
Es muss nicht der teure Originalbeutel des Staubsaugerherstellers sein. Fremdbeutel von Swirl und Co. sind oft genauso gut – und kosten teilweise die Hälfte.
Staubsaugerbeutel kauft man nicht, man sucht sie – scrollt sich durch Internetdatenbanken, blättert in Katalogen oder steht vor einem Ladenregal voll bunter Pappschachteln, die sich nur durch kryptische Kürzel wie PH96, EX 46m oder M 701 BD unterscheiden. Allerdings nicht, ohne vorher selbst im Staub gehockt zu haben. Um an das passende Kürzel für seinen Beutel zu kommen, braucht man die Typenbezeichnung seines Saugers, die irgendwo an der Unterseite des Geräts versteckt ist. Es fühlt sich an wie der Kniefall vor einer Branche, die aus einem profanen Haushaltsartikel ein Mysterium macht.
1 600 Beutelmodelle im Sortiment
Der Onlinehändler Staubbeutel.de führt mehr als 1 600 verschiedene Beutelmodelle. Jeder Staubsaugerhersteller bietet natürlich seine Originale an. Dominiert wird der Markt aber von Kopisten – allen voran Marktführer Swirl. Oft sind die Fremdbeutel deutlich günstiger als die Originale. Doch saugen die Staubsauger mit ihnen auch genauso gut?
Kopien von AEG, Bosch und Miele
Die Antwort lautet: nein, nicht mit allen. Manchmal endet das Fremdgehen mit unliebsamen Überraschungen. Einige geprüfte Filtertüten waren undicht, eine platzte sogar – ausgerechnet eine, die keine Ersparnis brachte. Verbraucher finden aber auch Beutel, deren Qualität und Preis stimmen. Wir haben 19 Beutelkopien gegen die Hausmarken von AEG, Bosch und Miele antreten lassen – in Staubsaugern der drei Marken (Testergebnisse und Gruppenkommentare).
Teppiche werden genauso sauber
Staubsaugerhersteller betonen, dass ihre Geräte nur mit perfekt abgestimmten Beuteln – also ihren Originalen – gut arbeiten. Häufig schließen sie sogar Garantieansprüche aus, wenn Nutzer Fremdbeutel verwenden. Dabei machen die Kopisten ihre Sache oft ganz gut. Die Sauger säubern Teppich und Hartboden mit den Fremdbeuteln im Innern genauso wie mit den Hausmarken. Viele Kopien können jedoch weniger Staub aufnehmen, bevor die Saugkraft merklich nachlässt – der Nutzer muss den Beutel also früher wechseln. Das schmälert die mögliche Ersparnis, was wir im Kostenvergleich berücksichtigt haben.
Unterschiedlich ist zum Teil auch die Filterwirkung. Mehr als jede dritte Kopie hält weniger Staub zurück als der Originalbeutel. Weniger effiziente Modelle haben zur Folge, dass sich im Sauger nachgeschaltete Motorschutz- und Abluftfilter schneller zusetzen und häufiger gewechselt werden müssen.
Undichte und geplatzte Beutel
Schlimmer ist ein Beutel, der nicht richtig passt. Um Passform und Haltbarkeit zu erkunden, haben wir die Tüten einem Härtetest unterzogen. Die Staubsauger mussten ein Gemisch aus Zement und Vogelsand einsaugen, wodurch die Poren der Filter schnell verstopfen. Einige Beutelmanschetten schlossen an den Saugrohrstutzen nicht dicht genug: Rossmanns Flink & Sauber sowie Staubbeutel-Profi in dem AEG-Sauger, Disba in dem Bosch-Gerät. So gelangte viel Staub ins Geräteinnere anstatt in den Beutel. Auch das belastet die nachfolgenden Filter, kann außerdem den Motor beschädigen. Obendrein ist es eine Riesensauerei.

Geplatzt. Der Beutel von Wolf riss im AEG-Sauger beim Belastungstest auf. Verstaubt. Innenraum des AEG-Saugers, nachdem der Wolf-Beutel geplatzt war.
Das Duo Wolf-Beutel mit AEG-Sauger erwies sich ebenfalls als keine gute Partnerschaft. Der Beutel platzte an der Naht auf. Das kann das Gerät komplett lahmlegen. Die Prüfung ist hart, in der Praxis dürfte solch eine Belastung selten vorkommen. Allerdings haben alle anderen Beutel den Härtetest überstanden.
Keine Billigimporte aus Fernost
Die Firma Wolf PVG gehört zur Unternehmensgruppe Melitta – bekannt für ihre Kaffeefilter. Wolf fertigt sowohl eigene Staubsaugerbeutel als auch die der Marke Swirl. Der Filterhersteller aus Ostwestfalen steckt hinter vielen Namen der Branche. Welche das sind, wollte er nicht mitteilen. Auch die Anbieter der anderen Fremdbeutel hielten ihre Lieferanten im Dunkeln. Alle versicherten, in Europa oder Deutschland fertigen zu lassen.
Kaum ein Staubsaugerhersteller fertigt seine Originalbeutel selbst. Von den dreien im Test produziert nur Electrolux die Beutel für seine Marke AEG in Schweden. Von dort kommen auch die Tüten der Electrolux-Marke Menalux, die in viele Markensauger passen. Miele bezieht seine Originalbeutel nach eigenen Angaben von Eurofilters in Belgien. Bosch nannte auf Anfrage keine Namen.
Keine normierten Staubbeutel in Sicht
Bleibt die Frage: Warum gibt es eigentlich keine normierten Staubbeutel? Weil kein Hersteller das will. Der Verbraucherrat des Deutschen Instituts für Normung versucht es seit Jahren. „Es fehlt an politischem Druck“, sagt Geschäftsführerin Karin Both. „Bei Handy-Ladegeräten drängte Brüssel auf einheitliche Anschlüsse, weil dadurch weniger Geräte auf dem Schrott landen.“ Normierte Beutel würden keinen Müll vermeiden. Und so werden wir auch in Zukunft auf dem Boden knien, Kürzel suchen und hoffen, für unser betagtes Beuteltier passenden Ersatz zu finden.