
Spare beizeiten, dann hast du in der Not. Aber wie? Das erklären die Geldanlage-Experten der Stiftung Warentest in diesem Special. Eine Tabelle zeigt, was in 10 Jahren aus 10 000 Euro werden kann – je nachdem, wie viel Geld man in Aktien steckt.
Sichere Zinsprodukte bringen kaum Rendite – jedenfalls zu wenig für einen langfristigen Vermögensaufbau. Wer sich damit nicht abfinden will, muss seine Zinsanlagen um riskantere Börseninvestments ergänzen. Die Geldanlage-Spezialisten der Stiftung Warentest zeigen, wie ein sinnvoller Vermögensaufbau aussehen kann, welche Aktieninvestments sich besonders gut eignen und auch sicherheitsorientierte Anleger weiterhin gut schlafen lassen.
Das Wichtigste in Kürze
Unser Rat
Kombianlage. Sie können Ihre Renditeaussichten verbessern, indem Sie Tagesgeld oder Festgeld mit Aktien-ETF, börsennotierten Fonds, mischen. In die ETF sollte nur Geld fließen, das Sie für mindestens zehn Jahre entbehren können.
Aktien-ETF. Für die Kombianlage eignen sich alle von Finanztest untersuchten Aktien-ETF mit dem Siegel „1. Wahl“ aus den Gruppen Aktienfonds Welt und Aktienfonds Europa.
Mit dem Aktienanteil wächst das Risiko

Dreh- und Angelpunkt einer gemischten Anlage bleibt ein möglichst gut verzinstes Tagesgeld- oder Festgeldkonto. In unserem großen Fondsvergleich zeigen wir die derzeit attraktivsten Angebote und sagen, was bei der Auswahl sonst noch zu beachten ist. Mit der Höhe des zusätzlichen Aktienanteils legen Anleger ihr persönliches Risiko fest. Je mehr Aktien die Anlage enthält, desto stärkeren Schwankungen ist das Vermögen ausgesetzt. Im Falle eines Börsencrashs sind hohe Verluste möglich, wie zuletzt zwischen Mitte Februar und Mitte März 2020, als der deutsche Börsenleitindex Dax fast 39 Prozent einbüßte.
Anleger sollten langfristig planen
Anleger mit langem Atem brauchen sich aber nicht zu fürchten. In der Börsenhistorie ging es mit Unterbrechungen immer weiter nach oben. Wenn der Anlagehorizont 20 Jahre oder länger ist, kann auch ein sicherheitsorientierter Anleger getrost Aktien beimischen. Für junge Leute ist das Risiko in Bezug auf ihre Altersvorsorge also kein Problem. Grundsätzlich sollte aber nur soviel Geld in Aktien fließen, wie man langfristig zur Not entbehren kann.
Auch für Vorsichtige geeignet
Dennoch sollten vorsichtige Naturen die Aktienquote nicht zu hoch schrauben. Wer die 25-Prozent-Marke nicht überschreitet, kommt selbst in einem Börsencrash vergleichsweise glimpflich davon. Zum Beispiel hat ein Depot mit einem Aktienanteil von 20 Prozent in der Vergangenheit schlimmstenfalls etwa 9 Prozent eingebüßt. Die Tabelle zeigt, wie sich der Wert einer Anlage nach den Erfahrungen der Vergangenheit entwickeln könnte, wenn 10 bis 30 Prozent Aktien beigemischt sind. Es gibt keine Garantie, dass das auch künftig so bleibt. Aber es ist wahrscheinlich, dass es weiterhin so ähnlich laufen wird.
„Buy and Hold“ oder Pantoffel-Portfolio
Am einfachsten ist es, das Verhältnis von Zins- und Aktienanlagen zu Beginn festzulegen und dann viele Jahre lang gar nichts mehr zu machen – die so genannte Buy-and-Hold-Methode. Dabei kann der Aktienanteil des Vermögens stetig zunehmen und zum Beispiel nach zwanzig Jahren erdrückend hoch sein. Wer das vermeiden will, entscheidet sich besser für ein Pantoffel-Portfolio, in dem der Aktienanteil über die gesamte Laufzeit relativ konstant bleibt. Beide Anlagearten sind empfehlenswert. Anleger nehmen einfach die Variante, die besser zu ihnen passt.
Breit streuen mit Weltaktien-ETF
Egal, für welche Alternative sich Anleger entscheiden: Wichtig ist es, nicht nur auf einzelne Aktien oder Aktienmärkte zu setzen, sondern möglichst weltweit zu streuen. Besonders günstig sind globale Aktien-ETF, Exchange Traded Funds. Alle Welt-ETF, die im Fondstest das Finanztest-Siegel „1. Wahl“ erhalten, eignen sich ideal für eine gemischte Zins-Aktien-Anlage. Daneben kommen auch Aktien-ETF in Frage, die „1. Wahl“ für Europa sind. ETF sind als Sondervermögen vor einer Pleite der Bank oder Fondsgesellschaft geschützt. Sie sind sicher – abgesehen von den unvermeidlichen Wertschwankungen.
