Prozent, beim zweiten um 14 Prozent. Kühl kalkuliert, ist es also günstiger, die Tür beim Ein- oder Ausräumen offenzulassen, statt sie für jedes Lebensmittel einzeln aufzureißen.
Tipp: Wie stark Sie den Stromhunger Ihres Kühlschranks beeinflussen können, hängt von seiner Effizienz ab. Je betagter das Gerät, desto schlechter kommt es mit Störfaktoren klar. Bei den Versuchen konnten wir mit einem älteren A++-Modell, das relativ viel verbraucht, mehr einsparen als mit einem Neugerät der Klasse A+++.
Nicht zu heiß, bitte
Birgit Holferts Rundgang bei den Löfflers endet im Badezimmer. Aus dem elektrischen Durchlauferhitzer fließt 45 Grad warmes Wasser – das ist nicht nur ziemlich heiß, sondern auch teuer. Duschen die Löfflers bei 38 Grad, verbrauchen sie etwa 15 Prozent weniger, die sie von ihrer Stromrechnung abziehen können.
Tipp: „Wenn Sie den Hahn nur kurz aufdrehen, um die Hände zu waschen oder Zähne zu putzen, nehmen Sie besser nur kaltes Wasser“, empfiehlt Holfert. „Sonst springt der Durchlauferhitzer an und frisst Strom, aber das warme Wasser kommt durch lange Leitungen oft gar nicht bei Ihnen an.“
500 Euro beim Duschen sparen


Auch bei Familie Numan wird das Wasser mit Strom erwärmt. Stefan Becker misst nach. Aus dem Hahn in der Küche kommt ein so starker Schwall, dass der Messbecher überläuft – mehr als 15 Liter pro Minute. Aus der Duschbrause läuft ähnlich viel. „Hier müssen unbedingt Durchflussbegrenzer her“, sagt er. Fünf Minuten duschen mit 38 Grad warmem Wasser verschlingen bei vier Personen 3 Euro am Tag. Im Jahr spült das 1 100 Euro in den Abfluss. Eine Sparbrause kommt mit sieben bis acht Litern aus. Das halbiert die Summe fast. Während Becker den Duschkopf von der Caritas installiert, sortiert Amina Numan die Wäsche. Ihre drei und sieben Jahre alten Töchter kommen selten sauber vom Spielplatz. Fast täglich laufen Waschmaschine und Trockner. Sie wasche meist mit 30 oder 40 Grad, um Strom zu sparen, erzählt die 35-Jährige. Gut so. Zudem nutzt sie häufig das Kurzprogramm. Aber: „Es ist leider ein Trugschluss, dass die Waschmaschine weniger verbraucht, weil sie kürzer wäscht.“, sagt der Berater. Kurzprogramme sparen nur Zeit, kein Geld. Bei Sparprogrammen ist es andersherum: Sie waschen für kleine Münze, aber mit zweieinhalb bis drei Stunden äußerst gemächlich. Deshalb nutzen Verbraucher sie oft nicht (siehe Energielabel: Verwirrung statt Orientierung).
Wäscheleine spart 65 Euro
Der Trockner der Numans schluckt 3,6 Kilowattstunden pro Ladung und läuft fünfmal die Woche. Der Strom dafür kostet sie rund 262 Euro im Jahr. Nutzt die Familie in den drei Sommermonaten statt des Trockners die Wäscheleine, spart sie gut 65 Euro.
Tipp: Nur Kondenstrockner mit Wärmepumpe laufen auf Sparkurs. Ihnen genügt etwa halb so viel Strom wie herkömmlichen ohne Pumpe. Die effiziente Technik ist zwar teuer, lohnt sich aber langfristig.
10 Euro kostet die Beratung

In der Wohnung von Georg Maier wirft Energieexpertin Holfert einen Blick auf Maiers Stromrechnung. Bei seinem Grundversorger bezahlte er 680 Euro im letzten Jahr – stolze 34 Cent je Kilowattstunde, inklusive Grundpreis. Viele Anbieter sind deutlich günstiger. „Wenn Sie wechseln können Sie locker 50 Euro sparen“, rät Holfert dem Pensionär.
Im Anschluss an den Hausbesuch erstellt die Energieberaterin Maier einen Kurzbericht mit ihren Ergebnissen sowie Empfehlungen. Der Basis-Check der Verbraucherzentrale kostet 10 Euro, er wird vom Wirtschaftsministerium gefördert.
Pantoffeln statt Heizlüfter
Und Maiers Problem mit dem kalten Parkettboden? Von Heizlüftern rät Energieberaterin Holfert entschieden ab. Sie hat eine pragmatische Lösung: „Versuchen Sie doch mal, ob Sie sich nicht einen dicken Teppich vor den Schreibtisch legen und gefütterte Puschen anziehen.“ Auf Eleganz kommt es beim Stromsparen eben nicht an.
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@Sebar: Ein Update zu dem Artikel gibt es nicht, aber die exemplarische Darstellung gibt natürlich nach wie vor Hinweise darauf einzuschätzen, wo sich Sparpotentiale erschließen lassen. Zum Thema Induktion: Schnell kochen heißt auch sparsam kochen. Induktionsfelder brauchen etwa ein Fünftel weniger Strom als strahlungsbeheizte Platten. Das ist gut für die Umwelt. Im Geldbeutel ist das nicht unbedingt zu spüren: Viele Induktionsfelder sind so teuer, dass sich die Stromersparnis gegenüber den Wärmestrahlungsfeldern*) auch nach zehn Jahren intensiver Nutzung nicht auszahlt. (Bee)
Das mit der Kühlschranktür wäre sehr interessant den tatsächlichen Grund zu erfahren. Lauft der Kompressor bei dem getesteten Modell bei jedem schließen an, dann ware5 es logisch. Aber nicht alle Modelle arbeiten so.
Grundsätzlich wäre ein Update interessant. Induktionsherd spart er wirklich Strom?
Die häufige Nutzung des Smartphones, Notebooks usw.
Oder gibt es längst einen neueren Artikel den ich übersehen habe?