„Meine Daten gehen nicht in die Cloud“

Florian Ostermann leitet den Test der smarten Lautsprecher.
Projektleiter Florian Ostermann verzichtet privat auf Alexa und Co: Er bastelt an einem eigenen Sprachassistenten. Im Interview verrät er, welche Vorteile das hat und welche Funktionen er noch vermisst.
Wie bastelt man sich einen eigenen Sprachassistenten?
Zunächst einmal braucht man Hardware: einen Lautsprecher, ein Mikrofon und vor allem einen Computer, der das System steuert. Ich verwende dafür einen Raspberry-Pi-Rechner, er hat nur 40 Euro gekostet. Und dann kommt die Software hinzu: Die stammt in meinem Fall von einem Open-Source-Projekt namens „Rhasspy“ – sie ist komplett gratis.
Wie heißt Dein Sprachassistent und was machst Du damit?
Er hört auf den Namen Jarvis, wie der Assistent in den Iron-Man-Comics. Ich kann damit zum Beispiel das Licht einschalten, den Fernsehsender wechseln oder den Wetterbericht abrufen. Die Fähigkeiten lassen sich beliebig erweitern.
Welche Funktionen vermisst Du im Vergleich zu Alexa und Co?
Ich kann Jarvis bislang keine Wissensfragen stellen oder mit ihm per Sprachbefehl die Musikwiedergabe steuern.
Warum hast Du Dich für ein eigenes System entschieden?
Vor allem aus Datenschutzgründen. Amazon Echo und andere smarte Lautsprecher hören uns passiv immer zu und senden unsere Daten an Serverfarmen großer Konzerne. Ich habe hingegen alles selbst unter Kontrolle: Meine Daten gehen nicht in die Cloud.
Kann das jeder?
Man muss schon technikaffin sein: Linux-Kenntnisse helfen, man sollte das Arbeiten mit der Kommandozeile beherrschen und auch Erfahrung im Programmieren mitbringen.
Wie viel Zeit geht dafür drauf?
Die Ersteinrichtung von Hard- und Software ist in wenigen Stunden erledigt. Aber das Programmieren dauert Tage: Da probiert man viel herum, scheitert immer wieder und muss dann herausfinden, woran es liegt. Und da ich ab und zu neue Fähigkeiten nachrüsten will, ist das vermutlich ein nie endendes Projekt.

Grundausstattung. Lautsprecher, Mikro und ein grüner Mini-Computer – das ist die Basis für ein Assistenz-System.
Was klappt bei Alexa, Google Assistant und Siri besser als bei Jarvis?
Meine Sprachbefehle müssen derzeit noch einen genau vorgegebenen Wortlaut haben. Alexa, Google und Siri sind da flexibler: Sie verstehen oft auch alternative Formulierungen, kommen also mit natürlichem Sprachgebrauch besser zurecht.
Wo siehst Du als Bastler und Testleiter Verbesserungspotenzial bei den großen Anbietern?
Ich glaube, dass sich Sprachassistenten und Datenschutz noch besser vereinen lassen als bisher. Bei seinen Pixel-Handys arbeitet Google zum Beispiel schon an lokaler Spracherkennung – das heißt, dass die Spracheingaben des Nutzers nicht in die Cloud gehen, sondern auf dem Handy bleiben. Das würde ich mir bei smarten Lautsprechern künftig auch wünschen.
Worüber ärgerst und freust Du Dich am meisten bei Deinem Sprachassistenten?
Manchmal nervt mich Jarvis tatsächlich. Zum Beispiel wenn ich ihn auffordere, den Fernseher einzuschalten, er aber antwortet: „Ich habe den Fernseher ausgeschaltet.“ Auf der anderen Seite ist es ein tolles Gefühl, wenn ich abends einfach „Jarvis, gute Nacht“ sage und sofort alle Lampen in meiner Wohnung ausgehen.
Jetzt freischalten
Wie möchten Sie bezahlen?
Preise inkl. MwSt.- kauft alle Testprodukte anonym im Handel ein,
- nimmt Dienstleistungen verdeckt in Anspruch,
- lässt mit wissenschaftlichen Methoden in unabhängigen Instituten testen,
- ist vollständig anzeigenfrei,
- erhält nur knapp 5 Prozent ihrer Erträge als öffentlichen Zuschuss.