
Leibspeise. Die langen dünnen Nudeln lassen sich herrlich einsaugen. © StockFood / fstop
Die besten Spaghetti im Test kommen nicht von Marken wie Buitoni oder Jamie Oliver, sondern von Kaufland – und in der Vollkornvariante von Dennree.
Testergebnisse für 25 Spaghetti 09/2015
Selbstverständlich war es ein Italiener. Vor gut hundert Jahren erfand Fereol Sandragne die erste komplette Nudelproduktionsanlage. Die Zeit des Handwerks, in der Teig mit Füßen gestampft wurde, ging zu Ende. Sandragne brachte die industrielle Herstellung der Hartweizennudel ins Rollen. Italienische Pasta wurde zur Massenware und zum Exportschlager.
Heute werden Nudeln hoch standardisiert hergestellt. Der Teig aus Hartweizengrieß und Wasser wird von Teigmischern bearbeitet. Später wird er unter hohem Druck durch Formen gepresst, die Matrizen. Die Nudeln hängen nicht mehr im Freien, so wie früher, sondern in speziellen Trocknern, die die Temperatur optimal steuern können, Industrielle Herstellung.
Spago heißt Bindfaden

Sehr unterschiedlich lang. Das traf etwa auf die Spaghetti von Jamie Oliver zu. © Stiftung Warentest

Das gilt auch für Spaghetti, der Deutschen Lieblingsnudel. Sie sind quer durch alle Altersgruppen die mit Abstand beliebteste Nudelform. Ihr Name geht auf das italienische Wort Spago für Bindfaden zurück.
Für Fans gibt es viele empfehlenswerte Spaghetti. Wir haben 25 geprüft: vor allem klassische aus Hartweizen sowie einige aus Vollkorn und ohne Gluten. Am Ende heißt es zehnmal: gut. Die meisten anderen schneiden befriedigend ab. Die von Strauss Innovation sind nur ausreichend.
Vorgaben wie ein maximaler Wassergehalt von 13 Prozent und höchstens 1 Prozent Salz halten alle Testkandidaten ein. Die Regeln stehen in den Leitsätzen für Teigwaren.
Die beiden Sieger
Nicht fade im Geschmack, nicht trocken, nicht klebrig, möglichst frei von Schadstoffen – so sollten Spaghetti sein. Wir ließen sie von geschulten Prüfpersonen verkosten: auf Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl. Die Nudeln wurden al dente gekocht – also nicht ganz weich, sondern mit sehr leichtem Biss – und pur verspeist.
Zwei Produkte fielen den Kennern besonders auf: Mondo Italiano von Netto Marken-Discount und die Bio-Vollkornspaghetti der Marke Dennree. Beide schneiden sensorisch sehr gut ab. Die Mondo Italiano glänzen sehr, riechen aromatisch, deutlich nach Grieß und Kleie – jenem Teil, der beim Schälen des vollen Korns übrig blieb, Spaghetti, Linguine & Co: Eine kleine Warenkunde. Sie fühlen sich im Mund sehr glatt an. Testsieger bei den hellen Nudeln sind sie aber nicht geworden. Das liegt an ihrer befriedigenden Schadstoffnote wegen eines leicht erhöhten Gehalts eines Schimmelpilzgifts.
Den ersten Platz nehmen die K-Classic-Spaghetti von Kaufland ein. Sie schneiden in allen Prüfpunkten gut und sehr gut ab – auch bei Schadstoffen. Sie sind sehr bissfest und erinnern im Geschmack an Vollkorn. Hergestellt wurden sie in Italien. Am Ende sind sie es, die neben Dennree zum Spaghetti-Sieger-Duo gehören.
Warum Vollkornnudeln gesund sind
Die Dennree-Vollkornnudeln schmecken kräftig nach Kleie. Sie sehen deutlich dunkler aus als die klassischen Hartweizen-Spaghetti, fühlen sich im Mund rauer und körniger an, schmecken aromatisch, leicht süßlich und leicht nussig. Für viele ist der Kleie-Geschmack von Vollkornnudeln gewöhnungsbedürftig. Gesund sind die dunklen allemal. Sie haben in etwa genauso viele Kalorien wie die hellen Spaghetti – um die 350 Kalorien je 100 Gramm –, aber oft mehr als doppelt so viele Ballaststoffe, zudem mehr Mineralstoffe.
Spaghetti von Barilla auf Platz zwei
Unter den bekannten italienischen Markenherstellern schafft es nur Barilla auf einen der vorderen Plätze: aber nur bei den klassischen hellen Spaghetti. Das Familienunternehmen aus Parma steigert jährlich seinen Umsatz im deutschen Handel. Seine Spaghetti N.5 glänzen und schmecken leicht nach Grieß, wie viele andere auch. Das Besondere: Sie schmecken deutlich nach Kleie und fühlen sich sehr glatt an.
Was an Spaghetti falsch sein kann

