
Stefan Kühn, Vorstand der Autark Entertainment Beteiligungsholding AG in Duisburg, blickt auf lange „Erfahrung“ beim Auflegen windiger Geschäfte zurück. Das Foto zeigt ihn auf einem Screenshot aus dem Jahr 2018. © Quelle: https://autark-entertainment.com/management/, Screenshot 2018: Stiftung Warentest
Während die Staatsanwaltschaft Dortmund gegen den wegen dubioser Finanzgeschäfte bereits vorbestraften Stefan Kühn im Zusammenhang mit einer Autark-Gesellschaft Anklage wegen schweren gemeinschaftlichen Betrugs erhoben hat, betreibt der schon wieder dubiose Geschäfte. Er bietet Anlegern erneut die Umstellung ihrer Nachrangdarlehen auf Aktien an, die zuvor immer wieder gescheitert war. Die Finanzaufsicht Bafin warnt vor dem neuen Angebot der Autark Entertainment Beteiligungsholding AG.
Frühzeitig auf der Warnliste der Stiftung Warentest
Finanztest hatte die von Stefan Kühn beherrschte Autark-Group bereits im Januar 2017 auf die Warnliste der Stiftung Warentest gesetzt. Damals wurde bekannt, dass Kühn, der vor seiner Heirat Koschate hieß, offenbar eine über dreijährige Haftstrafe dafür nutzte, aus dem Gefängnis heraus mithilfe von alten Bekannten eine neue Abzockerfirma namens Autark Vertrieb- und Beteiligungs GmbH zu gründen. Anlegern bot die Firma, die später auf die Autark Invest AG in Liechtenstein verschmolzen wurde, Nachrangdarlehen an, die ihnen bis zu 7,5 Prozent Zinsen pro Jahr einbringen sollten.
Beteiligungen an Autark-Group brachte Anleger herbe Verluste
Bis Ende 2016 zeichneten rund 3 600 Anleger nach Angaben der Autark Verträge im Wert von 135 Millionen Euro. Doch die mit dem Anlegergeld finanzierten Geschäfte liefen von Anfang an schlecht. Schon 2016 meldeten die ersten Autark-Firmen Insolvenz an. Kühn, inzwischen auf freien Fuß, lobte indes weiter die großen Erfolge der Autark. Das gegenüber Anlegern als „gewinnbringendes Flaggschiff“ bezeichnete Theater am Marientor (TaM Betriebsgesellschaft mbH), das zunächst von Ehefrau Sabine Kühn geleitet wurde, verhökerte Kühn hinter dem Rücken der Anleger an die unseriöse Inco-Genossenschaft. 2019 meldete dann auch die TaM Betriebsgesellschaft mbH Insolvenz an. Wie mehrfach berichtet, sollen Autark-Anleger mit Nachrangdarlehen der Autark Invest AG, die 2018 liquidiert wurde, riesige Verluste im hohen zweistelligen Millionenbereich erlitten haben. Besonders schlimm traf es viele Kleinanleger, die langjährige Ratenverträge abgeschlossen hatten.
Stefan Kühn gibt anderen die Schuld an seinem Scheitern
Obwohl Kühns Abzockergeschäfte schlecht liefen, weil sie von Aufsichtsbehörden unterbunden oder durch die Ermittlungen mehrerer Staatsanwaltschaften blockiert wurden, ersann Kühn immer neue dubiose Geschäfte. Liefen diese schief – was meist der Fall war – machte er stets andere dafür verantwortlich. In seiner jüngsten Anlegerinformation wirft er unter anderem „Autark-Vertriebsköpfen“, einem Professor, einem Anwalt , einem Reporter und einer Redakteurin einer „bekannten Finanzzeitung“ – offensichtlich ist Finanztest gemeint – vor, ein aus seiner Sicht „vollkommen gesundes Unternehmen“ aus „Rachegelüsten und Habgier“ in Misskredit gebracht zu haben. Der von einem Vertriebsdirektor der Autark eingeschaltete Rechtsanwalt habe durch Arreste die Konten der Autark blockiert. Das habe dazu geführt, dass „wir alle gemeinsam auf ungeheure Weise geschädigt wurden.“ Trotzdem kämpfe die Autark weiter. Gemeinsam mit den Anlegern wolle man „durchstarten“. Anleger werden sodann aufgefordert, schon mal für den Umtausch ihrer Nachrangdarlehen in Aktien ihre Daten anzugeben.
