
Dächer können mehr sein als Wetterschutz. Auf vielen Dachflächen und an vielen Fassaden ist Platz für eine Solaranlage. Sei es für Solarkollektoren, die warmes Wasser erzeugen und die Heizung unterstützen, oder für Solarmodule zur Stromerzeugung. Umweltschonend und effizient funktionieren beide Varianten. test.de informiert und gibt praktische Tipps. Zum Beispiel, welche Flächen Ihres Hauses sich optimal nutzen lassen – damit Sie Sonnentage künftig noch mehr genießen können.
Warum in Solartechnik investieren?
Allen Klimazielen zum Trotz: Der Energieverbrauch privater Haushalte fürs Wohnen ist in den vergangenen Jahren tendenziell gestiegen. Das Verbrennen von Gas und Öl sowie die Stromproduktion belasten die Umwelt und das Klima. Mit erneuerbaren Energien lässt sich gegensteuern. Bislang geschieht dies aber viel zu wenig. Beispiel: Von Solaranlagen erzeugtes warmes Wasser hat am Energieverbrauch der Privathaushalte im Schnitt bislang nur einen Anteil von weniger als 1,5 Prozent. Fachleute raten, Dachflächen deutlich stärker zur Energiegewinnung zu nutzen.
Welche Möglichkeiten gibt es?
Wer sich für Solartechnik interessiert, muss eine Frage ganz am Anfang klären: Welche Art von Sonnenenergienutzung soll es denn sein? Je nach Lage, Ausrichtung und Form des Gebäudes stehen verschiedene sinnvolle Varianten zur Auswahl:
- Passive Solarenergienutzung am Gebäude: Mithilfe einer pfiffigen Architektur lässt sich mit wenig Aufwand viel bewirken. Wenn die Sonne im Winter tief steht, können große Fensterflächen auf der Südseite jede Menge Wärme einfangen. Moderne Fenster bieten hierfür gute Voraussetzungen.
- Wintergärten: Auch vor das Haus gesetzte Glasanbauten können als „Sonnenfalle“ und „Pufferzone“ vor der Fassade dienen. Wirklich Energie sparen lässt sich hier allerdings nur, wenn sie im Winter nicht beheizt werden.
- Luftkollektoren: Sie nutzen den Glashauseffekt, also das Einfangen von Lichtenergie hinter einer Glasscheibe. Die Wärme lässt sich über eine Lüftungsanlage oder mithilfe einer Wärmepumpe ins Haus holen.
- Solarkollektoren: Für die Warmwassererzeugung und – immer öfter – auch für die Unterstützung der Heizung erfreuen sich thermische Solaranlagen mit unterschiedlichen Kollektorarten und Speichergrößen wachsender Beliebtheit.
- Solarstrommodule: Die Photovoltaik bietet die Chance, Solarenergie direkt in Strom umzuwandeln und diesen ins Netz einzuspeisen.
Tipp: Wie sich mit Solarstromanlagen immer noch gutes Geld verdienen lässt, zeigt unser Special Gute Renditen mit der eigenen Solaranlage.
Gute Gründe, aktiv zu werden
Eigenheimbesitzer haben die Qual der Wahl. Alles zusammen geht nicht – und schon gar nicht alles zur gleichen Zeit. Hier einige Tipps, die bei der Entscheidung helfen können, welches Projekt Vorrang haben soll:
- Überlegen Sie, welche Arbeiten am Haus demnächst anstehen. Wenn das Dach ohnehin saniert werden muss, kann der gleichzeitige Einbau einer Solaranlage besonders günstig sein.
- Falls die Fassade sanierungsbedürftig ist, sollte man sich nicht aufs Ausputzen und Anpinseln beschränken. An südwärts gerichteten Wänden kommen radikale Alternativen in Frage: Alte Fenster entfernen und Teile des Mauerwerks herausbrechen, um so Platz für große Fensterfronten zu gewinnen.
- Muss demnächst die Heiz- oder Warmwasseranlage auf Trab gebracht werden, ist dies der ideale Zeitpunkt, um zugleich eine Solaranlage zu installieren.
Chancen für Zukunftsinvestitionen
Kurz- oder mittelfristig erforderliche Bauarbeiten können zwar ein willkommener Anlass sein, um über den Einsatz erneuerbarer Energien nachzudenken und ihn kostengünstig zu realisieren. Aber Bauherren sollten sich durch diese Chance nicht zu Entscheidungen verleiten lassen, die sie später einmal bereuen. Ein Beispiel: Die Kollektoren fürs Warmwasser werden so ungünstig auf dem Dach platziert, dass für die später geplante Montage von Solarstrommodulen kaum noch Platz ist.
Tipps:
Zukunftsorientiert planen. Denken Sie schon heute darüber nach, wie Sie Ihr Haus in 10 oder 20 Jahren mit Energie versorgen möchten. Lassen Sie sich von Profis beraten, wie ein Gesamtkonzept aussehen könnte. Eine solche Planung wird – abgesehen vom Neubau – kaum kurzfristig zu realisieren sein. Doch mit den richtigen Ideen kann man leichter schrittweise vorgehen. Ohne das Risiko, sich mit kurzsichtigen Maßnahmen etwas zu verbauen.
Solarcheck machen. Nutzen Sie den Eignungs-Check Solar der Verbraucherzentralen. Ein Energieberater ermittelt bei Ihnen zu Hause, ob und wie sich Solarkollektoren oder Photovoltaikmodule optimal einbauen lassen – oder sogar beides. Die Beratung kostet Sie 30 Euro. Auf dieser Basis können Sie Firmen um Kostenangebote bitten und sich nach Fördergeldern erkundigen.
Warmes Wasser und mehr?

