
Jessica Westman von der schwedischen Universität Karlstad beobachtete Schüler auf ihrem Schulweg. Die Psychologin erforscht, wie sich Transportmittel und Aktivitäten unterwegs auf Wohlbefinden und Leistungen im Unterricht auswirken. © Linda Fridberg
Jeden Morgen stolpern vor Deutschlands Schulen müde Kinder aus zahllosen Elterntaxis. Einen Gefallen tun Mama und Papa ihrem Nachwuchs damit nicht, sagt die Psychologin Jessica Westman.
So oft wie möglich zu Fuß
Mit welchem Verkehrsmittel sollten Schüler zur Schule kommen?
Ich empfehle Kindern dringend, so oft wie möglich zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. Das ermöglicht ihnen, sich körperlich zu betätigen, soziale Kontakte zu pflegen und die eigene Umgebung zu erkunden. Autofahrten verhindern dies und schaden zudem der Umwelt. Eine gute Alternative ist der Schulbus.
Welche positiven Effekte beobachten Sie an Schülern, die ohne Elternaufsicht zur Schule kommen?
Kinder, die selbst aktiv zur Schule fuhren oder liefen, fühlten sich dort wacher und aufmerksamer als Kinder, die im Auto kamen. Dieser Unterschied war besonders unter Mädchen spürbar. Sie waren den ganzen Schultag über munterer.
Bewegung befördert die Konzentration
Wie erklären Sie sich das?
Wenn Kinder unabhängig von den Eltern zur Schule kommen, knüpfen sie unterwegs soziale Kontakte mit Gleichaltrigen. Das macht sie glücklicher und weniger gestresst. Außerdem erzielten diese Kinder in der Schule bessere Leistungen in kognitiven Tests. Die Forschung zeigt, dass es einen starken Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Konzentration gibt. Wenn Kinder sich auf dem Schulweg aktiv bewegen, fällt es ihnen hinterher leichter, sich auf die Schulaufgaben zu fokussieren. Offenbar hat es also viele positive Auswirkungen auf die Psyche, den Körper und geistige Fähigkeiten, wenn Kinder ohne Eltern zur Schule gelangen.
Was erleben Kinder auf dem Schulweg?
Kinder erkunden ihre Umgebung, entwickeln räumliche Fähigkeiten, wenn sie sich allein zurechtfinden müssen. Sie bewegen sich, treffen unterwegs Freunde und fühlen sich unabhängig.
Was geschieht mit Kindern, wenn sie im Elterntaxi zur Schule gefahren werden?
Das Elterntaxi enthält den Kindern die Möglichkeit vor, sich körperlich zu betätigen und Kontakte mit Freunden und Gleichaltrigen zu pflegen. Im Auto sitzen die Kinder passiv, hören Musik, ruhen sich aus oder schauen aus dem Fenster. Das macht sie müde. Natürlich ist das Auto oft schneller und bequemer. Aber das wiegt nicht die Vorteile aktiver und unabhängiger Schulwege auf.
Gemeinsam gehen
Lernen diese Kinder das richtige Verhalten im Straßenverkehr?
Sie lernen es nicht so gut, wie wenn sie zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Wenn Kinder häufig mit Straßenverkehr konfrontiert sind, lernen sie schnell, sich richtig darin zu verhalten. Wenn Eltern meinen, ihr Kind sei zu jung oder zu unerfahren, um den Schulweg allein zu meistern, dann sollten sie diesen Weg so oft es geht gemeinsam mit dem Kind gehen.
Was empfehlen Sie Eltern, die ihr Kind zur Schule fahren müssen?
Nutzen Sie bewusst die Zeit der gemeinsamen Autofahrt. Seien Sie zusammen aktiv, sodass sich das Kind bei der Ankunft in der Schule wach und aufmerksam fühlt. Spielen Sie beispielsweise ein Spiel oder singen sie im Auto. Machen Sie aus der Fahrt eine nette und gesellige Zeit. Und wenn möglich, sollten Sie das Auto nicht direkt vor der Schule parken. Dann können Sie das letzte Stück zusammen laufen.
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- Wie viele Hausaufgaben sind erlaubt? Darf die Schule Handys einkassieren? Droht Schulschwänzern ein Bußgeld? test.de gibt Antworten auf typische Fragen zum Schulrecht.
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- Schüler, deren Angehörige an einer Vorerkrankung leiden, die das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf erhöht, sind nicht automatisch vom Präsenzunterricht...
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- Die Stiftung Warentest hat Schulbedarf auf Schadstoffe geprüft: Textmarker, Tintenroller, Tinten. Viele sind stark belastet, wir fanden aber auch empfehlenswerte.
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Danke für den informativen Beitrag.
