
Gerade begehrt. Die Nachfrage nach Sonnenblumenöl ist gestiegen. © Shutterstock
Sonnenblumenöl könnte in Folge des Ukraine-Kriegs knapp werden. Wir sagen, wie Sie das Speiseöl beim Backen und Braten ersetzen können.
Wegen Hamsterkäufen drohen leere Regale
Speiseöl ist das neue Klopapier: Hamsterten die Deutschen zu Beginn der Corona-Pandemie vor allem Toilettenpapier, greifen viele Menschen laut Medienberichten nun verstärkt zu Sonnenblumen- und auch Rapsöl. Discounter und Supermärkte reagieren: Um leere Regale zu vermeiden, beschränken sie die Zahl an Ölflaschen, die Kundinnen und Kunden kaufen dürfen.
Russland und die Ukraine sind wichtige Ölsaat-Lieferanten
Grund für die gestiegene Nachfrage ist der Krieg in der Ukraine und die Sorge vor Lieferengpässen und Preiserhöhungen. Deutschland importiert 94 Prozent des Sonnenblumenöls, das bei uns verbraucht wird. Und sowohl die Ukraine als auch Russland gehören zu den wichtigsten Exporteuren des Öls. Zudem liefern sie andere Ölsaaten wie Raps, Lein und Soja.
Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland rechnet in den kommenden Wochen und Monaten mit Einschränkungen der Warenströme von Sonnenblume, Lein und Soja aus der Kriegsregion. Sollte es kurzfristig zu Engpässen bei einzelnen Rohstoffen kommen, seien diese nur sehr schwer zu ersetzen, so der Verband. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft versichert aber: „Die Versorgung in Deutschland mit Lebensmitteln ist sichergestellt.“
Mit anderen Pflanzenölen braten
Geschmacksneutrales raffiniertes Sonnenblumenöl und Rapsöl sind besonders vielseitig einsetzbar. Sollten sie doch mal knapp werden, gibt es viele Alternativen. In der kalten Küche und zum schonenden Anbraten von herzhaften Speisen lassen sie sich gut durch Olivenöl ersetzen.
„Zum scharfen Anbraten können Verbraucherinnen und Verbraucher auf Pflanzenöl ausweichen, das aus verschiedenen raffinierten Ölen gemischt ist“, rät Jochen Wettach, Projektleiter für Speiseöl-Tests bei der Stiftung Warentest. Er rechnet damit, dass solche Mischungen künftig höhere Marktanteile erreichen könnten.
Tipp: Was kalt gepresstes, natives und raffiniertes Öl unterscheidet und welche Pflanzenöle gesundheitlich vorteilhaft sind, verraten wir in unserem FAQ Speiseöl.
Weitere sortenreine Öle nutzen
Einige besondere Pflanzenöle wie Walnuss- oder Leinöl sollten nicht erhitzt werden, sie passen eher zu Salat oder in Dips. Diese Pflanzenöle eignen sich aber auch für die warme Küche:
- Olivenöl. Die Menschen in Mittelmeerländern dünsten, backen, braten, frittieren und verfeinern alles Mögliche mit Olivenöl. Es lässt sich gut erhitzen. Die Temperatur sollte – wie bei anderen Ölen und Fetten auch – aber nicht heißer als 175 Grad Celsius betragen, weil sich sonst kritische Stoffe bilden können. Es gibt auch spezielle Brat-Olivenöle, die besonders hitzestabil sind. Welche Öle der Güteklasse nativ extra gut abschneiden, steht in unserem Olivenöl-Test.
- Kokosöl. Für alle, die gern asiatisch kochen, kommt Kokosöl infrage. Es eignet sich zum Kochen und Backen – vor allem aber zum Braten. Sein hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren ist gesundheitlich nicht vorteilhaft, sorgt aber dafür, dass es sich sehr hoch erhitzen lässt, was zum Beispiel Hähnchen und Tofu in der Pfanne sehr knusprig macht. Bei unserem Kokosöl-Test fanden wir Schadstoffe und geschmackliche Unterschiede.
- Sesamöl. Es ist ein idealer Begleiter für asiatische Gerichte. Sesamöl aus ungerösteter Saat ist gut erhitzbar und eignet sich daher zum Anbraten, zum Beispiel von Fischgerichten oder zum Dünsten von Gemüse im Wok. In unserem Test von Sesam-Produkten auf Schadstoffrückstände schnitten die einbezogenen Sesamöle sehr gut ab.
Mit Margarine und Butter backen
Hobbybäcker sollten statt Rezepten mit Öl solche mit Butter oder Margarine wählen.
- Butter. Sie ist in den vergangenen Jahren zwar teurer geworden, manche schwören aber auf sie beim Backen. Vor allem mildgesäuerte und Süßrahmbutter schmecken in Kuchen und Keksen. 100 Gramm Butter entsprechen rund 80 Gramm Öl und 20 Gramm Flüssigkeit wie Milch oder Haferdrink. Es spricht auch nichts dagegen, mit Butter zu dünsten. Zum Braten bei hohen Temperaturen ist sie allerdings ungeeignet, weil einige ihrer Bestandteile wie Milchzucker und Eiweiß verbrennen.
- Butterschmalz. Wer Buttergeschmack zum Gebratenen haben möchte, kann zu Butterschmalz greifen: Weil das Wasser entzogen wurde, lässt es sich – anders als Butter – gut zum Braten verwenden.
- Streichfette mit Butter und Rapsöl. Sie eignen sich in der Regel gut zum Backen, manche sind nach Angaben auf dem Etikett auch zum Braten geeignet. Im Test dieser Alternativen zu Butter stellten wir aber fest: Sie können beim Braten spritzen.
- Margarine. Mit Vollfettmargarine kann man backen und braten. Sie lässt sich so hoch erhitzen wie das Öl, aus dem sie besteht. Der Margarine-Test bestätigt, dass Braten mit allen geprüften Produkten gut bis sehr gut gelingt. Mancher Fettexperte hält Margarine im Vergleich zu Öl sogar für das bessere Bratfett. Ihr Wasseranteil von nahezu 20 Prozent leitet die Wärme besonders schonend an das Bratgut weiter. Doch Achtung, Halbfettmargarinen eignen sich nicht zum Brutzeln.
Tipp: Wie Margarine und Butter am besten gelagert wird und welche von beiden gesünder ist, beantworten wir in unserem FAQ Butter, Margarine und Co.
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Wir braten und frittieren mit Pflanzenfett, das man als 1kg-Block kaufen kann.