
© Sony
Der tragbare Projektor Sony Xperia Touch ist innovativ. Er beamt Apps auf Tische, Wände und Böden, die Programme lassen sich dann auf den glatten Flächen per Fingertipp bedienen. 1 500 Euro kostet der Spaß. Die Multimediaexperten der Stiftung Warentest haben sich den kleinen Beamer angesehen. Unser Schnelltest klärt, ob die Investition lohnt.
Apps auf der Tischplatte
Nette Spielerei oder Zukunftsvision? Der kleine Projektor Sony Xperia Touch läuft mit dem Betriebssystem Android und bildet per Laserlicht Apps auf glatten Flächen ab. Seine Projektion reagiert wie ein Smartphone-Display auf Berührungen. Nutzer tippen auf die Wand, den Fußboden oder die Tischplatte und bedienen so die Menüs und Anwendungen der Apps – das funktioniert dank Infrarotkamera. Auf dem Wohnzimmertisch lässt sich in der Navigations-App die nächste Fahrradtour mit der gesamten Familie planen, das Kochrezept erscheint neben dem Herd auf der Arbeitsfläche. Onlinespiele, Videotelefonie, Filme streamen – das und vieles mehr kann der Beamer.

Auf die Tischplatte tippen und die App steuern: Der Sony Xperia Touch reagiert wie ein Smartphone auf Berührungen. © Stiftung Warentest
Wenige Flächen zeigen ein gutes Bild
Ausgereift ist die Technik allerdings noch nicht. Wir haben bei dem 1 500 Euro teuren Gerät mehr als eine Schwachstelle gefunden. Das erzeugte Bild ist im Vergleich zu herkömmlichen Beamern nicht riesig, die Bildschirmdiagonale liegt in etwa zwischen 60 Zentimetern und 2 Metern. Wenig Spielraum lässt der Beamer seinem Nutzer bei der Wahl der Projektionsfläche. Die sollte weiß und glatt sein. Auf unebenen Wänden, gemusterten Tischdecken oder Teppichen funktioniert die Touch-Bedienung schlecht bis gar nicht. Aber selbst unter idealen Bedingungen kommt es zu Fehlbedienungen: Beim Tippen wird manche Bewegung als doppelte Eingabe gedeutet, so entstehen zum Beispiel Buchstabenwiederholungen beim Klimpern auf der Bildschirmtastatur. Die ist viel größer als eine normale Tastatur – Zehn-Finger-Tippen ade.
Bei Bewegung schaltet der Sony-Beamer einfach ab
Vor allem beim Bedienen von Wandprojektionen gab es im Schnelltest häufig Probleme. Das liegt vermutlich daran, dass die Arme des Nutzers die Infrarotkamera abdecken oder Schatten werfen, die der Kamera das Erkennen der Bewegungen erschweren. Die Touch-Bedienung funktioniert nur auf der kleinsten Projektionsfläche. Größere Flächen lassen sich durch ein Eingabegerät, etwa eine Bluetooth-Maus, bedienen. Zusätzliches Manko: Das Gerät erkennt, wenn es bewegt wird und schaltet dann die Projektion ab. Das ist lästig, wenn man eine Anwendung startet und den Projektor von der Wand wegbewegen will, um ein größeres Bild zu erhalten.
Unscharfe Bilder mit Regenbogeneffekt
Die Bildqualität ist durchwachsen, die geringe Auflösung von 1 366 x 768 Pixel sorgt für unscharfe Darstellungen. Das ist weniger als Full HD, jedes moderne Smartphone bietet deutlich mehr. Unsere Messungen ergaben zudem, dass das Gerät Bilder nur mit geringer Helligkeit überträgt. Sony gibt eine Helligkeit von nur 100 Lumen an, bei unserem Test von Heimkino-Projektoren erreichen die meisten Geräte mehr als 1 000 Lumen. Ein weiterer Nachteil: Bei schnellen Bewegungen zeigt das Bild einen störenden Regenbogeneffekt – an den Kanten des Bildes irritieren dann bunte Farbverläufe.
Der Akku hält nicht lang
Die eingebauten Stereo-Lautsprecher liefern einen dünnen, schwächlichen Ton. Die maximale Lautstärke ist gering, ein Kopfhöreranschluss fehlt dem Gerät. Gespart hat Sony auch an der Länge des sehr kurzen Stromkabels: Wer den Beamer flexibel aufstellen will, muss sich mit einem Verlängerungskabel behelfen. Immerhin lässt sich der Xperia Touch auch per Akku nutzen, der hält aber nur 50 Minuten, wenn Nutzer bei maximaler Helligkeit Youtube-Videos abspielen. Hat das eingeschaltete Gerät nichts zu tun, beträgt die Akkulaufzeit 65 Minuten. Theoretisch taugt der kompakte Projektor mit einer Länge von 13 Zentimetern und einer Breite von knapp 7 Zentimetern zum Mitnehmen, praktisch wiegt er fast ein Kilo und ist dadurch recht unhandlich.
Videotelefonate sind nur im Hellen ansehnlich
Mit dem Beamer ist auch Videotelefonie möglich. Dafür besitzt er am oberen Rand eine 12-Megapixel-Kamera, die bei ausreichend Licht annehmbare Bilder spendiert. Verdunkelt der Nutzer den Raum, um das Projektorbild zu verbessern, nimmt die Darstellungsqualität aber stark ab. Das Datensendeverhalten haben wir auch geprüft, das Gerät überträgt keine kritischen Daten.
Fazit: Mehr Zukunftsmusik als Fernseher-Ersatz
Der Sony Xperia Touch kann einen Fernseher oder Monitor nicht ersetzen. Fürs Heimkino gibt es für weniger Geld bessere Beamer. Das unausgereifte Gerät ist momentan ein teures Spielzeug mit vielen Schwächen. Spannend ist die kleine Zukunftsvision, die Sony mit dem Xperia Touch transportiert.
-
- Gute Beamer gibts schon ab rund 500 Euro, doch mehrere teure verpassen gute Noten. Der Beamer-Test zeigt, auf welche technischen Merkmale es ankommt.
-
- Samsungs Luxus-Phablets der Galaxy-Note-Reihe standen zuletzt unter keinem guten Stern: Das Note 7 ging spontan in Flammen auf, das Note 8 zersplitterte im Falltest....
-
- Selbst wenn Nutzer von Google-Diensten den Standortverlauf deaktivieren, speichert der Konzern ihr Bewegungsprofil. Das zeigt eine Untersuchung der...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.