
Spaßverderber. Borsäure sorgt für die schleimige Konsistenz – kann aber schaden. © Shutterstock
Spielschleim glibbert durch die Finger und lässt sich zu schillernden Fäden ziehen. Glitzer, bunte Kügelchen, Plastikfiguren oder fluoreszierendes Pulver machen den Slime – englisch für Schleim – oft noch bunter. Kinder lieben den glibbrigen Spielspaß. Doch alle fünf stichprobenartig getesteten Slimes setzten viel zu viel Borsäure frei. test.de klärt auf und bringt ein Rezept für Slime aus Marshmallows.
Borsäure ist der Spielverderber
Für die besondere Konsistenz der Slimes sorgt Borsäure, die gleichzeitig aber auch der große Spielverderber ist. In größerer Konzentration ist sie gesundheitsschädlich. Wir haben exemplarisch fünf Spielschleim-Produkte verschiedener Farben im Internet gekauft und im Labor jeweils die hellgrüne Variante überprüft, weil sie in allen Sets enthalten war. Wir haben analysiert, in welchem Maß sie verschiedene Chemikalien, darunter Borsäure, freisetzen. Ergebnis: Alle fünf Schleime geben so viel Bor ab, dass sie gar nicht hätten verkauft werden dürfen.
Befund ist kein Einzelfall
Unser Befund ist kein Einzelfall. Kürzlich wurde ein Produkt vom Markt genommen: der bei Tedi verkaufte Knetschleim „Dinosaurier“ des Anbieters Out of the Blue. Auch unsere italienischen, britischen und spanischen Partnerorganisationen haben Slimes gefunden, die unerlaubt viel Bor freisetzten. Von den insgesamt 33 untersuchten Fertig-Slimes überschritten 16 den Grenzwert.
Video: Testergebnisse – und ein Rezept für gesunden Schleim
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Borsäure kann Durchfall, Erbrechen und Krämpfe hervorrufen
Kinder kommen beim Spielen mit dem Schleim vor allem über die Haut mit Borsäure in Kontakt. Aber auch Mundkontakt oder gar Verschlucken ist nicht auszuschließen, insbesondere wenn der Schleim wie bei „Vikilulu Crystal Slime“ in Getränkedosen verpackt ist oder wie bei anderen mit Strohhalmen ausgeliefert wird. Als Spurenelement ist Bor für den Menschen wichtig. Gelangt jedoch zu viel davon in den Körper, kann es akut etwa Irritationen, Durchfall, Erbrechen und Krämpfe hervorrufen. In Tierversuchen beeinträchtigte Borsäure die Fruchtbarkeit sowie die Embryonalentwicklung.
Alle fünf getesteten Slimes deutlich über Grenzwert
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat sie für den Menschen deshalb als reproduktionstoxisch eingestuft. Für Lebensmittel sowie für Kinderspielzeug gelten in der EU daher Grenzwerte. Flüssige oder haftende Spielzeugmaterialien dürfen nicht mehr als 300 Milligramm Bor pro Kilogramm freisetzen. Diesen Grenzwert reißen alle fünf von uns getesteten Schleime deutlich. Die von Vikilulu, Jim‘s Store und iBase Toy geben sogar mehr als das Dreifache an Bor ab, als für Kinderspielzeug erlaubt ist. Auch die anderen beiden sind nicht verkehrsfähig.
Bestellung über Amazon
Wir haben die Slimes über Amazons Plattform Marketplace bestellt. Alle Slimes stammen von chinesischen Firmen. Bei Verkauf über Marketplace ist Amazon selbst nicht der Anbieter und bei Produktmängeln nicht zur Gewährleistung verpflichtet. Dennoch haben wir das Unternehmen mit den Ergebnissen konfrontiert. Es teilte uns mit: „Die entsprechenden Produkte sind nicht mehr erhältlich.“
Lieber weg damit
Eine akute Gefahr geht von den geprüften Schleimen wahrscheinlich nicht aus. Wir empfehlen dennoch, Kinder nicht der Matscherei mit den Borverbindungen auszusetzen. Insbesondere, da Bor aus anderen Quellen dazukommt, zum Beispiel aus Lebensmitteln. Vergleichsweise viel Bor enthalten beispielsweise Nüsse. Neu ist das Problem mit dem Bor nicht. 2004 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung vor borsäurehaltiger „Hüpfknete“. Vor Slimes hatte die Behörde schon 1995 gewarnt. Wie das Testergebnis zeigt, hat sich wenig geändert:
5 Slime-Produkte im Schadstofftest
Cosoro

© Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Kristall Knete Set,13,00 Euro
Setzt doppelt so viel Bor frei wie erlaubt. Mit Strohhalmen geliefert, kann das Produkt zum Probieren verleiten.
SuSenGo

© Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Super Slime Set,25,00 Euro
Gibt mehr als doppelt so viel Bor ab wie erlaubt. „Fun Colourful Safety DIY“ steht auf jeder der Dosen. Bunt sind die Schleime definitiv, sicher nicht.
iBase Toy

© Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Glitzernder Glibber,12,60 Euro
Setzt dreimal mehr Bor frei als erlaubt. Fünf Dosen Glitzerschleim, dazu Glitzersternchen. Glamourös sind unsere Laborergebnisse keineswegs.
Jim‘s Store

© Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Kinder Spielzeug Schleim,11,00 Euro
Gibt mehr als dreimal so viel Bor ab wie erlaubt. In der Beschreibung des Produkts auf Amazon Marketplace hieß es dennoch: „Sicheres Material“.
Vikilulu

© Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Crystal Slime,11,00 Euro
Setzt mehr als dreimal so viel Bor frei wie erlaubt. Die Getränkedosen-Verpackungen erhöhen noch die Gefahr, dass Kinder den Schleim probieren.
Selbstgemacht: Süßer Knetschleim aus Marshmallows
Im Internet kursieren etliche Rezepte für Spielzeug-Schleim. Ohne Borsäure gehts auch hier nichts. In den Selbermach-Rezepten sorgt oft Bor aus Kontaktlinsenreinigern für die schleimige Konsistenz – die Risiken bleiben dieselben wie bei den Slimes aus dem Internet.
- Süßes, aber sicheres Rezept.
- Kein optimales Schleimergebnis, aber für genauso viel Spaß sorgt folgendes Rezept ohne Borsäure, wie Erfahrungen aus unserer Redaktionsküche bestätigen:
- 180 Gramm Marshmallows
- für 30 Sekunden abgedeckt in der Mikrowelle so oft erhitzen, bis sie flüssig sind. Die Masse klebt höllisch: Deshalb Hände mit Mehl bestäuben und so viel Mehl einarbeiten, bis die Masse sich zu zähen, nicht mehr klebenden Strängen formen und kneten lässt. Mit Lebensmittelfarben und -dekoration verzieren. In Frischhaltefolie eingewickelt, bleibt der Knetschleim ein paar Tage fluffig.
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Bestellungen bei Amazon Marketplaceanbietern sind auch nicht mit mehr oder weniger Risiken verbunden, wie eine Bestellung direkt bei Amazon. Amazon greift ggf. über die A-Z Garantie ein, wenn ein Händler sich querstellt. Hilfe wird keineswegs verweigert, wie sie schreiben. Näheres findet sich in der Amazon Hilfe hier: https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=201819160
Richtig ist, dass manche Marketplaceanbieter die USt nicht korrekt abführen. Für mich als Kunden ist dies aber sogar ein Vorteil, weil dadurch Produkte günstiger angeboten werden können.
Dir Händlerangaben sind leider in der Tat manchmal fehlerhaft oder fehlen sogar ganz. Hier wünsche ich mir von Amazon eine deutlichere Verpflichtung für die Händler, korrekte Angaben zu machen.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
Ich bin ja ganz froh, daß es Amazon Marketplace gibt, weil ich sonst nicht wüßte, wie ich an Iodoral kommen sollte, weil es das in Deutschland leider nicht in der Apotheke gibt. Aber auf Marketplace werden viele schrottige und gefährliche Sachen verkauft. Außerdem oft ist nicht klar, wer eigentlich der Verkäufer ist. Garantie/Gewährleistung kann man dann vergessen. Das Finanzamt guckt auch in die Röhre, weil keine Mehrwertsteuer abgeführt wird. Amazon verweigert Hilfe, weil sie ja nur Plattform sind. Man sollte bei Käufen also vorsichtig sein und genau prüfen, ob der Verkäufer seriös ist.
Ich finde es ziemlich problematisch, daß Bor in Slime und ähnlichen Produkten nicht verboten ist. Auf der anderen Seite wird bei Borax ein enormer Zirkus gemacht. Ohne Beziehungen kommt man da kaum ran. Dabei ist es ein gutes Fungizid und wirkt gegen Arthrose. Man lese dazu «Die Borax Verschwörung» von Walter Last im WWW.
Lieber aus Zucker Spielzeug machen, als ihn im Unverstand in verschiedenen Lebensmitteln zu verzehren!
Ausserdem hat es noch einen besonderen Nebeneffekt: Dadurch daß Zucker klebrig ist,wäscht man sich
auch noch ohne Aufforderung die Hände!
Und warum sollte man aus Zucker nicht Spielzeug machen? Haben wir Knappheit an Zucker? Gibt es einen Zuckermangel?