Genug von der Grammatikfibel? Auch Gesellschaftsspiele können Sprachkenntnisse schulen. Einige erleichtern das Lernen auf unterhaltsame Art.
Testergebnisse für 10 Sprachspiele 12/2012
Der Zungenbrecher macht seinem Namen alle Ehre. Leicht geht er Ariana nicht über die Lippen: „If two witches were watching two watches, which witch would watch which watch?“ Ihren Mitstreitern Martin, Kirsten und Christian bereitet er wegen der vielen Versprecher Spaß.
Die gesellige Runde, alle zwischen 30 und 40 und mitten im Berufsleben, spielt – und lernt. Mit Sprachspielen wollen die vier ihre eingerosteten Sprachkenntnisse auffrischen. Die vertrackten tongue twister, wie Zungenbrecher auf Englisch heißen, unfallfrei auszusprechen, ist nur eine der unterhaltsamen Aufgaben, die sie bei „Absolutely English“ bewältigen müssen.
Dieses Sprachspiel hat im Test am besten abgeschnitten – unter anderem wegen der ebenso launigen wie lehrreichen Spielideen. Bei zehn zum Teil konzeptionsgleichen englisch- und spanischsprachigen Brett- und Kartenspielen haben wir Lernerfolg, Spielwert und Produktinformationen untersucht (siehe „So haben wir getestet“). Zweck der Spiele: Jugendlichen und Erwachsenen das Lernen zu erleichtern. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Das Spektrum der test-Qualitätsurteile reicht von gut bis ausreichend.
In ihrer Bewertung können sich die Spiele in englischer und spanischer Version graduell unterscheiden. Sie sind wie „A weekend in London“ und „Un fin de semana en Madrid“ inhaltlich nicht identisch, sondern stellen teils andere Fragen. Zudem gibt es Besonderheiten, die nur für die eine oder andere Sprache gelten. Im Spanischen ist zum Beispiel die Aussprache klarer geregelt, dafür aber die Grammatik komplexer als im Englischen.
Lautschrift mal anders
Anders als „Absolutely English“, ein Quiz im Stil von „Trivial Pursuit“, bringt „New Amici“ die Spieler sprachlich nicht weit voran. Es setzt auf eine eher zweifelhafte Lehrmethode. Kern des Spiels ist es, von der Fremdsprache in die Muttersprache zu übersetzen – und umgekehrt. Um den Spielern die Aussprache zu erleichtern, wird das geschriebene Wort in eine eigene Lautschrift transferiert. Die Aufforderung „Stell dich vor“ nimmt auf der Spielkarte folgende Gestalt an: „Introdjuhss jurssälf“. So lieber nicht, urteilten unsere Experten. Sie würden der international anerkannten Lautschrift den Vorzug geben. Der Einfall der Spielmacher gilt ihnen aus didaktischer Sicht als fragwürdig.
Der Hersteller von „New Amici“ verkündet zudem auf der Verpackung vollmundig: „Im Handumdrehen sprichst du die Sprache deiner Wahl!“ Ein paar Mal gespielt – und schon fließend Englisch oder Spanisch parliert? Das ist nahezu unmöglich. Als Zusatz zu einem Präsenzkurs oder einer Sprachreise kann ein Gesellschaftsspiel aber durchaus dazu beitragen, die bereits erworbenen Fertigkeiten mit Lust und Laune zu festigen. Im Test haben wir das unter dem Punkt Eignung zum Spracherhalt geprüft. Mitunter hapert es ausgerechnet da.
Schlicht zu simpel
Einige Spiele schneiden bei der Eignung zum Spracherhalt lediglich ausreichend ab. Der „Roundtrip of Britain and Ireland“ sowie sein spanisches Pendant „Viaje por España“ haben sich in diesem Punkt beispielsweise nicht mit Ruhm bekleckert. „Die Spieler fühlten sich von den Antwortmöglichkeiten zum Teil veräppelt“, sagt ein Experte, der als teilnehmender Beobachter die Eindrücke der Nutzer protokollierte. Für Erwachsene mit Vorkenntnissen sind Fragen wie „Antworte auf How are you?“ schlicht zu simpel – vor allem, wenn die Optionen „It costs £25“, „I’m very well“ oder „I’m 16 years old“ lauten.
