Für Fans von Audio- und Videostreaming kann sich eine Zusatzoption zum Mobilfunktarif lohnen. Das schont das Datenvolumen. Bislang bieten allerdings nur die Telekom und Vodafone entsprechende Tarife an. Unsere Tabelle zeigt, welche Audio- und Video-Dienste damit genutzt werden können – ohne Anrechnung auf das Inklusivvolumen des Tarifes.
Netflix und Spotify ohne Limit nutzen
„Endlich. Keine Limits mehr“ – der Werbespruch für Streaming-Optionen der Telekom klingt wie ein Seufzer. Viele Abonnenten von Streamingdiensten wie Netflix und Spotify hat der Slogan offenbar angesprochen. 500 000 Mobilfunkkunden nutzen nach Telekom-Angaben das neue Angebot, das im April 2017 an den Start ging. Zweck dieser Zusatzoptionen: Die Nutzung von Streamingdiensten belastet das Datenvolumen des Basistarifs nicht mehr. Mobilfunknutzer können Dutzende Serienfolgen hintereinander gucken oder nächtelang Musik hören. Die Streamingdienste selbst gibt es seit rund zehn Jahren. Ihr Prinzip: Für eine Abogebühr von meist 10 Euro im Monat können Kunden die Medienangebote dieser Dienste nutzen. So streamen Netflix und Amazon Prime Video Filme und Fernsehserien, Spotify, Apple Music und Napster bieten Millionen Pop- und Klassiksongs. Audible bedient die Hörbuchfans.
Streamingdienste fressen Daten
Bislang machten Streamingdienste ihren Abonnenten vor allem Freude, wenn sie über heimische Geräte wie Smart-TVs oder in WLan-Reichweite genutzt wurden. Unterwegs auf dem Smartphone oder dem Tablet erweisen sie sich als Datenvolumenfresser. Eine Stunde HD-Videostreaming kann 1 bis 3 Gigabyte verbrauchen, ein Youtube-Video von 15 Minuten etwa 120 Megabyte. Die Minute Musik kostet etwa 1 bis 2 Megabyte. Wer einen Abend lang Popmusik hört oder zwei Serienfolgen guckt, hat schnell das Datenvolumen für einen ganzen Monat verpulvert.
Unser Rat
Wechsel. Wenn Sie Streamingdienste wie Netflix oder Spotify häufig unterwegs nutzen, kann sich eine Zusatzoption lohnen, über die das Datenvolumen abgerechnet wird. Diese bieten jedoch nur Telekom und Vodafone als Zusatz zu bestimmten Tarifen (Tabelle).
Offline. Prüfen Sie vor einem Wechsel, ob Sie Ihren Streamingdienst offline nutzen können. Bei Spotify zum Beispiel können Sie im WLan Musik runterladen und sie später offline hören, ohne dass sich Ihr Datenvolumen verringert.
Datenvolumen. Überprüfen Sie regelmäßig Ihr Datenvolumen. Ist es erschöpft, wird der Download so langsam, dass Sie die Streamingdienste kaum noch nutzen können. Dazu gibt es kostenlose Apps Ihres Anbieters. Mobilfunkunternehmen sind neuerdings auch verpflichtet, per SMS zu warnen, wenn 80 Prozent des Volumens verbraucht sind.
Nur bei Telekom und Vodafone
In Deutschland bieten zurzeit nur Telekom und Vodafone diese Zusatzoptionen. Sie sind immer an Laufzeitverträge gekoppelt, Abogebühren für die Streamingdienste kosten extra. Die Anmeldung ist einfach: Wer die Optionen nutzen möchte, kann online angeben, welche Streamingdienste gewünscht sind. Die Anbieter schicken zum Freischalten eine SMS an ihre Kunden. Auch in Mobilfunkshops ist die Freischaltung möglich.
