
Trickreich werben Banken für schlecht verzinste Anlagen. Entscheidend ist die jährliche Rendite. Doch die taucht meist nicht auf.
Die Werbung für sicheres Spargeld verspricht viel, hält aber oft wenig. Verwirrende Begriffe gaukeln Kunden tolle Sparerfolge vor. Auf die schlichte Angabe der jährlichen Rendite, mit der Sparer Angebote vergleichen können, verzichten viele Banken und Sparkassen ganz bewusst.
Ein Beispiel für eine großspurige Werbung, die eine kleine Rendite verschleiert, liefert die Postbank. Mit einer „attraktiven Grundverzinsung“ und „Bis zu 100 Prozent Zinsbonus“ könnten Sparer angeblich auch aus kleinen Beträgen „ein großes Vermögen“ machen. Doch das funktioniert nicht. Der Grundzins ist zu niedrig und Boni schlagen kaum zu Buche. Sie steigen nur langsam und beim Postbank Sparplan erst nach 25 Sparjahren auf 100 Prozent an.
Variabel sei der Grundzins und er dürfe nach den „Besonderen Bedingungen“ für Sparpläne höchstens 2,5 Prozentpunkte vom Zwölf-Monats-Euribor abweichen, sagt die Postbank.
Der Euribor gilt für Termingeschäfte in Euro und wird von Banken für den Handel untereinander angewendet. Er beträgt zur- zeit rund 1,6 Prozent. Die Postbank hat den Grundzins bei ihrem Angebot an die Sparer auf 0,25 Prozent festgelegt. Was daran attraktiv sein soll, bleibt ihr Geheimnis.
Einen Rechtsanspruch auf mehr Zinsen haben Kunden erst, wenn der Zwölf-Monats-Euribor auf über 2,75 Prozent steigt.
Nachgerechnet erhält ein Sparer, der bei der Postbank 100 Euro pro Monat einzahlt, trotz Zinsbonus zurzeit nur eine klägliche Rendite, die von 0,25 Prozent im ersten Jahr auf 1,95 Prozent im zehnten Jahr steigt.
Schöngerechnet
„Null Risiko, gute Verzinsung“ wirbt die norisbank für ihr vierjähriges Festgeld. 2 Prozent Zins soll es pro Jahr geben. Mit dem „persönlichen Termingeldrechner“ der Bank nachgerechnet, ergeben 10 000 Euro in vier Jahren eine Zinsgutschrift von 800 Euro. Was auf den ersten Blick wie 2 Prozent aussieht, ist tatsächlich nur eine jährliche Rendite von 1,94 Prozent. Denn die norisbank zahlt keinen Zinseszins, was Sparer nicht mal im Kleingedruckten erfahren.
Würde die norisbank Jahr für Jahr die anfallenden Zinsen gutschreiben und sie im jeweils nächsten Jahr mitverzinsen, erhielten Sparer am Ende der vierjährigen Laufzeit rund 24 Euro mehr, also rund 10 824 Euro.
Magerer Rückfallzins
Ähnlich verfährt auch die Wüstenrot Bank bei ihrem „Top Termingeld Flex“, das bis zu 1,88 Prozent Zinsen pro Jahr bei einer vierjährigen Laufzeit bringen soll. Da auch hier die jährlich erwirtschafteten Zinsen nicht mitverzinst werden, sinkt die Rendite auf 1,83 Prozent im Jahr. Die in der Werbung herausgestellte Flexibilität erweist sich als absoluter Renditekiller. Hebt ein Sparer zum Beispiel nach drei Jahren Geld ab, wird dieses mit einem sogenannten „Rückfallzins“ von nur 0,6 Prozent pro Jahr verzinst. Jedes Tagesgeld bietet da mehr.
Trick Wertzuwachs
Auch PSD Banken und Sparda-Banken tricksen bei der Angabe der tatsächlichen Ertragshöhe. Sie sprechen von Wertzuwachs.
Die PSD Bank Rhein-Ruhr etwa wirbt mit „bis zu 4,75 Prozent im 6. Laufzeitjahr“ für ihr Wachstumssparen. Das Angebot gilt nur für Onlinekunden, die mindestens 50 000 Euro anlegen. Für die soll es dann ähnlich wie beim Bundesschatzbrief jährlich steigende Zinsen geben. Doch bei der PSD Bank taucht das Wort Rendite gar nicht auf. Nur Kenner wissen, dass sich hinter dem angegebenen „Durchschnitt“ von 2,9 Prozent eine vergleichbare Angabe verbirgt. Der mit 3,11 Prozent angegebene „Wertzuwachs“ täuscht mehr Ertrag vor, als es tatsächlich gibt. Beim Wertzuwachs wird die Summe der Zinserträge für mehrere Jahre einfach durch die Anzahl der Jahre geteilt und als Prozentsatz angegeben.
So macht es auch die Sparda-Bank Nürnberg. Für ihre fünfjährige Einmalanlage „Sparda Dynamic“ mit jährlich steigenden Zinsen kommt sie auf einem Wertzuwachs von 2,15 Prozent. Auch hier fehlt das Wort Rendite. Sie beträgt 2,07 Prozent und wird als Durchschnittsverzinsung bezeichnet.
Noch verwirrender sind die Aussagen der PSD Banken in Köln und in Braunschweig. Sie geben keinen Durchschnittszins an, sondern arbeiten mit Ertragsbegriffen wie Wert- oder Kapitalzuwachs pro Jahr.
Reinfallen müssen Sparer auf solche Aussagen nicht. Bei Einmalanlagen mit jährlich steigenden Zinsen können sie die Zinssätze – nicht die Zinserträge – einfach addieren und durch die Anzahl der Jahre teilen. Dann wissen sie, welche Rendite die Anlage in etwa abwirft.