
© StockFood / S. Eckhardt
Fisch, Fleisch oder Gemüse im Kunststoffbeutel einschweißen, dann bei niedriger Temperatur im Wasserbad gar ziehen lassen – diese Kochmethode heißt Sous vide, und sie liegt im Trend. Ohne Technik läuft dabei nichts. Es gibt spezielle Sous-Vide-Gerätschaften für Perfektionisten. Wir haben Vakuumierer und Garer getestet. Hier erklären wir, wie die Sous-vide-Methode genau funktioniert.
Saftig, zart und auf den Punkt gegart
Butterzart zergeht der Lachs auf der Zunge. Saftig und weich verbreiten sich intensive Noten von Vanille und Zitrone im Mund. Der Fisch hat seine Form und lachstypische Farbe behalten. Ein Gedicht für Augen und Gaumen. Für dieses kulinarische Kunstwerk reichten 20 Minuten Garzeit im Wasserbad, vakuumverpackt bei 46 Grad Celsius. Saftig, zart und genau auf den Punkt gegart – so bekommen den Fisch mit anderen Verfahren nur erfahrene Köche hin. Zu kurz gegart bleibt Lachs innen glasig; zu lange gegart wird er trocken und Eiweiß tritt aus. In der Pfanne oder im Backofen ist der perfekte Punkt innerhalb weniger Minuten verpasst. Mit Sous vide passiert das nicht. Der französische Begriff steht für „unter Vakuum“.

© Ute Friederike Schernau
Das notwendige Equipment: Vakuumierer und Sous-vide-Garer
In der gehobenen Gastronomie gehört Sous vide zum Standard. Längst nutzen auch Hobbyköche die Methode. Dafür schweißen sie Lebensmittel mit Gewürzen oder Marinaden in Plastikbeuteln ein und garen sie dann langsam unter niedrigen und möglichst exakt gehaltenen Temperaturen. Digital regulierte Wasserbäder kontrollieren Temperatur und in der Regel auch die Zeit. So übergart nichts. Die notwendige Ausrüstung besteht aus einem Vakuumierer und einem Sous-vide-Garer. Einsteiger bekommen eine gute Kombination aus beiden ab 150 Euro, wie unsere Tests zeigen.
Vakuumierer und Sous-vide Garer im Test
Um die Luft aus den Sous-vide-Beuteln zu saugen, braucht man ein entsprechendes Gerät. Wir haben sechs Vakuumierer getestet. Vier davon sind gut. Ebenfalls im Test: Sous-vide-Garer. Vier von elf Geräten erhielten die Note Gut.
Video: Sous-vide-Geräte im Test
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Beutel halten Feuchtigkeit im Gargut
Essen aus Plastikbeuteln – das klingt nicht gerade appetitlich. Doch Vakuumieren reduziert die Veränderungen, die Lebensmittel normalerweise aufweisen: Lachs verliert seine Farbe und beginnt zu riechen, Obst und Gemüse färben sich an Schnittstellen braun. Sind die Lebensmittel hingegen in luftdichten Plastikbeuteln verschweißt, laufen diese Reaktionen erheblich langsamer ab, außerdem trocknen Fleisch, Fisch oder Gemüse nicht aus und flüchtige Aromen entweichen nicht.
Auf Temperatur und Zeit kommt es an
Sogar ohne Vakuum funktioniert Garen im Plastikbeutel. Wichtiger sind die Temperatur des Wasserbades und die Garzeit. Ist das Wasser 55 Grad Celsius heiß, gart eine Hochrippe vom Rind zu steakartiger Textur. Herrschen 82 Grad, gerät dasselbe Fleisch deutlich mürber. Der persönliche Geschmack spielt bei der Wahl der Temperatur eine Rolle. Außerdem, wie das Gargut beschaffen ist. Ein vier Zentimeter dickes Steak zum Beispiel ist nach 90 Minuten bei 55 Grad für viele perfekt – und innen noch rosa. Ochsenbacken garen am besten 24 Stunden lang im 68 Grad warmen Wasserbad. Diese Angaben finden Hobbyköche in Gartabellen im Internet oder in Kochbüchern. Die Tabellen geben Richtwerte. Zusätzlich ist Experimentierfreude erforderlich und die Geduld, Gerichte mehrmals auszuprobieren.
