
Freude am Job. Bildredakteur Detlev Davids hat im Februar seinen 67. Geburtstag gefeiert. Er will erst später in Rente gehen. Er arbeitet noch – und das gern. © Max Lautenschlaeger
Später in den Ruhestand gehen – das kann sich lohnen. Am lukrativsten ist die Kombination aus regulärer Rente und Job. Die Stiftung Warentest zeigt, wie es geht.
Mit fast 66 Jahren – in diesem Alter gehen Menschen, die 1957 geboren wurden, jetzt regulär in die gesetzliche Rente; genau gesagt: mit 65 Jahren und 11 Monaten.
Später in Rente gehen bringt auch Vorteile
Doch „mit 66 Jahren ist noch lang noch nicht Schluss“, so besang Schlagerstar Udo Jürgens das Rentnerdasein. Das Leben ist auch als Rentner schön, lautete seine Botschaft: Motorrad fahren, Gitarre spielen, Reisen – „mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran“, jauchzte Jürgens. Für Detlev Davids hat dieses „Lang-noch-nicht-Schluss“ auch eine zweite Bedeutung: Er ist bereits seit mehr als einem Jahr Rentner, und er hat immer noch Freude an seiner Arbeit.
Davids ist Fotoredakteur bei der Stiftung Warentest. Bildideen gemeinsam mit Fotografen und Redaktionskolleginnen umsetzen, schöne Orte für Fotoshootings finden, die besten Fotos aussuchen, Themen richtig ins Bild setzen, das sind Schwerpunkte seiner Arbeit. „Ich hab‘ wirklich Spaß an meinem Job“, sagt er, „will nicht nur zu Hause hocken.“ Davids ist einer von sehr vielen: 1,3 Millionen Menschen im Rentenalter sind erwerbstätig, so das Statistische Bundesamt.
Drei Varianten für Arbeit und Rente
Menschen im Rentenalter haben drei Möglichkeiten zum Arbeiten:
- Regelaltersrente und Job kombinieren, also volle Rente plus Gehalt bekommen.
- Die Regelaltersrente vorerst nicht beantragen und weiterhin vom Gehalt leben.
- Vorzeitig in Altersrente gehen und zugleich weiterarbeiten.
Am besten: Volle Rente plus Gehalt...
Am höchsten ist das monatliche Gesamteinkommen bei der ersten Möglichkeit. Wer die Regelaltersrente bezieht, darf unbegrenzt hinzuverdienen, die Rente wird nicht gekürzt.
Für diesen Weg hat sich der 1955 geborene Detlev Davids entschieden. Er durfte mit 65 Jahren und 9 Monaten in Regelaltersrente gehen. Ihr Beginn ist abhängig vom Geburtsdatum. Die Altersgrenze dafür steigt stufenweise an bis zum Jahrgang 1964. Alle, die dann oder später geboren wurden, können sich regulär erst mit 67 in den Ruhestand verabschieden.
... und weiter Rentenbeiträge zahlen
Diese Art des Ruhestands – also volle Rente plus Gehalt – gibt es in zwei Varianten. Die erste: keine Rentenbeiträge mehr einzahlen. Dadurch erhöht sich das Nettogehalt um die 9,3 Prozent, die sonst als Arbeitnehmerbeitrag in die Rentenkasse fließen. Hier gibt es also sofort mehr Netto vom Brutto. Bei einem Jahresgehalt von 50 000 Euro sind das zum Beispiel monatlich rund 390 Euro, also 4 650 Euro im Jahr.
Lukrativer ist die zweite Variante: Die 9,3 Prozent vom Bruttogehalt weiterhin in die Rentenversicherung einzahlen und so eine höhere Rente bekommen. Unser Beispielrentner zahlt dann die 4 650 Euro im Jahr in die Rentenkasse ein. Um diesen Betrag verringert sich das Nettogehalt. Gleichzeitig schafft er in dem Jahr einen zusätzlichen Rentenanspruch von monatlich etwa 44 Euro. Schon nach knapp neun Jahren hat er diese Investition wieder heraus.
Rente verschieben lohnt kaum
Schiebt der Arbeitnehmer hingegen seinen Rentenbeginn auf, sieht die Rechnung schlechter aus. Zwar erhöht sich für jeden Monat, den er freiwillig später in Rente geht, die Rentenzahlung um 0,5 Prozent. Wer also die Rente zwölf Monate später als regulär beginnt, erhält einen Rentenzuschlag von 6 Prozent. Doch das lohnt sich nur für Menschen, die sehr alt werden.
