
Das kann gefährlich werden: 11 von 19 Steckdosenleisten sind in der elektrischen Sicherheit mangelhaft. Der Test zeigt sichere Alternativen auf.
Das Problem kennt jeder: zu wenige Steckdosen an der Wand, und die auch noch an der falschen Stelle. Die Lösung ist einfach und erschwinglich: Steckdosenleisten mit Verlängerungskabel für ein paar Euro. Der Trend zu immer mehr Elektrogeräten im Haushalt hat diese unscheinbaren Helfer zu Verkaufsrennern gemacht. Monat für Monat passieren sie millionenfach die Scannerkassen von Baumärkten, Elektrogeschäften und Discountern.
Gefährlicher Kabelsalat

Warnungen: Nicht hintereinanderstöpseln, nicht abdecken und nicht draußen nutzen.
Warnungen: Nicht hintereinanderstöpseln, nicht abdecken und nicht draußen nutzen.
Doch Vorsicht. Hausgemachter Kabelsalat kann die elektrische Sicherheit in den eigenen vier Wänden stark beeinträchtigen. Im Extremfall kann ein gefährlicher Stromunfall oder ein schwerer Wohnungsbrand die Folge davon sein.
Im Test von 19 Steckdosenleisten hielt mehr als die Hälfte der Produkte in mindestens einem Prüfpunkt wichtige Grenzwerte der geltenden Sicherheitsnormen nicht ein. Ein beunruhigendes Ergebnis.
Brennende Steckdose

Brandgefährlich: Diese Steckdosenleiste brennt lichterloh, nachdem wir sie mit einem glühenden Draht berührten (siehe Kreis).
Brandgefährlich: Diese Steckdosenleiste brennt lichterloh, nachdem wir sie mit einem glühenden Draht berührten (siehe Kreis).
Im Mittelpunkt unseres Tests stand die elektrische Sicherheit. So kontrollierten unsere Prüfer, ob die in den Steckdosenleisten verwendeten Isolierstoffe Hitze und Feuer standhalten. Überlastung oder Kurzschluss könnten sonst verheerende Folgen haben. Zur Kontrolle haben wir deshalb die Kunststoffteile mit einem 750 Grad Celsius heißen, glühenden Draht berührt (siehe Foto). Unitec IU-412 und die Steckdosenleiste vom ETT-Versand gingen daraufhin in Flammen auf. Alle übrigen Leisten bestanden die Prüfung: Entweder waren keine Flammen sichtbar oder sie erloschen in der Regel schnell von allein.
Ob eine Steckdosenleiste die Sicherheit im Haus beeinträchtigt, hängt häufig davon ab, wie die Bewohner damit umgehen. Die größte Gefahr droht, wenn ein Zimmer mit möglichst vielen Steckanschlüssen nachgerüstet werden soll.
Tipp: Niemals mehrere Steckdosenleisten hintereinanderstöpseln. Das ist verboten. Die Strommenge, die die angeschlossenen Geräte benötigen, summiert sich und muss durch die Steckdosenleiste, die direkt an der Wandsteckdose hängt. Dort vor allem könnte es brenzlig werden.
Heißer als die Norm erlaubt

Zu heiß: Die Wärmebildkamera zeigt, dass sich einzelne Steckdosen bei hohem Stromfluss unzulässig erhitzen.
Das Temperaturverhalten bei hohem Stromfluss haben wir – wie von der Norm gefordert – kontrolliert. Eine Stunde lang jagten wir bis zu 20 Ampere durch die Stromverteiler. Messfühler erfassten die Änderungen der Temperatur. Insgesamt sieben Steckdosenleisten erhitzten sich stärker als die Norm erlaubt. Die extremste Temperaturerhöhung – von Raumtemperatur auf über 120 Grad Celsius – registrierten wir am Schalter der Unitec-Leiste.
Nicht zu akzeptieren sind die Überhitzungen auch deshalb, weil sie schon im Neuzustand auftreten. Wenn sich die Kontakte im Laufe der Zeit obendrein abnutzen, können sich die Steckdosen noch stärker erhitzen. Gefahr droht, falls sie eingebaut oder abgedeckt betrieben werden, ein Kleidungsstück darauf liegt oder ein Tuch unbemerkt darauffällt.
Tipp: Vorsicht bei Stromfressern. Heizlüfter, Wärmestrahler oder große Haushaltgeräte wie Waschmaschine und Wäschetrockner sollten Sie am besten an Wandsteckdosen anschließen. Anleitungen beachten. Wenn Sie Toaster, Wasserkocher, Kaffeemaschine oder andere Geräte über eine Steckdosenleiste mit Strom versorgen müssen, kann die Summe ihrer Watt-Zahlen erstaunlich groß sein. Die auf der Leiste aufgedruckte Belastungsgrenze (meist 3 500 Watt) darf aber nicht überschritten werden. Steckdosenleisten nicht auf Heizkörper oder an andere warme Orte legen.
Weitere Schwachpunkte