Telekom StreamOn
Bei der Telekom heißen die Optionen StreamOn und sind kostenlos. Wer möchte, kann mehrere Streamingdienste nutzen. Allerdings dürfen nur Kunden mit bestimmten Laufzeitverträgen sie buchen.
Zwei Jahre gebunden. Der günstigste Tarif, mit dem das geht, ist der MagentaMobil S Young für Kunden unter 27 (Tabelle). Telefon- und SMS-Flatrate sowie 4 Gigabyte Datenvolumen kosten hier pro Monat 26,95 Euro bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Damit ist dieser Tarif deutlich teurer als ähnliche Tarife anderer Anbieter ohne Zusatzoption. Ein weiterer Nachteil: Der Kunde muss sich beim Vertragsabschluss für zwei Jahre festlegen.
HD nur für MagentaEins-Kunden. Die Übertragungsqualität für Videos entspricht bei vielen Telekom-Optionen denen einer DVD. Bei großen, ultrascharfen Displays kann das Bild pixelig wirken. StreamOn in HD-Qualität gibt es nur für MagentaEins-Kunden, die außer Mobilfunk- auch Festnetz- und Internetverträge abgeschlossen haben.
Vodafone Musik- und Video-Pass
Bei Vodafone gibt es nach eigenen Angaben derzeit bei der Videoübertragung keine Einbußen, allerdings behält sich der Anbieter vor, die Übertragungsqualität zu verringern. Kunden, die einen Laufzeitvertrag nach dem 26. Oktober 2017 abgeschlossen haben, bekommen kostenlos einen sogenannten Pass und können zwischen Musik- und Videostreaming wählen. Wer beide Zusatzoptionen nutzen will, zahlt mindestens 5 Euro. Wer einen älteren Vertrag hat, muss immer zahlen, wenn er eine Streaming-Option wünscht.
Bundesnetzagentur kritisiert Streaming-Optionen
Die Bundesnetzagentur hat Vertragsdetails der StreamOn-Angebote der Telekom kritisiert. Ein wichtiger Punkt: In Deutschland können Kunden StreamOn unbegrenzt nutzen, im EU-Ausland nicht. Die Angebote von Vodafone, die im September 2017 gestartet sind, werden jetzt ebenfalls geprüft. Falls sich herausstellt, dass die Optionen EU-weit gelten müssen, wird es für die Anbieter teuer. Sie müssten Roaminggebühren an Mobilfunkunternehmen vor Ort abführen. Möglich, dass die Optionen vom Markt verschwinden, wenn sie sich wirtschaftlich für die Anbieter nicht lohnen.
[Update 10.01.18] Telekom muss StreamOn bis März überarbeiten
Die Bundesnetzagentur kritisiert erneut die StreamOn-Optionen der Telekom. Die Kritik: Im EU-Ausland wird StreamOn mit dem gebuchten Datenpaket verrechnet. Zudem werden nur im teuren Tarif MagentaMobil M Videos in HD-Qualität übertragen. Die Bundesnetzagentur sieht da einen Verstoß gegen die Netzneutralität und forderte die Telekom jetzt auf, bis März 2018 ihr Angebot zu überarbeiten. [Ende Update]
Abrechnungsprobleme bei Vodafone
Beschwerden gab es von Vodafone-Kunden darüber, dass bei der Verwendung verschiedener Apps des Musik-Streamingdienstes Deezer das Datenvolumen trotz Pass abgebucht wird. Außerdem hat die von den Anbietern versprochene Freiheit ohnehin Grenzen: Ist das gebuchte Datenvolumen des Basistarifs verbraucht, weil viel gechattet oder im Netz gesurft wurde, wird auch die Downloadgeschwindigkeit der Zusatzoption gedrosselt. Einen Song herunterzuladen wird dann mühselig, einen Spielfilm zu schauen beinahe unmöglich. Wer weiterhin mobil streamen will, muss sein Datenvolumen kostenpflichtig aufstocken.
Tipp: Wir haben kürzlich auch Streamingdienste getestet: Netflix & Co: Die besten Streamingdienste für Cineasten und Serienfans, test 1/2017.
