
Beschädigte BP-Solarmodule verlieren ihre Sicherheitseigenschaften durch die zerborstene Frontscheibe.

Solarmodule des Herstellers BP Solar können zum Brandrisiko auf dem Hausdach werden. Defekte Module haben sich erhitzt und bereits Schwelbrände an Dachlatten verursacht. Alle BP-Module, die zwischen 2002 und 2004 produziert wurden, können schadhaft sein. Auf Betreiben von BP Solar haben Installationsfirmen damit begonnen feuergefährliche Photovoltaikanlagen vom Netz abzuklemmen. Insgesamt stehen über 100 000 Solarmodule und Laminate mit einer Nennwertleistung von zusammen 16,5 Megawatt peak unter Schadensverdacht. Wie viele Kunden und Anlagenbetreiber Module mit Brandrisiko auf ihrem Dach installiert haben, konnte BP Solar auch auf Nachfrage von test.de nicht mitteilen.
Sofort an Installationsfirma wenden

Bräunliche Verfärbungen an den Lötstellen sind möglicherweise ein Hinweis auf schleichende Schäden.
Zu Ursachen und Fehlerquelle kann BP Solar noch nichts sagen. Bereits 92 Prozent aller Anlagen mit Brandrisiko seien überprüft worden, teilt das Unternehmen mit. Potenzielle Brandgefahr gehe von allen Modulen und Laminaten aus, die sowohl in wie auf Dächern installiert sind oder im Freiland stehen. Laminate sind Module ohne Rahmen und meist auf dem Innendach montiert. Die Ausfallrate für alle Module gibt BP Solar mit 0,03 Prozent an. Wer eine BP-Solarstromanlage betreibt und bisher keine Informationen oder Termine für Kontrollen erhalten hat, sollte sich umgehend bei der Installationsfirma melden und auch BP Solar informieren. Das Unternehmen hat die Hotlinenummer 0 800 / 2 72 52 72 eingerichtet, die von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 18.00 Uhr besetzt ist.
[Update: 31.08.2006] Inzwischen hat sich BP Solar zur Ursache für die Überhitzung einzelner Anlagen geäußert. Details dazu am Ende der Meldung.
Verfärbungen Indiz für Schäden

Durch zu hohe Temperaturen können die Scheiben komplett zerspringen.
„Es verdichten sich Hinweise, dass rostig aussehende Stellen an Modulen der schleichende Beginn von sicherheitsrelevanten Problemen sind,“ sagt Dr. Jan Kai Dobelmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie (DGS) gegenüber test.de. Beschädigte Module sind nebenstehend abgebildet. Allerdings sind diese Symptome nur aus der Nähe zu erkennen. Dobelmann warnt aber Laien davor, die Anlage zu berühren. „Selbst wenn die Anlage schon vom Netz genommen ist, können zwischen zwei beschädigten Modulen über Rahmen oder feuchte Dachhaut hohe Ströme mit einer Spannung bis zu etwa 800 Volt fließen“, sagt der Experte. Höchste Lebensgefahr für Laien! Die Anlagen sollten nur gemeinsam mit dem Installateur inspiziert werden.
Ausfallgeld für verlorenen Strom

Auch an den Anschlussstellen für Kabel und Dosen von Problemanlagen sind bräunliche Verfärbungen zu finden.
Betreiber der vom Netz getrennten Photovoltaikanlagen erhalten Kompensationszahlungen von BP Solar. Den entgangenen Solarstrom will der Modulhersteller standortbezogen anhand der 20-Jahres-Mittelwert-Tabelle kalkulieren und auf die Anzahl der Module hochrechnen. Monatlich überweist BP Solar nach eigenen Angaben das Geld. Da es für jedes Modul eine Fünf-Jahres-Garantie auf Material und Verarbeitung gibt, müssen Kunden für ersetzte neue Module keine Zusatzkosten befürchten. Ob der Hausbesitzer auch für Abbau, Abtransport und das neu Installieren von Modulen Garantieanspruch hat, hängt vom Vertrag ab, den er mit der Installationsfirma geschlossen hat.
Expertenteams werden aufgestellt
Die ersten Hinweise auf Brandgefahr gibt es bereits seit Mitte Juli. Informiert wurden Hausbesitzer und Betreiber über möglicherweise heißlaufende Module von ihren Installationsfirmen, die wiederum von den Großhändlern benachrichtigt wurden. „BP Solar hat weder betroffene Modultypen mit ihren Seriennummern vollständig veröffentlicht noch hundertprozentig abgesichert, dass alle Anlagenbetreiber über dieses Sicherheitsrisiko informiert werden. Ein solches Verhalten ist undenkbar in anderen Branchen,“ kritisiert Dobelmann. Er verlangt vom Hersteller die Endkunden sofort zu informieren. Nur so könne das Sicherheitsrisiko vollständig beseitigt werden. Inzwischen ist BP Solar dabei, mehrere Expertenteams aus einem Ingenieur, Installateuren und Fachleuten von außen aufzustellen und zu schulen. Sie sollen bei jedem Solaranlagen-Betreiber aufs Dach steigen und die Module genau untersuchen. Einen Starttermin gibt es aber noch nicht.
Im Test: Photovoltaikanlagen
[Update: 31.08.2006] Nach Erscheinen dieser Meldung gestern hat BP Solar gegen über test.de weitere Details mitgeteilt: Ursache für den Defekt einzelner Solaranlagen sei nicht Korrosion an einzelnen Zellen, sondern Probleme mit den Lötstellen der Anschlussdosen, an denen die Drähte in einem Panel zusammen laufen. Außerdem seien nicht alle BP Solar-Module aus den Jahren 2002 bis 2004 betroffen, erklärte ein BP Solar-Sprecher. Weitere Einzelheiten seien allerdings immer noch unklar. Morgen, Freitag, 1. September, werden nach Angaben von BP Solar zunächst in der Süddeutschen und in den folgenden Tagen auch in allen anderen wichtigen Tageszeitungen detaillierte Sicherheitshinweise für die Besitzer von BP Solar-Anlagen erscheinen.
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