Ohne Wertpapierdepot geht es nicht
Wer noch kein Wertpapierdepot hat, muss allerdings eines bei einer Bank oder einem Broker eröffnen, um ETF zu kaufen. Unser Depot-Vergleich zeigt, wo es besonders günstige Depots gibt und was Anleger bei der Auswahl beachten sollten.
Diese Produkte sind keine gute Alternative
- Defensive Mischfonds. Aktiv gemanagte Investmentfonds mit geringen Aktienquoten von bis zu etwa 30 Prozent verfolgen das gleiche Ziel wie das von uns empfohlene Mischkonzept. Sie haben aber höhere Kosten und sind weniger transparent als die Eigenbaulösung, bei der Anleger den Aktienanteil genau ihren Vorstellungen anpassen können. Bleibt das Argument, Mischfonds würden in Börsenkrisen dank cleveren Timings besser abschneiden als eine fixe Mischung. Das ist durch Erfahrungen der Vergangenheit vielfach widerlegt. In ihrem Fonds-Dauertest überprüft die Stiftung Warentest auch Mischfonds mit unterschiedlich hoher Aktienquote. Unter den defensiven Mischfonds ist keiner empfehlenswert.
- Garantiezertifikate. Sie versprechen Anlegern vollständigen oder weitgehenden Kapitalerhalt am Ende der Laufzeit. Im Idealfall können Anleger ein wenig mehr erzielen als mit Tagesgeld oder Festgeld, aber nach Abzug der Kosten kann es auch weniger sein. Garantiezertifikate sind oft intransparent, so dass die genaue Rendite erst klar ist, wenn sie zurückgezahlt werden. Finanztest rät von diesen Produkten ab.
- Expresszertifikate. Sie beziehen sich meist auf einenAktienindex und sind deshalb kein Ersatz für Tagesgeld oder Festgeld. Anleger erhalten zwar eine überdurchschnittliche Verzinsung, gehen aber ein unkalkulierbares Risiko ein. Wegen der eng begrenzten Renditechancen sind die Produkte auch keine Alternative zu Aktien-ETF.
- Robo-Advisors. Auch bei Robo-Advisors, die softwaregestützt Aktien und Zinsprodukte mischen, sollten Anleger auf der Hut sein. Der größte deutsche Anbieter, Scalable Capital, schichtete in der Börsenkrise im März 2020 massiv um und brockte manchen seiner Kunden damit erhebliche Verluste ein. Wer mit ETF selbst mischt und in der Krise gar nichts tat, kam viel besser davon.
Mischen lohnt sich
Mischungen aus Tages- oder Festgeld und Weltaktien-ETF haben sich fast immer gelohnt. Die Tabelle zeigt die Ergebnisse der Vergangenheit über 10 und 20 Jahre.
Für die Berechnung haben wir vom 31. Dezember 1969 bis 31. Oktober 2020 monatlich eine gemischte Anlage starten lassen und für Tages- oder Festgeld nicht die damals höheren Zinsen, sondern 1 Prozent pro Jahr angesetzt.
Der Aktienanteil war am Ende meist viel höher als zu Beginn: In 20 Jahren wuchs er im Extremfall von 20 auf 80 Prozent oder von 30 auf fast 90 Prozent.
Das wäre aus 10 000 Euro bei 10 Jahren Anlagedauer geworden,bei einem ursprünglichen Aktienanteil von ... (Rendite in Prozent pro Jahr) | ||||||
10 % | 20 % | 30 % | ||||
Das wäre aus 10 000 Euro bei 10 Jahren Anlagedauer geworden,bei einem ursprünglichen Aktienanteil von ... (Rendite in Prozent pro Jahr) | ||||||
10 % | 20 % | 30 % | ||||
Mindestens | 10 587 | (0,6) | 10 128 | (0,1) | 9 669 | (−0,3) |
Durchschnitt | 12 419 | (2,2) | 13 792 | (3,3) | 15 165 | (4,3) |
Höchstens | 15 933 | (4,8) | 20 820 | (7,6) | 25 707 | (9,9) |
Das wäre aus 10 000 Euro bei 20 Jahren Anlagedauer geworden,bei einem ursprünglichen Aktienanteil von ... (Rendite in Prozent pro Jahr) | ||||||
10 % | 20 % | 30 % | ||||
Mindestens | 12 632 | (1,2) | 13 062 | (1,3) | 13 492 | (1,5) |
Durchschnitt | 16 719 | (2,6) | 21 236 | (3,8) | 25 753 | (4,8) |
Höchstens | 30 595 | (5,8) | 48 987 | (8,3) | 67 380 | (10,0) |
Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen Zeitraum: 31. Dezember 1969 bis 31. Oktober 2020
Für den Sparanteil im Fest- oder Tagesgeld wurde eine konstante Rendite von 1 Prozent pro Jahr unterstellt. Für den Aktienanteil wurde die Entwicklung des MSCI World Index abzüglich fiktiver Kosten von 0,5 Prozent herangezogen. Im betrachteten Zeitraum haben wir jedes
Monatsende als möglichen Beginn eines vollständigen 10- oder 20-Jahreszeitraums herangezogen.
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