Spaß für Schüler
Die beiden Spiele sind offenbar für den Schulunterricht konzipiert und dort nach Einschätzung unserer Experten am richtigen Platz. Schülern könnte die Abwechslung auf dem Stundenplan Spaß machen. Lehrer finden in der Anleitung weiterführende Spielideen. Sie können „Roundtrip“ oder „Viaje“ zum Beispiel nutzen, um Informationen zu den realen Orten auf dem (lappigen) Spielplan recherchieren zu lassen. Auf der Verpackung findet sich kein Hinweis auf die spezielle Zielgruppe. Geworben wird vielmehr um Spieler der Niveaus A2 bis B1. So fühlen sich auch Erwachsene angesprochen.
Mehr Strategie als Spanisch
Auch „Sagrada“ zeichnet sich nicht gerade durch Förderung des Spracherhalts aus. „Man nimmt im gesamten Spiel maximal zehn Vokabeln mit“, fasst es ein Fachmann zusammen. Seine Spanischkenntnisse zu pflegen, ist bei diesem Spiel tatsächlich eher Nebensache. Die Sprachkarten bestehen aus einfachen Vokabeln wie „el labio – die Lippe“. Grammatikübungen oder Redewendungen kommen nicht vor. Dafür können Sagrada-Spieler im Verlauf einiges über Barcelona, die Prachtpromenade Rambla oder das Museo Picasso erfahren. Der Spaß wird durch Aktionen wie Singen, Jonglieren oder Tanzen angeheizt. In erster Linie ist beim symbolischen Bau der Kathedrale La Sagrada Família aber strategisches Geschick gefragt. Fans der „Siedler von Catan“ dürfte das begeistern.
Kleine Kostproben
Bedeutend besser kommen beim Spracherhalt etwa die Spiele „Learn English by playing“ und das spanische Gegenstück „Aprender español jugando“ weg. Die gute Wertung bescheren ihnen die vielseitigen Kategorien, die zum Beispiel Kenntnisse in Vokabeln, Grammatik und Redewendungen abfragen. Interkulturelles Wissen steht ebenfalls auf der Agenda.
Kleine Kostproben gefällig? Die Spiele von Lingua Ludica helfen, den Wortschatz zu erweitern. Zu den Synonymen für „betrunken sein“ gehören neben dem geläufigen „to be drunk“ die Vokabeln „plastered“,„pickled“ und „legless“. Und wer wüsste ohne weiteres, dass es auf Englisch heißt „You got a pink slip“, wenn man den Job verliert? Die Spieler schnappen solche Redewendungen in der Rubrik Idioms auf.
Die Besten sorgen für Aktion
Der Verlag setzt außerdem auf Abwechslung. Für Fremdsprachenschüler ist es eine ebenso lustige wie lehrreiche Herausforderung, Pfeffer ohne die Worte Salz, Gewürz oder essen zu umschreiben – auf Englisch beziehungsweise Spanisch selbstverständlich. Wer wagemutiger ist, darf in der Fremdsprache auch gern mit dem Gegenüber flirten, von seinem Lottogewinn schwärmen, den Chef um mehr Gehalt bitten oder mit dem imaginären Kind über das Fernsehprogramm diskutieren.
Lernen mit Landeskunde
Die getesteten Sprachspiele zeichnen sich durch viele schöne Ideen aus, die das Lernen lustig machen. Grubbe Media und Eli Publishing setzen auch stark auf landeskundliche Aspekte. Hier heben sich die beiden Brettspiele „A weekend in London“ sowie das für Spanischschüler gedachte „Un fin de semana en Madrid“ heraus. In Themenvielfalt und Aktualität sind sie mit ihrer sehr guten und guten Wertung nicht zu schlagen – und zum Beispiel als unterhaltsame Reisevorbereitung geeignet. Die Spiele führen quer über den Stadtplan von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.
-
- Seit 2018 ist das beliebte Bleigießen verboten − denn Blei ist gesundheitsschädlich. Doch es gibt es harmlosere Alternativen: aus Zinn, Wachs oder Teig.
-
- Arzneimittel sind ein besonderes Gut. Wir bewerten sie nach eigenen Kriterien. Hier erläutern wir das Vorgehen, die Urteile – und weshalb wir strenger sind als Behörden.
-
- Sie haben den Weiterbildungsguide der Stiftung Warentest aufgerufen. Der Betrieb dieser Seite ist eingestellt. Der Weiterbildungsguide wurde vom Bundesministerium für...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Eine schöne Übersicht. Eigentlich fehlt mir nur der neue Tiptoi...
Allerdings bin ich auch der Meinung, dass Englisch in der Grundschule noch zu früh kommt. Denke, die Kinder sollten lieber erstmal auf einen Baum klettern können oder ein Musikinstrument beherrschen. Danach kann man immer noch "Let's talk business" lernen. Grüße