Er hat uns geholfen. Die Motorik zu fördern ist sehr wichtig und darf niemals unterschätzt werden. Es gibt viele Varianten, die Kinder hier zu unterstützen.
Mit den geeigneten Spielzeugen und Fördermaßnahmen kann man gezielt auf die "Problembereichen" des Kindes eingehen und so eine Förderung aktiv eingehen. Ein sehr toller Beitrag, der passt, haben wir auch hier gefunden
https://www.liebeserklaerung-an-mein-kind.de/motorische-entwicklung-tabelle/
Liebe Grüße, Laura und Sean
@Pat83: Nicht alle Kinder entwickeln sich im gleichen Tempo. In allen Bundesländern gibt es deshalb die Einschulungsuntersuchung. Durch diese Untersuchung soll vor allem festgestellt werden, ob ein Kind in irgendeinem Bereich besondere Förderung und Unterstützung benötigt. Ziel ist es, jedem Kind die schulischen Bedingungen zu ermöglichen, die es braucht, um erfolgreich lernen zu können. Auch die Frage, ob für das Kind eine Rückstellung die beste Lösung sein könnte, wird dabei geklärt. Warten Sie aber nicht bis zur Einschulungsuntersuchung. Sie sollten schon jetzt unbedingt die von den Krankenkassen empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen in der Kinderarztpraxis wahrnehmen, damit die Entwicklung beobachtet und Förderbedarf schon frühzeitig erkannt werden kann. Wie gesagt, nicht alle Kinder entwickeln sich im gleichen Tempo. Kinderärztinnen und -ärzte haben große Erfahrung in der Frage, ob eine altersgemäße Entwicklung vorliegt und welche Unterstützung für das Kind ggf. nötig ist. (PH)
Hallo ich Mama von 2 Kindern (8 J. & 3 J.), ich habe am 22. August 2015 einen Sohn geboren. Der ist zu Früh auf die Welt geholt worden aus Gesundheitlichen Gründen. Sein eigendlicher Geburtstermin war 31. Oktober. Bis jetzt( jetzt 3 Jahre alt) hat er noch nicht das aufgeholt, was die anderen Kinder schon können( Sprache, Motorik). Ein Narkosearzt ( im Juni 2018) hat ihn von der Entwicklung auf fast 2 Jahre geschätzt ( von seiner Anatomie, vom Verhalten und was er kann). Mein Kind konnte sich nicht drehen mit 9 Monaten, er konnte nicht sitzen, noch keinen Brei essen, er hat erst mit 20 Monaten nach Physiotherpie sitzen und laufen gelernt. Ich bin jetzt am Überlegen wann mein Kind dann eingeschult. Da er ja dann ein Muss Kind ist. Hat jemand auch ein Frühchen das eingeschult wurde oder muss? Würde mich freuen, wenn jemand mir antworten würde.
Zitat: "Die Eltern haben zumeist keinen Einfluss darauf, welcher Lehrer ihr Kind unterrichtet."
Das ist an staatlichen Schulen korrekt. Aber wenn man sich diesen - korrekten - Satz einmal auf der Zunge zergehen lässt, sollten sich eigentlich alle Haare sträuben. Bildung in den ersten beiden Lebensjahrzehnten ist zweifelsohne entscheidend wichtig und entscheidend wichtig vor allem für das spätere eigenständige Leben des Kindes. Und gerade in dieser wichtigen Zeit haben Eltern keinen Einfluss darauf, wer ihr Kind unterrichtet?
Das stimmt bei staatlichen Schulen wie gesagt. Aber eigentlich sollte doch allen verantwortungsbewussten Eltern bei diesem Gedanken sich das Nackenhaar sträuben.
@yxcvbn111: In Nordrhein-Westfalen haben alle Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren das Recht und auch die Pflicht, eine Schule zu besuchen. Die Schulpflicht erstreckt sich also auch über die Sekundarstufe II. Hier besteht weiterhin Schulpflicht entweder im Rahmen einer beruflichen Ausbildung (Betrieb und Berufsschule), der gymnasialen Oberstufe oder einer anderen Schule der Sekundarstufe II. Ähnliche Regelungen finden sich auch in den Schulgesetzen anderer Bundesländer.
Das Schulgesetz von Nordrhein-Westfalen verankert in § 34 ausdrücklich auch eine Schulpflicht für minderjährige Flüchtlinge. Nach dem Schulgesetz besteht die Schulpflicht für jedes Kind, somit auch für die Kinder von Asylsuchenden. Diese Pflicht (und das Recht auf Schule) besteht bis zur Erfüllung ihrer Ausreisepflicht. (PH)
https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/Schulrecht/Schulgesetz/Schulgesetz.pdf