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Ich habe es diesmal extra für Sie in die Überschrift geschrieben. Das Problem ist auch nicht Spotify gegen Apple Music. Das Problem ist Spotify gegen "den nächsten kleinen Pimpf, der auf den Markt will". Weder Telekom noch Vodafone werden es sich erlauben können, nur _einen_ der großen Anbieter zu unterstützen. Aber die Kleinen werden vor die Hunde gehen. - Und genau das ist langfristig schlecht für Verbraucher. Nicht Verbraucher von Mobilfunkverträgen. Sondern Verbraucher von Musik-Streaming Diensten.
Dadurch, dass ein Anbieter mit anderen Anbietern zusammenarbeitet, wird kein Wettbewerb verzerrt. Wie kommen sie darauf?
Die Telekom bietet ein Zerorating von Spotify? Dann hindert niemanden Vodafone daran, ein Zerorating für Amazon Music Unlimited anzubieten oder Telefonica für Deezer. Und Aldi Mobilfunk bietet dann vielleicht ein Zerorating für Napster. Und Mobilcom schließt vielleicht eine Partnerschaft mit Apple Music.
Genau DAS ist Wettbewerb, wo letztlich der Kunde entscheidet, was er möchte und was nicht - und eben nicht irgend ein ungewählter Bonze in Brüssel.
Natürlich muss der Mediendienstanbieter seinen eigenen Internetanschluss zahlen. Und natürlich ist dieser auch für die Gesamt-Verbindungsqualität mitverantwortlich. Natürlich ist beim Mediendienstanbieter eine bessere Anbindung wahrscheinlich auch teurer. Aber die hier getesteten Zero-Rating-Tarife ändern hieran ja nichts. Deswegen ist Ihr Einwand einfach nur eine Nebelkerze. Es bleibt dabei: Wenn der Datentarif-Anbieter eine Vor-Auswahl von Medienunternehmen trifft, dann wird der Wettbewerb zwischen Diesen und anderen Medienunternehmen verzerrt.
Ich hatte sie durchaus wie beschrieben verstanden. Selbstverständlich besteht auch am anderen Ende (also bei Youtube und Co.) durch das Zero Rating ein freier Wettbewerb. Wer als Inhaltsanbieter mehr zahlt, bekommt auch mehr Leistung.
Wenn ich eine Standleitung (oder Hosting) für mein Unternehmen miete, habe ich auch die Wahl zwischen etlichen Anbietern und vor allem, ob ich Geld spare und dann eine geringe Bandbreite mit einem schlechteren SLA bekomme oder mehr zahle und dafür mehr Bandbreite und einen besseren SLA bekomme. Was ich wähle hängt natürlich auch von meinen finanziellen Möglichkeiten ab. Ein Konkurrent kann sich da vielleicht durchaus mehr leisten als ich und hat dadurch einen Wettbewerbsvorteil.
@GuessWhat, ich verstehe jetzt Ihr Argument bzw, wo wir aneinenader vorbei geredet haben: Sie sprechen bei Wettbewerb von "Telekom gegen Vodafone", also den Anbietern der Handytarife. Ich spreche vom Wettbewerb zwischen "YouTube und anderen Videoportalen" bzw. "Spotify und anderen Musikportalen". Dadurch, dass in solchen Zero-Rating-Angeboten fast immer nur die etablierten Anbieter enthalten sind, können sich neue Angebote quasi gar nicht mehr entwickeln. Ich meine dabei nicht neue Konkurrenz zur Telekom, sondern neue Konkurrenz zu Spotify und YouTube. Notfalls meine vorherigen Beiträge nochmal im Detail lesen. Ja, die Telekom gibt mir mehr, und ich zahle das dann. Das ist noch transparent. Aber was hinten dran hängt halte ich für langfristig schlecht für den Kunden. (und natürlich sind YouTube und Spotify hier nur plakative Stellvertreter!)