Ärgerlich: Nach den Prüfungen waren diese Schutzkontakte verbogen. Gute Schutzkontakte müssen stabil sein, engen Kontakt zum Stecker haben und stets flexibel zurückfedern.
Ärgerlich: Nach den Prüfungen waren diese Schutzkontakte verbogen. Gute Schutzkontakte müssen stabil sein, engen Kontakt zum Stecker haben und stets flexibel zurückfedern.
Schwachpunkte waren auch die Metallbügel-Schutzkontakte in Leisten von Arcas, Heitech und Vivanco. Sie verbogen sich (siehe Foto). Auch unsere Fallprüfungen gingen an einigen Steckern nicht schadlos vorüber. Und einzelne Stecker, Steckdosen oder Kabel waren so gefertigt, dass ihre Abmessungen von vornherein nicht ganz normkonform waren.
Abgesehen von der mitunter etwas zu knapp bemessenen Länge boten die Kabel keinen Anlass zur Kritik. Insofern sind gute neue Steckdosenleisten immer viel sicherer als alte mit zu dünnen Drähten (siehe Tipps).
Erfreuliche Ergebnisse gab es auch bei der Überprüfung der Spannungsfestigkeit. In keinem Produkt schlug der Strom auf andere Teile in der Steckdose über. Und das, obwohl wir mithilfe eines Hochspannungstransformators 2 000 Volt erzeugten und die Steckdosenleisten dieser starken Belastung aussetzten.
Unterschiedliche Schutzschalter

Bei der APC-Steckdosenleiste leuchten LED-Lämpchen, wenn die interne 10-Ampere-Sicherung und die Erdung funktionieren.
Viele Stromkreise im Haus sind mit 16 Ampere abgesichert. Ein wenig zusätzlichen Schutz vor Überlastung können Steckdosenleisten mit integrierter Absicherung bieten (siehe Tabelle). So begrenzt APC den Stromfluss auf 10 Ampere. Nach dem Auslösen lässt sich der Schutzschalter zurückschalten. Bei der Thermosicherung von Brennenstuhl funktioniert das nicht.

Mit Stichflamme: Ein Kurzschluss in einem angeschlossenen Gerät kann die sensible Elektronik der Brennenstuhl-Leiste zerstören.
Mit Stichflamme: Ein Kurzschluss in einem angeschlossenen Gerät kann die sensible Elektronik der Brennenstuhl-Leiste zerstören.
Das Brennenstuhl-Produkt enttäuschte bei der Simulation eines Kurzschlusses in einem angeschlossenen Gerät. Die in der Leiste eingebaute Elektronik „verabschiedete“ sich mit einer Stichflamme (siehe Foto).
Interessant ist bei Brennenstuhl die Master-Slave-Technik: Wird ein PC in die Master-Steckdose gesteckt und ein Drucker in eine der fünf Slave-Dosen, erkennt die Leiste, wenn der Computer herunterfährt, und schaltet automatisch auch den Drucker ab. So ließe sich Energie sparen, doch verbraucht die Leiste selbst etwa 10 Watt. Dem Kunden wird diese Info vorenthalten.
Begrenzter Überspannungsschutz

Im Neubau und bei Modernisierungen ist der Einbau von FI-Schaltern im Sicherungskasten Pflicht. Wo diese fehlen, lassen sich punktuell einzelne Steckdosen mit integriertem FI-Schutz einbauen. Sinnvoll ist das etwa im Kinderzimmer, im Bad oder am Aquarium.
Im Neubau und bei Modernisierungen ist der Einbau von FI-Schaltern im Sicherungskasten Pflicht. Wo diese fehlen, lassen sich punktuell einzelne Steckdosen mit integriertem FI-Schutz einbauen. Sinnvoll ist das etwa im Kinderzimmer, im Bad oder am Aquarium.
Schutz vor Blitzeinschlägen in entfernte Stromversorgungseinrichtungen oder in deren Nähe versprechen die teureren Leisten mit Überspannungsschutz. Dadurch hervorgerufene Spannungsimpulse könnten über das Stromversorgungsnetz auch ins Gebäude gelangen und dort teure Schäden an hochwertigen elektronischen Geräten hervorrufen.
Für Verbraucher ärgerlich ist oft die spärliche Deklaration. Wichtige Angaben sind schwer zu finden – zum Beispiel der Umfang des Schutzes (Schutzpfade), die maximal verkraftbare Spannung („Prüfspannung“) und die resultierende Spannung, der die angeschlossenen Geräte höchstens ausgesetzt werden („Schutzpegel“).
Im Test schafften es alle vier Spezialleisten, hohe Spannungsimpulse abzufangen und den gewünschten Schutzpegel sicherzustellen. Bei der Prüfung der Brennenstuhl-Leiste, die relativ hohe Spannungsimpulse verkraften soll, schaltete unser vorgeschalteter 16-Ampere-Leitungsschutzschalter ab. Passiert das zuhause im Sicherungskasten während des Urlaubs, würden wichtige Geräte unbemerkt ausfallen.
Tipp: Wichtig ist ein dreifacher Schutz. Überspannungsschutzeinrichtungen sind auch zwischen Hausanschlusskasten und Stromzähler (Typ-1) und außerdem im Stromkreisverteiler auf der Etage (Typ 2) erforderlich. Auskunft dazu geben Elektroinstallateure, die sich mit Blitzschutz auskennen. Fehlt diese vorgeschaltete Schutzkoordination, können Steckdosenleisten (Typ 3) ihn nicht ersetzen. Für gefährdete teure Elektronik gilt dann: Bei Gewittergefahr den Stecker ziehen.