Die Augen brauchen Schutz vor ultraviolettem Licht. Der muss nicht teuer sein. Käufer sollten allerdings einige Standards kennen, um geeignete Modelle auszuwählen. test.de erklärt, worauf Sie achten müssen.
Sunglasses at night
Ausgerechnet die Sonnenbrille erklärte Corey Hart zum Accessoire der Nacht. Mit „Sunglasses at night“ veröffentlichte der kanadische Sänger 1984 den wohl heute noch bekanntesten Song über die dunklen Augengläser. Nichts spricht gegen Coolness bei Nacht. Da zählen Farben, Formen, Fabrikate. Zumindest am Tag aber muss eine Sonnenbrille auch gesundheitliche Mindeststandards erfüllen.
Mangelnder UV-Schutz kann auf Dauer die Gesundheit gefährden
In der Regel erfüllen in Deutschland verkaufte Sonnenbrillen die Anforderungen, wie Stichproben etwa des Bundesamts für Strahlenschutz zeigen. Doch immer wieder findet die Behörde selbst teure Brillen, deren mangelnder UV-Schutz auf Dauer die Gesundheit gefährden kann.
Unterer Standard: mit CE-Zeichen
Jede Sonnenbrille, die in Deutschland verkauft wird, muss der in der EU gültigen Norm entsprechen – erkennbar am CE-Zeichen auf der Brille. Die Hersteller versichern damit, den europäischen Sicherheitsstandard für persönliche Schutzausrüstung einzuhalten. Die Vorschrift hat aber zwei Schwachstellen: Das CE-Zeichen kann erstens leicht unberechtigt aufgebracht werden, da dafür keine Prüfung durch unabhängige Stellen erforderlich ist. Zweitens beteuert der Hersteller damit nur UV-Schutz für Licht von einer Wellenlänge bis 380 Nanometer.
In einigen Ländern ist UV400-Schutz Pflicht
Schädliches UV-Licht reicht jedoch bis zu 400 Nanometer. Anbieter, die an oder auf der Brille mit dem Hinweis „UV400“ werben, versprechen Schutz auch für diesen Lichtbereich. In anderen Ländern wie beispielsweise in Australien und Neuseeland ist UV400-Schutz der vorgeschriebene Mindeststandard. Bis zu UV480 kann benötigen, wer etwa unter grauem Star oder Netzhautproblemen leidet, bereits eine Augen-OP hatte oder beispielsweise eine Gletscherwanderung plant. Solche Gläser sind aber teuerer.
Tipp: Fragen Sie Ihren Augenoptiker nach UV400-Schutz, wenn dieser nicht auf der Brille angegeben ist. Auch wenn Sie bereits eine Sonnenbrille beim Discounter oder im Urlaub am Strand gekauft haben und der UV-Schutzangabe misstrauen, können sie diese bei vielen Augenoptikern kostenlos überprüfen lassen.
Tönung schützt nur vorm Blenden

Kategorisch. Bei Qualitäts-Sonnenbrillen wird der Grad des Blendschutzfilters oft mit KAT auf dem Bügel angegeben. Nicht jeder Filter hilft bei jedem Wetter.
Nichts mit UV-Schutz zu tun hat der Tönungsgrad einer Brille. Er gibt lediglich Auskunft darüber, wie weitgehend die Sonnenbrille ihren Träger davor schützt, geblendet zu werden. Welche Blendschutzfilterkategorie eine Brille hat, muss der Anbieter angeben. Üblich sind Brillen der Kategorie 0 bis Kategorie 4. Kategorie 3 genügt bereits für sehr sonnige Tage oder Urlaub am Strand.
Tipp: Gegen die starken Lichtreflexionen beim Wassersport oder Skifahren schützt Filterkategorie 4. Diese Gläser verdunkeln allerdings so sehr, dass man damit nicht Auto fahren darf.
Die Hinweise der Augenoptiker zum Blend- und UV-Schutz gelten im Übrigen für alle Sonnenbrillengläser – egal, ob ungeschliffen von der Stange oder individuell angepasst, also mit eingeschliffener Stärke.
Sonnenbrille nicht in der Sonne liegen lassen
Auch wenn sie Sonnenbrillen heißen, sollte man sie nicht über einen längeren Zeitraum an heißen Orten wie im abgestellten Auto hinter der Windschutzscheibe liegen lassen. Wer das tut, riskiert bei Sonnenbrillen genauso wie bei reinen Korrekturbrillen, das sich die Entspiegelungs- beziehungsweise Härtungsschicht der Gläser zu einer „Elefantenhaut“ verformt, die die Sicht trübt. Wer im Hochsommer einen ausgedehnten Strandspaziergang unternimmt, muss sich um seine Sonnenbrille aber keine Sorgen machen.
Gläser in Braun, Grau, Rot, Gelb, Grün
Gängige Tönungen von Sonnenschutzgläsern sind Braun und Grau. Beide verändern die Umgebungsfarben kaum und sind für den Straßenverkehr geeignet. Gläser in Grün, Blau, Rot oder Orange können UV- und Blendschutz bieten, verändern aber Farbeindrücke, Kontrastwiedergabe und das scharfe Sehen.
Tipp: Orangefarbene Gläser können beim Sport im Freien besonders angenehm sein, weil ihr Grünkontrast besonders stark ist. Sie verfälschen allerdings Signalfarben wie Lichter von Verkehrsampeln.
Prüfen, ob die Brille passt
Deutschland importierte 2017 rund 52 Millionen Sonnenbrillen, die nur zu einem Bruchteil im Fachhandel landen. Exemplare von der Stange für ein paar Euro sitzen möglicherweise schlechter, da sie nicht individuell angepasst werden. Sonst ist gegen sie aber wenig einzuwenden, wenn sie den genannten Standards entsprechen.
Tipp: Den UV-Schutz können nur Optiker prüfen, aber drei Tests kann jeder machen. Erstens: Die Scharniere sollten nicht wackeln. Zweitens: Beim Blick durch die Brille sollten sich Gegenstände nicht verzerren. Drittens: Kunststoffglas sollte bei leichtem Druck mit dem Finger nicht nachgeben.
Auf Herstelleradresse achten
Kunden können beim Kauf darauf achten, dass der Sonnenbrillen-Hersteller und seine Adresse auf der Verpackung oder (bei Onlinekäufen) in der Produktbeschreibung genannt sind. Laut Norm muss Sonnenbrillen außerdem ein Merkblatt oder Etikett beiliegen. Darauf warnen seriöse Hersteller vor Gefahren – beispielsweise davor, durch die Brille direkt in die Sonne zu blicken.
Tipp: Manche Hersteller bieten auch eine zusätzliche Qualitätsgarantie für die Haltbarkeit an, etwa für Beständigkeit gegen Schweiß und gegen Verkratzen sowie für erhöhte Schlagfestigkeit.
Dieses Special ist erstmals am 28. Mai 2015 auf test.de erschienen. Es wurde am 13. Juni 2019 aktualisiert. Das Interview wurde unverändert aus test 6/2015 übernommen.