Je knapper der Platz auf der sonnenverwöhnten Südseite des Hauses, desto wichtiger ist es, Prioritäten zu setzen. Kollektoren für die Warmwassergewinnung arbeiten mit hohem Nutzungsgrad und benötigen meist nur 4 bis 6 Quadratmeter. Vakuumröhrenkollektoren nutzen kleine Flächen besonders effektiv; hier reichen oft zwei Drittel dieser Fläche.
Tipp: Moderne Heizungsanlagen, sowohl Brennwertgeräte als auch mit Strom betriebene Wärmepumpen, erzeugen Warmwasser nur mit relativ schlechtem Wirkungsgrad. Erhitzt die Sonne über Solarkollektoren das Warmwasser, erhöht dies die Effizienz der Heizanlage. Planen Sie möglichst die Option ein, dass Kollektoren früher oder später zusätzlich auch die Heizung unterstützen können. Für Einfamilienhäuser sind in diesem Fall meist 10 bis 15 Quadratmeter erforderlich.
Photovoltaik jetzt oder später?
Solarstromanlagen beanspruchen deutlich mehr Fläche am Gebäude. Wünschenswert sind 20, 30 oder mehr Quadratmeter für die Solarmodule. Deren Preise sind in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken.
Tipp: Angesichts niedriger Zinsen und gesunkener Preise könnte die Investition derzeit günstig sein. In jedem Fall empfehlen wir gründliche Preisvergleiche bei mehreren Installateuren – und zwar nicht nur bei den ortsansässigen. Die Preisgestaltung hängt unter anderem davon ab, ob der Installateur durch eine Sammelbestellung vieler Module einen attraktiven Rabatt ergattern kann und einen Teil davon in Form günstiger Preise an Sie weitergibt. Ob sich die Investition rechnet, verrät unser Solarrechner. Gehen Sie auf Nummer sicher und wählen Sie Qualitätsprodukte namhafter Hersteller, die verlässlich deren Leistung garantieren. Beauftragen Sie Installateure, die auf jahrelang erfolgreich laufende Referenzanlagen verweisen können.
Mehr Möglichkeiten als gedacht
Bauherren, die gezielt nach Möglichkeiten zur Nutzung der Solarenergie suchen, entdecken an ihrem Haus oft erstaunlich viele Flächen, an denen sich Module und/oder Kollektoren installieren lassen:
- Süddach: Neigt sich ein großer Teil des Daches in südliche Richtung, lassen sich hier nicht nur zahlreiche Photovoltaikmodule installieren, sondern zusätzlich einige Kollektoren für die thermische Nutzung.
- Südost und Südwest: Dächer mit dieser Ausrichtung schmälern die Ausbeute um weniger als 10 bis 20 Prozent.
- Flachdach: Relativ große Flächen und bequeme Montagemöglichkeiten machen auch Flachdächer zu günstigen Standorten für Solaranlagen aller Art.
Tipp: Für die Erzeugung von Solarstrom ist eine Modulneigung von 30 Grad optimal, auch bei 20 bis 50 Grad gibt es kaum weniger Ertrag. Solaranlagen für Warmwasser profitieren oft von stärkerer Neigung – vor allem wenn sie auch die Heizung unterstützen sollen: Sie sollten sich möglichst an der im Winterhalbjahr tief stehenden Sonne orientieren. Im Sommer schadet das nicht, denn dann herrscht ohnehin ein Überangebot an Sonnenenergie.
Auch die Fassade nutzen

Sind die Dächer in Ost-West-Richtung geneigt, bietet sich die gen Süden gerichtete Giebelwand als optimale Fläche an. Zum Beispiel lassen sich winkelförmige Untergestelle anbringen, auf die dann Module oder Kollektoren montiert werden.
Tipp: Nutzen Sie die Nebeneffekte der an der Fassade angebrachten Module und Kollektoren. Sie schützen die Fenster darunter vor Regen und dienen im Sommer als Schattenspender.
Wintergarten, Garage, Carport und mehr

Wintergärten und andere großzügig verglaste Anbauten leiden oft im Sommer unter unerträglicher Hitze. Die beste Problemlösung: Wer statt Glasdach Solaranlagen wählt, spart aufwendige Beschattungstechnik. Auch über Terrassen kann dies sinnvoll sein. Auch die Dächer von Abstellanlagen für Autos bieten sich als Aufstellungsort für Solaranlagen an; sie werden häufig immer größer und sind für Montagezwecke leicht erreichbar.
Tipp: Nicht nur Dächer und Fassaden eignen sich als Standort. Auch Brüstungen von Balkonen oder Terrassen bieten günstige Möglichkeiten. Oder auch die Böschung vorm Haus. Vorteil: Von dort aus lassen sich die Rohrleitungen zum Heizungskeller mitunter besonders leicht und auf kurzem Wege verlegen.
Schaffen Sie Platz für die Sonne!
Ein günstiges Plätzchen für eine Solaranlage bietet sich fast auf oder an jedem Haus. Viele Beispiele beweisen, dass sich die Solartechnik auch architektonisch schön einfügen lässt – als Vorzeigeobjekt.
Dieses Special ist erstmals am 28. Juli 2016 auf test.de erschienen. Es wurde seitdem mehrfach aktualisiert, zuletzt am 28. April 2019.