Geht unser Beispielrentner mit einem Jahreseinkommen von 50 000 Euro jetzt in Rente, kann er mit einer Monatsrente von rund 1 640 Euro rechnen. Schiebt er den Rentenbeginn um ein Jahr auf, erhöht sich die Zahlung um 6 Prozent auf 1 738 Euro. Er hat in dem einen Jahr also auf fast 20 000 Euro Rente verzichtet, um im Anschluss 98 Euro mehr Rente zu bekommen. Diese Strategie würde erst nach 17 Jahren Rentenbezug aufgehen: Bei einem regulären Rentenbeginn mit 65 Jahren und elf Monaten wäre der Rentner dann schon fast 83 Jahre alt.
Früh in Rente, nicht im Ruhestand
Auch wer die Altersrente vorzeitig beginnt, kann zusätzlich noch Geld verdienen. Oft ist dies auch notwendig, um über die Runden zu kommen. Denn Frührentner bekommen in jedem Fall weniger Rente als Senioren, die bis zur Regelaltersgrenze durcharbeiten.
Menschen, die vorzeitig in Altersrente gegangen sind, durften vor der Corona-Pandemie nur 6 300 Euro im Jahr hinzuverdienen. War der Verdienst höher, wurde die Rentenzahlung gekürzt. Jetzt dürfen sie 46 060 Euro verdienen – ohne Rentenkürzung. Der Grund: So sollten zunächst einstige Beschäftigte im Gesundheitswesen motiviert werden, wegen der Corona-Pandemie in ihren Job zurückzukehren. Diese Regelung wurde dann auf alle Frührentner ausgeweitet. Sie gilt vorerst bis Ende 2022.
Detlev Davids ist kein Frührentner. Er will weitermachen in seinem Beruf. Gerade ist er 67 Jahre alt geworden.
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Weiterarbeiten? Das sollte man sich von einem Steuerfachmann erklären lassen.
Zumindest wenn der Ehepartner noch Erwerbstätig ist, die Jahre bis zur Rente noch in weiter
Ferne sind.
Dann spielen die Summe aller Einkünfte bei der Zusammenveranlagung eine wichtige Rolle.
HIER wird dann auch ein Teil der Regelrente wieder zur steuerpflichtigen Einkunft.
@mheq: Wir haben im Beispiel zur Rente verschieben die Besteuerung außen vor gelassen. Ein hoher persönlicher Grenzsteuersatz im Jahr der Verschiebung macht die Verschiebung der Steuerlast in zukünftige Veranlagungsjahre (mit einem geringeren Grenzsteuersatz) attraktiver.
Ich meine: Über diese Empfehlung und die Rechnung 20000/98/12 = 17 freut sich zumindest das Finanzamt.
Von 20 000 Euro Rente sind 16 400 Euro zu versteuern, in diesem Falle bei einem Steuersatz von ca. 35...42% (Steuer ca. 6 000 Euro). Von 20 000 Euro verbleiben also nur ca. 14 000 Euro beim Rentenempfänger. Dies ändert die Rechnung: 14000/98/12 = 12, also ergibt sich ein Alter von ca. 78 Jahren (ohne jegliche Rentenerhöhungen) oder von ca. 77 Jahren (bei einer Rentenerhöhung von 2% jährlich), bis die Rechnung aufgeht.
Das ist eine so große Differenz zu den im Artikel angegebenen 83 Jahren, dass sich ein genaueres Nachrechnen lohnt, auch wenn man nicht sehr alt werden will.
Oder habe ich mich hier verrechnet?
Angesichts deutlich verbesserter Zuverdienstmöglichkeiten für viele Rentner aus den unterschiedlichsten Gründen interessant. @M.Tonndorf 24.03.2022 11:37 Uhr: Existenzgründungszuschüsse von der Bundesagentur für Arbeit für Selbständige über 67 Jahre? Aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich.
In Ihrer Welt kommen wieder mal nur Rentner und Angestellte vor. Warum werden die Selbständigen vernachlässigt? Braucht man denen keine Tipps zu geben? Ich habe mich mit 61 nach einem Abfindungsangebot selbständig gemacht und arbeite jetzt mit 68 in Projekten in Teilzeit weiter. Ein Hinweis, wie man z.B. auch in dieser Altersstufe noch einen Existenzgründungszuschuss der BA bekommen kann, wäre für viele der Leser sicher hilfreich!