Kühns krumme Geschäfte starteten lange vor der ersten Berichterstattung
Finanztest kann Anleger nur davor warnen, mit der inzwischen als Autark Entertainment Beteiligungsholding AG firmierenden Firma in Duisburg Geschäfte zu machen. Denn Kühn macht häufig Zahlungszusagen, hält sich aber nicht daran. Auch bringt er Zeitabläufe durcheinander. So startete unsere Berichterstattung erst lange nachdem Kühn wegen unsauberen Umgangs mit Anlegergeldern in der Schweiz bereits zehn Monate in Untersuchungshaft gesessen hatte und in Liechtenstein ein Urteil über 1,335 Millionen Euro Schadenersatz anerkannt hatte, aber nicht zahlte. Auch erfuhren wir erst 2017 im Rahmen unserer Recherche, dass Kühn in Deutschland zu einer Haftstrafe von mehr als drei Jahren verurteilt wurde und aus der Haft heraus als Freigänger die Geschäfte der Autark lenkte. Dass Kühn laut Ermittlungsprotokollen aus Liechtenstein Anlegergeld zweckentfremdet haben soll und Anlegergelder auf Konten von Familienmitgliedern überwiesen haben soll, erfuhren wir ebenfalls erst im Rahmen der Berichterstattung.
Aufsicht: Es gibt keinen gebilligten Wertpapierprospekt
Bei der liechtensteinischen Autark Invest AG scheiterte das Umtauschangebot der riskanten Nachrangdarlehen an der liechtensteinischen Finanzaufsicht FMA. Nach Angaben der Autark hatten bereits 80 Prozent der Anleger dem Umtausch zugestimmt, als die Autark Invest AG das Angebot im Herbst 2016 zurückziehen musste, weil die FMA es nicht genehmigen wollte. Ähnlich erging es der Autark mit Ihren Umtauschaktionen in Deutschland. Zuletzt warnte sogar die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) Anleger vor der Rahl-Geschäftsbesorgungsgesellschaft mbH in Duisburg. Hier hatte Kühn versucht, Autark-Anlegern gehörendes Vermögen auf die Rahl zu übertragen. Für Anleger war das Angebot der Rahl, ihre Nachrangdarlehen in vermutlich weitgehend wertlose nicht börsennotierte Vorzugsaktien umzutauschen, ein Schlag ins Gesicht. Wie schon in Liechtenstein konnte die Rahl keinen von der Aufsicht gebilligten Prospekt vorweisen. Auch für das aktuell von Kühn gemachte Umtauschangebot der Autark Entertainment Beteiligungsholding AG aus Duisburg gibt es keinen Wertpapierprospekt, wie die Bafin mitteilt.
[Update 30.10.20] Bafin warnt vor Autark Entertainment
Seit dem 30. Oktober 2020 warnt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) Verbraucher auf ihrer Website vor dem neuen Umstellungsangebot der Autark Entertainment Beteiligungsholding AG. Danach hat die Bafin „den hinreichend begründeten Verdacht, dass die Autark Entertainment Beteiligungsholding AG in Deutschland auf ihren Namen laufende Aktien ohne den erforderlichen Prospekt öffentlich anbietet.“ Da keine Anhaltspunkte für eine Ausnahme von der Prospektpflicht ersichtlich seien, verstoße die Autark Entertainment gegen die Prospektpflicht.
Staatsanwaltschaft wirft Kühn schweren gemeinschaftlichen Betrug vor
In Liechtenstein wird gegen Kühn wegen des Verdachts der Geldwäsche, der Untreue und des Verstoßes gegen das Bankgesetz ermittelt. Auch wird Kühn dort verdächtigt, sich Anlegergeld auf private Konten überwiesen zu haben. Kühn bestreitet die Vorwürfe. Im Juni 2020 hat die Staatsanwaltschaft Dortmund Anklage gegen Kühn erhoben. Nach Angaben des Pressesprechers des Landgerichts Dortmund, Richter Thomas Jungkamp, wird Kühn gemeinschaftlich begangener Betrug im besonders schweren Fall in insgesamt 99 Fällen im Zusammenhang mit den Geschäften der Autark Vertrieb- und Beteiligungs GmbH vorgeworfen. Diese war später auf die inzwischen liquidierten Autark Invest AG in Liechtenstein verschmolzen worden. Über die Eröffnung des Verfahren vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Dortmund ist noch nicht entschieden, die Anklage sei aber zugestellt, teilte das Landgericht mit.
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