Auf den perfekten Punkt garen
Dank niedriger Temperaturen ist es nicht dramatisch, wenn Sous-vide-Päckchen mal länger im Wasserbad liegen als im Rezept empfohlen. Der Inhalt wird nicht heißer als die eingestellte Wassertemperatur. Mit traditionellen Hitzequellen ist perfektes Timing viel wichtiger. Ein gebratener Fisch etwa gart weiter, nachdem er aus der Pfanne genommen wurde. Seine heiße Oberfläche leitet die Hitze nach innen, bis der Fisch eine ungefähr einheitliche Temperatur aufweist. Der Koch muss den Fisch daher aus der Pfanne nehmen, bevor der Kern gar ist, damit er zum Servieren perfekt ist.
Konflikt: Geschmack versus Sicherheit
Bei allen Vorteilen der Sous-vide-Küche bleibt ein Nachteil: Mit den teils niedrigen Temperaturen sterben im Wasserbad nicht alle Krankheitserreger zuverlässig ab. Geflügelfleisch ist vor allem mit Campylobacter belastet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, Fleisch von Federtieren auf mindestens 70 Grad Celsius im Kern zu erhitzen. Andernfalls können Durchfallerkrankungen auftreten.
Tipp: Mehr zum Thema Erreger in unserem Special Keime in Lebensmitteln.
Nach dem Wasserbad kurz scharf anbraten
Das stellt Sous-vide-Köche vor ein Dilemma: Wollen Sie perfekten Geschmack oder auf Nummer sicher gehen? Für rosa Entenbrust zum Beispiel empfehlen Rezepte zwischen 56 und 58 Grad Celsius. Auf 70 Grad erhitzt ist das Fleisch blasser. Fritz Titgemeyer, Professor für Lebensmittelmikrobiologie an der Fachhochschule Münster, empfiehlt für mit niedriger Temperatur gegartes Geflügel: nach dem Wasserbad kurz scharf anbraten. Denn bis zu 40 Prozent des Geflügelfleischs sei mit Campylobacter belastet. Die hohen Temperaturen in der Pfanne töten Erreger auf der Oberfläche ab. Die Keime säßen überwiegend an der Oberfläche des Fleisches. Kulinarisch ist kurzes Braten nach dem Garen kein Fehler. Die Haut einer Entenbrust schmeckt knusprig besser als nur sous-vide-gegart. Auch ein Steak sieht appetitlicher aus, wenn es noch mit einer krossen Kruste versehen wird, nachdem es rosa aus dem Beutel kommt.
Tipp: Braten Sie die Stücke nach dem Wasserbad für einige Sekunden in einer sehr heißen unbeschichteten Pfanne. So bräunt die Oberfläche und es entstehen Röstaromen, das Innere aber bleibt saftig und zart.
Möglichst frisch verzehren
Bei anderem Fleisch als Geflügel sieht Titgemeyer kein vergleichbares Risiko: „Für sie sind alle professionellen Bezugsquellen hygienisch sicher.“ Sous-vide-Gerichte sollten möglichst frisch verzehrt werden. Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Kinder, Senioren sowie Schwangere sollten mit niedrigen Temperaturen gegartes Fleisch dennoch vorsichtshalber meiden.
Gemüse behält Farbe und Geschmack
Sous vide lohnt sich vor allem für Fleisch und Fisch, die den perfekten Garpunkt leicht überschreiten. Die Methode eignet sich aber auch für Gemüse. Möhren, Spargel und Topinambur etwa verlieren so weniger Farbe und Geschmack als während des Kochens im Wasser. Hülsenfrüchte behalten Biss, Form und Aussehen. Sie zerfallen nicht und haben ein nussiges Aroma.
