Der britische Lebensversicherer Standard Life mit Niederlassung in Frankfurt hat überraschend ab sofort die Verträge der Freelax-Tarife mit festem Garantiezins für Zuzahlungen und Beitragserhöhungen geschlossen. Betroffen sind vor allem Betriebsrenten und Rürup-Renten. Vereinbarte regelmäßige Beiträge können weiterhin eingezahlt werden. test.de informiert.
Weniger garantierte Zinsen, höheres Risiko
Der Lebensversicherer Standard Life lässt bei Garantieprodukten keine Zuzahlungen und Beitragserhöhungen mehr zu. Schon im April kündigte Standard Life an, in Deutschland und Österreich keine Garantieprodukte mehr anbieten zu wollen. Künftig wolle man sich auf fondsgebundene Vorsorgeprodukte ohne Garantien konzentrieren, hieß es damals. Im Klartext: weniger garantierte Zinsen und höheres Risiko für den Kunden.
Doch keine Ausnahmen bei der Betriebsrente
Eine Ausnahme wollte Standard Life für Neuzugänge in Gruppenverträge bei der Betriebsrente machen. Hier sagte ein Sprecher in einem Interview zu, Neuzugänge noch bis Ende 2015 zuzulassen. Dieses Versprechen wird nun nicht eingehalten.
Makler werfen Standard Life „Wortbruch“ vor
Irritation herrscht vor allem bei Maklern, die Freelax-Produkte vertrieben haben. Von „Wortbruch“ ist beim Maklerzusammenschluss Maxpool die Rede. Es sei gegenüber den Kunden „unsagbar unangenehm“, falsche Informationen weitergegeben zu haben. Die angebotenen Alternativen seien aufgrund der fehlenden Garantien kein Ersatz.
Beschwerde bei BaFin
Auch Stephan Krause, Versicherungsmakler aus Karlsruhe, ist verärgert und hat Beschwerde bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eingereicht: „Auch den Ombudsmann habe ich angeschrieben. Ich bin nicht bereit, dieses Verhalten zu Lasten meiner Kunden hinzunehmen.“
Standard Life rechtfertigt Schritt mit Schutz der Bestandskunden
Martin Clements, CEO von Standard Life Deutschland, erklärt die zurückgenommene Zusage mit dem Schutz der Bestandskunden: „Diese Zusage beruhte auf der Annahme, dass dies keine Auswirkungen auf bestehende Verträge haben werde. Als sich jedoch zeigte, dass das aufgrund der sehr hohen Mittelzuflüsse nicht mehr der Fall sein würde, haben wir entschieden, den Übergangszeitraum zu verkürzen und kein Neugeschäft mehr zuzulassen.“
Selbstständige müssen sich umstellen
Negative Auswirkungen gibt es auch für Selbstständige mit Rürup-Renten. Diese zahlen häufig nur geringe monatliche Beiträge, dafür aber hohe Zuzahlungen einmal jährlich. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Standard-Life-Chef Clements erklärt das mit dem Zinsumfeld: „ Natürlich ist uns bewusst, dass viele Kunden, insbesondere Selbstständige, auf Zuzahlungen bauen, um ihre langfristigen Sparziele zu erreichen. Aber die außergewöhnlich gute Performance der Freelax in den letzten Jahren wurde zum Großteil aufgrund der fallenden Zinsen realisiert. Angesichts der Talsohle, die die Zinsen mittlerweile erreicht haben, wird sich diese Performance nicht wiederholen lassen. Sprich: Künftige Gewinne werden nicht mehr so hoch sein.“ Zukünftige Zuzahlungen von Bestandskunden sind nur noch in Produkte ohne Garantien möglich.
Kein Rechtsanspruch auf Zuzahlungen
Rechtlich ist Standard Life wohl auf der sicheren Seite. Laut Vertrag waren Zuzahlungen nur „mit unserer Zustimmung“ möglich. Einen Anspruch darauf hatten Kunden nicht.
Tipp: Tests zur Rürup-Rente finden Sie auf test.de. Wir testen nur Verträge, in denen Zuzahlungen vertraglich zugesichert sind.