Luftblasen. Wir fanden sie vor allem bei den Spaghetti von Riesa Nudeln. © Stiftung Warentest
Die meisten Spaghetti im Test sind Durchschnittsware mit Fehlern. Trotz standardisierter Produktion laufen nicht alle einwandfrei vom Band. Bei fast der Hälfte aller rohen Nudeln fanden die Prüfer Luftblasen, ungleich lange oder gebrochene Stücke. Solche Mängel entstehen etwa, wenn sich Grieß und Wasser beim Mischen ungenügend verbinden, oder die Nudeln nicht langsam von innen nach außen trocknen.
Nudeln spenden viel Energie
Spaghetti liefern viele komplexe Kohlenhydrate und versorgen den Körper lange mit Energie – ideal für Ausdauersportler. Eine 100-Gramm-Portion deckt für 10- bis 12-Jährige und auch für Erwachsene etwa zwei Drittel der Kalorien einer Hauptmahlzeit ab – obendrauf bleibt da noch Platz für eine großzügige Portion Bolognese, Rezept des Monats: Bolognese mit Roter Beete.
Nudeln plus Soße – als ganze Mahlzeit mögen das vor allem wir Deutsche. In Italien wird Pasta häufig als erster Gang serviert, dem Fleisch und Co. folgen, oder als Beilage. Italiener verspeisen pro Kopf und Jahr etwa das Dreifache an Pasta wie Deutsche. Spaghetti wickeln sie nicht mithilfe eines Löffels auf die Gabel, sondern drehen sie direkt am Tellerrand ein.
Die einen fade, die anderen hart
Die meisten guten Spaghetti kommen laut Angaben auf der Verpackung aus Italien. Manch bekannten Markenhersteller suchen Pastaliebhaber unter den Siegern vergebens. Die Buitoni-Spaghetti schmecken zum Beispiel etwas fade. Die Spaghetti des britischen Starkochs Jamie Oliver sind sehr ungleichmäßig lang und teilweise gebrochen. Und doch könnten sie für manchen interessant sein: Ihre raue Oberfläche soll besonders viel Soße aufnehmen können.
In der Tabelle ganz hinten zu finden: die Schlemmerliebling-Nudeln von Riesa. Sie haben Risse, sehr viele Luftblasen, sind sehr klebrig. Ebenso fielen die Spaghetti der Kette Strauss Innovation negativ auf, unter anderem weil sie auch nach längerem Kochen hart bleiben.
Für alle, die das Klebereiweiß des Weizens nicht vertragen, kommen glutenfreie Spaghetti infrage. Im Test gab es zwei auf Basis von Maismehl von Lidl und Seitz. Da sie ohne Gluten auskommen müssen, war ihr Biss im Vergleich leicht trocken und körnig.
Schimmelpilzgift und Mineralöle
Die meisten Spaghetti sind nicht frei von Schadstoffen. Gesundheitlich bedenklich war kein Produkt. In fast jedem fanden wir das Schimmelpilzgift Deoxynivalenol (DON), am meisten bei den 3 Glocken-Spaghetti. Die Menge lag aber deutlich unter dem gesetzlichen Höchstgehalt. Der Pilz befällt Weizen vorzugsweise bei feuchter Witterung und kann dann Gift bilden.
Potenziell krebserregende aromatische Mineralöle (MOAH) fanden wir nicht. In 16 der 25 Produkte wiesen wir aber sehr geringe bis deutliche Gehalte an nichtaromatischen Mineralölen nach, kurz MOSH. Am stärksten belastet waren die Bernbacher-Spaghetti. Quelle könnte Weißöl sein, ein technischer Hilfsstoff für Maschinen. Diese Verunreinigung können Hersteller vermeiden. Einige Produkte kosten die Schadstofffunde eine bessere Note.
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@pit61: Vielen Dank für Ihren Hinweis und die positive Einschätzung zu unserer Arbeit. Es freut uns sehr, dass Ihnen unser Test gefällt und wir Ihnen durch unsere Informationen beim Einkaufen helfen konnten. Solches Lob ist uns Ansporn, auch in Zukunft informative und spannende Tests zu veröffentlichen. (cr)
Kaufland hat für die Nudeln der Classic Serie einen neuen Hersteller. Die Nudeln kommen jetzt aus Deutschland von der Erfurter Teigwaren GmbH.
Mit den in Italien hergestellten Nudeln war ich sehr zufrieden. Danke an Stiftung Warentest.
Als Halbitaliener tut der "Spaghetti kochen - ohne Öl? ...kalt abbrausen?" Kommentar richtig weh. KEIN Italiener macht Öl ins Wasser und auch Butter macht kaum einer rein, das braucht man einfach nicht, außer man hat keine richtige Soße.. Und auch das abbrausen ist definitiv ein deutsches Ding, da kommt ein bisschen Soße in die Nudeln und gut ist. Dazu ein bisschen Nudelwasser aber den Trick kennt wohl jeder der öfters Nudeln kocht. Aber Öl bzw Butter in die Nudeln.. Nein, einfach nur nein. Gute Nudeln sind angeraut um besser die Soße aufzunehmen, wenn man die erst in Öl schwenkt sorgt man nur dafür, dass die Soße nicht mehr haftet..
PS: "Sind sie als Beilage zum Beispiel zu Fleisch gedacht: Kalt abbrausen und vor dem Servieren eventuell in Butter schwenken." Kalt abbrausen nein, Butter ja, wenn es dazu keine Soße gibt. Kurz mit etwas Nudelwasser und Butter im Topf schwenken, dann bekommt man auch nur mit Butter eine cremige Soße statt einen ekligen Butterfleck auf dem Teller!
Kommentar vom Autor gelöscht.
Die Kommentare hier sind alles in allem höchst amüsant. Öl im Nudelwasser sei italienisch? Ich bin Italiener, niemand den ich kenne in Italien macht Öl ins Wasser. Die Garzeiten bei italienischen Nudeln stimmen meist, was in in Deutschland als al dente gilt, sind für uns Italiener verkochte Nudeln....
Das Ranking allerdings ist auch höchst interessant. De Cecco Nudeln weit abgeschlagen aber Barilla vorne? Selbst sensorisch? Altroconsumo, die italienische Stiftung Warentest hat De Cecco als beste industrielle Pasta ausgezeichnet! Und das mit Recht! Wem Barilla besser als de Cecco schmeckt sollte dringend was für seine Geschmachsnerven tun....