Im Test von Spiele-Apps der Stiftung Warentest im Juli 2017 war kein einziges Spiel für Smartphone und Tablet empfehlenswert. Ein ähnliches Bild zeigt jetzt eine im April 2018 veröffentlichte Studie von Forschern des International Computer Science Institute Berkeley, USA. Immerhin: Jugendschutz.net, unser damaliger Test-Partner, findet inzwischen neben vielen kritischen aber auch für Kinder empfehlenswertere Apps.
Für Kinder meist bedenklich oder inakzeptabel
Das Ergebnis unserer Untersuchung vom Juli 2017:
- Mobbing. 19 Apps schützten Kinder zu wenig vor Mobbing und unangemessener Kontaktaufnahme durch Fremde.
- Werbung. 19 Apps nervten mit Werbung, die sich ohne klare Kennzeichnung mit dem Spiel vermischt.
- Kosten. Aus Spielen heraus drohten Folgekosten (In-App-Käufe) von bis zu 350 Euro pro Mausklick.
- Daten. Die meisten Apps übertrugen Informationen, die fürs Spiel nicht erforderlich sind.
Verstöße gegen COPPA
Forscher des International Computer Science Institute Berkeley untersuchten nun rund 5 800 vermeintlich familiengerechte Apps aus Googles Playstore USA. Ihre Messlatte ist das US-amerikanische Gesetz zum Schutz der Privatsphäre von Kindern im Internet, englisch COPPA (Children‘s Online Privacy Protection Act). Es regelt den Umgang mit persönlichen Daten von Kindern unter 13 Jahren und gilt bereits seit dem Jahr 2000. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im April 2018 (Guardian-Bericht mit Link auf die Ergebnisse).
Unrechtmäßig. Mehr als 3 300 von 5 855 geprüften Apps sammeln unrechtmäßig Daten von Minderjährigen.
Standort- und Kontaktdaten. Fast 300 dieser Apps sendeten unerlaubt Standort- oder Kontaktdaten ihrer – eben auch minderjährigen – Nutzer.
Targeting. Mehr als 1 100 Apps übermittelten eindeutige Kennungen ins Internet, die etwa „targeting“ für individuell angepasste Werbung ermöglichen.
Unverschlüsselt. Mehr als 2 300 Apps sendeten persönliche Daten ohne angemessene Sicherheitsvorkehrungen, wie verschlüsselte Übertragung.
Grünes Licht für die Maus
Ein etwas besseres Bild der Spielebranche zeichnet die im Januar 2018 von jugendschutz.net erstmals veröffentlichte Übersicht besonders beliebter Apps mit Spielen und Unterhaltungsangeboten für Kinder (unter www.app-geprüft.net). Die Ampelfarben rot, gelb und grün zeigen, wie die jeweilige App in den Punkten Kinderschutz, Werbung, In-App-Käufe, Datenschutz und Verbraucherinformation abschneidet. Immerhin fünf Spiele-Apps für Android sowie für iOS, beispielsweise „Die Maus“, bekommen für „Datenschutz“ grünes Ampellicht. Details erfahren Interessenten auf den Seiten von jugendschutznet.net unter „Zur Bewertung“.
Spielebewertungen regelmäßig aktualisiert
Kurz nach dem Start der Seite app-geprüft.net, fanden sich vertiefte Informationen für 24 Android-Apps sowie für 27 iOS-Apps. Die Auswahl aktualisert jugendschutz.net regelmäßig entsprechend der Beliebtheit von Spielen. Ende April 2018 waren es 25 aus Googles Playstore und 28 aus Apples App-Store. Das Konzept: Bei ungefähr gleichbleibender Anzahl vorgestellter Apps verdrängen öfter heruntergeladene Spiele weniger beliebte Apps. Das Testdesign und auch die Prüfungen zum Datenschutz basieren auf der gemeinsamen Untersuchung von test und jugendschutz.net in test 7/2017. Gefördert wird das Informationsangebot für Eltern und Pädagogen vom Bundesfamilienministerium und dem Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Die Website kann problemlos auch von mobilen Endgeräten aufgerufen werden.
Newsletter: Bleiben Sie auf dem Laufenden
Mit den Newslettern der Stiftung Warentest haben Sie die neuesten Nachrichten für Verbraucher immer im Blick. Sie haben die Möglichkeit, Newsletter aus verschiedenen Themengebieten auszuwählen.
-
- WhatsApp-Nutzer sollen neue Datenschutzregeln akzeptieren. Ein nach Nutzerprotesten verkündeter Aufschub gilt nur bis 15. Mai. Was die geplanten Änderungen bedeuten –...
-
- Schattig, schief und langweilig: So sieht manches Smartphone-Foto aus. Bildbearbeitungs-Apps helfen. Eine ist im Test deutlich besser als die ab Werk vorinstallierten.
-
- Kinder lieben sie, doch kindgerecht sind Handyspiele selten. Das liegt auch an Mitspielern, die Naziparolen und Pornografie ins Spiel bringen. Die Multimedia-Experten...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.