
Florian Ostermann leitet den Test der smarten Lautsprecher. © Stiftung Wartentest / Hendrik Rauch
Projektleiter Florian Ostermann verzichtet privat auf Alexa und Co: Er bastelt an einem eigenen Sprachassistenten. Im Interview verrät er, welche Vorteile das hat und welche Funktionen er noch vermisst.
Smart Speaker im Test
- Testergebnisse für 4 Smarte Lautsprecher mit Display 11/2020
- Testergebnisse für 13 Smarte Lautsprecher 11/2020 und 05/2021
- Testergebnisse für 18 Smarte Lautsprecher 04/2019
Wie bastelt man sich einen eigenen Sprachassistenten?
Zunächst einmal braucht man Hardware: einen Lautsprecher, ein Mikrofon und vor allem einen Computer, der das System steuert. Ich verwende dafür einen Raspberry-Pi-Rechner, er hat nur 40 Euro gekostet. Und dann kommt die Software hinzu: Die stammt in meinem Fall von einem Open-Source-Projekt namens „Rhasspy“ – sie ist komplett gratis.
Wie heißt Dein Sprachassistent und was machst Du damit?
Er hört auf den Namen Jarvis, wie der Assistent in den Iron-Man-Comics. Ich kann damit zum Beispiel das Licht einschalten, den Fernsehsender wechseln oder den Wetterbericht abrufen. Die Fähigkeiten lassen sich beliebig erweitern.
Welche Funktionen vermisst Du im Vergleich zu Alexa und Co?
Ich kann Jarvis bislang keine Wissensfragen stellen oder mit ihm per Sprachbefehl die Musikwiedergabe steuern.
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Warum hast Du Dich für ein eigenes System entschieden?
Vor allem aus Datenschutzgründen. Amazon Echo und andere smarte Lautsprecher hören uns passiv immer zu und senden unsere Daten an Serverfarmen großer Konzerne. Ich habe hingegen alles selbst unter Kontrolle: Meine Daten gehen nicht in die Cloud.
Kann das jeder?
Man muss schon technikaffin sein: Linux-Kenntnisse helfen, man sollte das Arbeiten mit der Kommandozeile beherrschen und auch Erfahrung im Programmieren mitbringen.
Wie viel Zeit geht dafür drauf?
Die Ersteinrichtung von Hard- und Software ist in wenigen Stunden erledigt. Aber das Programmieren dauert Tage: Da probiert man viel herum, scheitert immer wieder und muss dann herausfinden, woran es liegt. Und da ich ab und zu neue Fähigkeiten nachrüsten will, ist das vermutlich ein nie endendes Projekt.

Grundausstattung. Lautsprecher, Mikro und ein grüner Mini-Computer – das ist die Basis für ein Assistenz-System. © Stiftung Wartentest / Hendrik Rauch
Was klappt bei Alexa, Google Assistant und Siri besser als bei Jarvis?
Meine Sprachbefehle müssen derzeit noch einen genau vorgegebenen Wortlaut haben. Alexa, Google und Siri sind da flexibler: Sie verstehen oft auch alternative Formulierungen, kommen also mit natürlichem Sprachgebrauch besser zurecht.
Wo siehst Du als Bastler und Testleiter Verbesserungspotenzial bei den großen Anbietern?
Ich glaube, dass sich Sprachassistenten und Datenschutz noch besser vereinen lassen als bisher. Bei seinen Pixel-Handys arbeitet Google zum Beispiel schon an lokaler Spracherkennung – das heißt, dass die Spracheingaben des Nutzers nicht in die Cloud gehen, sondern auf dem Handy bleiben. Das würde ich mir bei smarten Lautsprechern künftig auch wünschen.
Worüber ärgerst und freust Du Dich am meisten bei Deinem Sprachassistenten?
Manchmal nervt mich Jarvis tatsächlich. Zum Beispiel wenn ich ihn auffordere, den Fernseher einzuschalten, er aber antwortet: „Ich habe den Fernseher ausgeschaltet.“ Auf der anderen Seite ist es ein tolles Gefühl, wenn ich abends einfach „Jarvis, gute Nacht“ sage und sofort alle Lampen in meiner Wohnung ausgehen.
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Besteht die Möglichkeit, einen (als Center) oder zwei (z. B. für vorne links und rechts) smarte Lautsprecher in ein 5.1-Lautsprechersystem zu integrieren?
Das wäre sehr praktisch, damit man nich für verschiedene Einsatzzwecke zahllose Lautsprecher benötigt...
Ich stelle mir keinen Smartspeaker in meine Wohnung. Kann sein, dass das praktisch ist, aber ich habe bisher keine Lust verspürt mit einem Gerät zu sprechen, egal ob Handy, Fernseher, Computer oder eben Lautsprecher.
@Thorsten.Maverick: Der Bose Home Speaker 300, Marshall Uxbridge Voice Alexa, Sonos One Gen. 2, Harman Kardon Citation One MKII und JBL Link Music unterstützen AirPlay.
Einen Kontozwang bewerteten wir negativ beim Datensendeverhalten. Sollte sich der Anbieter das Recht einräumen, seine Dienste jederzeit zu verändern oder gar zu beenden, so muss das in den AGBs oder Nutzungsbedingungen aufgeführt werden. Dies wurde bei uns auch entsprechend schlecht benotet und das Qualitätsurteil abgewertet. (DB)
Die Wiedergabe vom Computer bzw. Smartphone mit AirPlay fehlt mir. Bei Sonos kann man z. B. keine Musik mehr aus der lokalen Mediathek mehr wiedergeben. Das ging mal, wurde aber aus der App entfernt. Apropos App: Geräte mit dem Zwang, ein Konto beim Hersteller einzurichten, gehören abgewertet. So ein Gerät gehört einem nicht, weil der Hersteller die Nutzung jederzeit beenden kann.
Nun habe ich den HomePod gefunden - ich war es gewohnt, dass die älteren Testergebnisse auch bei den neueren eingereiht sind. Offenbar hat sich diese Systematik verändert. Ich habe die zweite Tabelle mit dem älteren Test nicht gesehen.
Ja, es stimmt, dass der Smart Speaker der Telekom aufgeführt ist, aber seien wir ehrlich: Die meisten Nutzer*innen werden damit Alexa nutzen. Das Projekt würde sonst genauso eingehen wie die "Dial"-Smartwatch.
Apple Home ist da eine ganz andere Hausnummer und mir fehlt die Perspektive auf dieses Ökosystem im Artikel. Und auch die Bewertung des Datenschutzes halte ich für fragwürdig. Es macht einen großen Unterschied, ob mich eine Alexa verschlüsselt aushorcht, aber eben doch in meine Privatsphäre eindringt oder ob Siri lokal läuft und meine Privatsphäre beachtet. Die Bewertungskriterien in dieser Hinsicht kann ich nicht nachvollziehen.