Interview: Kultur des Scheiterns
Florian Nöll gründete als Schüler eine Internetagentur. Als Vorstand des Bundesverbands Deutsche Start-ups e. V. wünscht er sich eine neue Gründerkultur in Deutschland.
Ihr Verband zählt in Deutschland rund 5 000 Start-up-Unternehmen. Wie sieht ein typisches Start-up aus?
Nöll: Die meisten Start-ups sind in der digitalen Wirtschaft tätig. Rund 80 Prozent der Gründer haben einen Universitätsabschluss. Das sind Leute, die auch auf dem Arbeitsmarkt beste Chancen haben. Sie bringen viel Mut und Engagement mit, um sich in Deutschland selbstständig zu machen.
Warum ist es schwierig, hierzulande ein Unternehmen zu gründen?
Nöll: In Universitäten wird zu wenig auf Gründungen vorbereitet, Investoren sind in Deutschland risikoscheu. Die Angst zu scheitern verhindert ebenfalls viele Gründungen. Wer eine Unternehmenspleite hingelegt hat, wird in Deutschland stigmatisiert. Ich wünsche mir eine neue Kultur des Scheiterns.
Wie könnte diese Kultur aussehen?
Nöll: Die US-Amerikaner machen es vor. Wer dort eine Firma in den Sand gesetzt hat, gilt als erfahren und nicht als verbrannt. Es gibt Investoren, die sich auf Gründer spezialisiert haben, die pleitegegangen sind. Sie gehen davon aus, dass gescheiterte Unternehmer aus Fehlern gelernt haben.
Mehr als die Hälfte der Start-ups in Deutschland scheitern. Was sind die häufigsten Fehler?
Nöll: Die meisten Gründer unterschätzen den Finanzbedarf der ersten Jahre und überschätzen die Umsätze.
Was raten Sie, wenn sich jemand mit einem Start-up selbstständig machen will?
Nöll: Suchen Sie sich einen Mentor, der bereits zwei Schritte weiter ist und die Branche gut kennt. Durch den Austausch mit erfahrenen Gründern lassen sich viele Fehler vermeiden.