Essen aufbewahren oder mitnehmen
Nach dem Wasserbad müssen Speisen nicht sofort auf den Teller kommen – ausgenommen Geflügel, wie oben beschrieben. Einfach den verschlossenen Beutel im Eiswasser durchkühlen. So halten sich Steaks oder Gemüse mehrere Tage im Kühlschrank oder monatelang im Gefrierfach. Auf diese Weise lassen sich Gerichte vorbereiten. Zur gewünschten Zeit aufwärmen, Beutel aufschneiden, servieren.
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- Der Testsieger unseres Tests von Sous-vide-Garern, der Allpax SVU, hat ein geändertes Innenleben. Der Anbieter darf deswegen nicht länger mit unserem Testsiegel werben....
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- Energie sparen geht auch beim Kochen. Mit geschickten Methoden lassen sich bis zu 40 Prozent Strom sparen. Manche Spezial-Sparkochtöpfe hingegen bringen fast nichts.
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@saxof: Wir nehmen Ihre Nachfrage gerne als Testwunsch auf.
Mit Vakuum-Kochtopfgaren haben wir uns beim Vergleich der verschiedenen energiesparenden Kochmethoden befasst. Diesen Beitrag finden Sie bei Interesse hier: https://www.test.de/Test-energiesparend-Kochen-Was-bringen-Kochsack-und-Kochkiste-6000525-0/
Hallo, warum wird denn nicht gleich ein Vakuum-Kochtopf genommen? Dort entsteht das Vakuum automatisch, ich muss viel weniger nachheizen und einschweißen kann ich mir auch sparen. Leider gibt es den Bach Vakuum-Garer nicht mehr.
@Giselli44: Wir haben Ihnen den erworbenen Testbericht in Ihrem Nutzerkonto freigeschaltet. Dort finden Sie die Antwort auf Ihre Frage und die entsprechenden Testergebnisse zu den Sticks und Tanks.
Bitte loggen Sie sich ein, Sie finden den Testbericht unter "Bezahlte Inhalte". (MK)
Diese ganze Fachsimpelei ist nervig. Ich wollte mir eigentlich ein Gerät kaufen, jedoch finde ich auch hier keine befriedigende Antwort dazu.
Welches Gerät ist denn nun empfehlenswert? Oder ist das ganze eine Bakterienküche, die man sich kauft? Ist denn nun ein klassisches Gerät besser, oder reicht ein Stick für den Privathaushalt?
ich habe schon 2,50€ bezahlt und nun soll ich für eine speziellere Antwort noch mal zahlen?
Kann mir mal einer auf die Sprünge helfen oder sehe ich nicht durch?
Giselli
@klayki: Danke für die Nachfrage. Die 48 °C kann ich aktuell grad nicht mehr finden, stimmt aber in etwa mit
https://www.food.gov.uk/sites/default/files/fs241040execsumm.pdf überein. Dort wird Wachstum bis 45° C gefunden und klare Reduzierung der Keimzahl bei 50 °C. Interessant sind auch Keimreduzierungen bei verschiedenen Temperaturen und Zeiten:
70 °C während 14 Minuten: 2.5 log10-Reduzierung (99.7%)
50 °C während 3 Stunden: 2.5 log10-Reduzierung (99.7%)
52 °C während 2 Stunden: 4.5 log10-Reduzierung (99.997%)
56 °C während 1 Stunde: 7 log10-Reduzierung (99.99999%)
Ein einstündiges Wasserbad bei 56 °C ist also erheblich sicherer als ein 14 minütiges bei 70° C. Persönlich mag ich geschmacklich und vom Mundgefühl her z.B. Pouletbrust bei 62 °C für 1 Stunde. Damit habe ich ein gute Sicherheitsmarge.