
Erinnert an Milch, ist aber keine. Sojadrinks sind meist dunkler und schmecken typisch nach Sojabohne. © plainpicture / amanaimages
Sie sind die Nummer eins der Milchalternativen und gelten als gesund. Doch jeder dritte Sojadrink im Test ist mangelhaft. Das liegt an Nickel, Chlorat und einem Keim.
Testergebnisse für 15 Sojadrinks 08/2018
Pflanzlich, reich an hochwertigem Eiweiß, cholesterinfrei – diesen Eigenschaften verdankt Soja seinen guten Ruf. Wer sich gesund ernährt und Abwechslung schätzt, greift auch zu Sojalebensmitteln. Drinks auf Sojabasis machen laut dem Marktforschungsinstitut Nielsen etwa 40 Prozent aller verkauften Milchalternativen aus. Der Markt boomt: Der Gesamtumsatz stieg 2017 um rund 19 Prozent.
Im Test schneidet knapp jeder zweite Sojadrink gut ab. Doch das Super-Image der Bohne ist angekratzt. Für 5 der 15 Drinks heißt es: Mangelhaft. Gründe sind Schadstoffe und ein Keim. Wir wählten verkaufsstarke Sojadrinks der Geschmacksrichtung Natur – mit und ohne Kalziumanreicherung: Marken wie Alpro, Handels- und Drogeriemarken, ein Getränk aus einem Asiamarkt. Und wir fragten alle Anbieter, woher sie die Sojabohnen beziehen (Wo die Sojabohnen herkommen).
Testsieger ist der Bio Soja Drink von Berief, einem Hersteller aus Beckum in Nordrhein-Westfalen, der sich auf pflanzliche Lebensmittel spezialisiert hat. Marktführer Alpro aus Belgien bietet drei gute Produkte an: zwei Alpro-Drinks und die Marke Provamel. Er ist ebenso Hersteller des guten Sojagetränks von Lidl (Testergebnisse Sojadrinks).
Unser Rat
Testsieger ist der Bio Soja Drink von Berief für 1,29 Euro pro Liter. Er wird ohne Kalziumzusatz angeboten – so wie der ebenfalls gute Drink Provamel Soya (1,99 Euro), eine Marke von Alpro. Marktführer Alpro überzeugt auch mit guten kalziumangereicherten Produkten, darunter Alpro Soya Light für 1,89 Euro. Den günstigsten guten Sojadrink im Test bietet Discounter Lidl (95 Cent) an.
dm-Sojadrink vom Markt genommen
Mangelhaft heißt es für den Sojadrink von dm: Er entpuppte sich als ungenießbar. Ursache war der Keim Cellulosimicrobium cellulans. Er gilt als sehr stoffwechselaktiv und kann Nährstoffe zu neuen Verbindungen umbauen – bei sensiblem Darm könnten diese zu Unwohlsein führen. Vom Verzehr raten wir ab. Wir informierten dm während der Testphase über den Fund. Der Anbieter nahm die Charge im April aus dem Verkauf (siehe unsere Meldung Sojadrink von dm im Test).
Chlorat im Drink aus dem Asiamarkt
Auch Chlorat war ein Problem. Wir fanden es in gesundheitlich bedenklicher Menge in der Drinho Soya Bean Milk aus dem Asiamarkt. Ursache könnte gechlortes Wasser sein, das zum Desinfizieren in der Verarbeitung zum Einsatz kam. Drinho enttäuscht auch im Rückverfolgbarkeitscheck: Nur bei ihm blieb die Herkunft der Bohnen unklar.
Etliche Bio-Drinks mit Nickel belastet
Sechs der Sojadrinks waren stark bis sehr stark mit Nickel belastet. Alle tragen ein Biosiegel. In drei wiesen wir hohe Gehalte nach, wie sie uns in Lebensmitteltests bisher nicht begegnet sind. Nickel lässt sich nicht einfach aus dem Verkehr ziehen. Die Sojapflanze nimmt das Schwermetall aus dem Boden auf und speichert es. Auch über Produktionsprozesse und Luftverschmutzung kann es in Lebensmittel gelangen.
Sojaerzeugnisse enthalten mehr Nickel als andere Produktgruppen, belegen Zahlen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Sojaflocken, -grieß und -mehl sind stärker belastet als unverarbeitete Bohnen und Tofu. Versuche mit Mäusen zeigten: Hoher Nickelverzehr schadet der Fortpflanzungsfähigkeit.
Bereits ein Glas liefert zu viel Nickel
Die höchsten Nickelgehalte fanden wir in den Bio-Drinks von Aldi Süd, Edeka und Natumi. Trinkt etwa ein 60 Kilo schwerer Erwachsener davon einen Viertelliter, nimmt er mehr Nickel auf, als pro Tag für ihn ein Leben lang gut wäre: Er überschreitet die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 2,8 Mikrogramm Nickel pro Kilo Körpergewicht. Diesen Wert hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit berechnet. Mehr als die Hälfte davon schöpft er mit den Drinks von Allos, Alnatura und Netto Marken-Discount aus. Die Hersteller sollten die Nickelgehalte besser überwachen.
Das bedeuten die Funde für Allergiker
„Die orale Nickelaufnahme mit der Nahrung kann bei hoch Sensibilisierten zu einem Ekzem führen“, sagt Axel Schnuch vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken in Göttingen. „Da aber die wenigsten derart stark sensibilisiert sind, tritt das eher selten ein.“ Nickelallergiker müssen sich seiner Meinung nach nicht in ihrer Ernährung einschränken.
Menschen, die auf Sojaeiweiß allergisch reagieren, sollten Sojaprodukte jedoch grundsätzlich meiden. Auch Birkenpollenallergiker reagieren häufig auf Soja.
Für alle anderen Verbraucher sind 7 der 15 Sojadrinks im Test eine gute Wahl. Sie enthalten keine bedenklichen Mengen an Schadstoffen, sind gut im Geschmack und liefern wertvolle Nährstoffe. Ein Glas Sojadrink liefert fast so viel Eiweiß wie Vollmilch (Vergleich purer Sojadrink und Milch siehe Grafik unten). Getränke auf Basis von Getreide oder Nüssen schaffen das nicht.
Vorteil für Sojadrink mit Kalzium

Mit einem Schuss Soja. Viele Cafés bieten Getränke mit Soja an. Eiskaffee mit „Sojamilch“ ist einen Versuch wert. © iStockphoto
Wir bewerteten, ob 0,25 Liter Sojadrink eine geeignete Zwischenmahlzeit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind: im Punkt ernährungsphysiologische Qualität. Da Soja von Natur aus kaum Kalzium mitbringt, schneiden die Drinks mit Kalziumzusatz tendenziell besser ab. Ein Glas von ihnen deckt etwa ein Drittel des Tagesbedarfs an Kalzium eines Erwachsenen. Mit oder ohne Kalzium – mehrere Drinks gibt es in beiden Varianten. Wir wählten die aus, die unseren Recherchen nach häufiger im Laden zu finden ist. Vor allem für Veganer sind angereicherte Sojadrinks die bessere Wahl.
Tipp: Gentechnik und Co. In unseren FAQ Soja finden Sie Antworten zu noch mehr Fragen zu Soja.
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- Bis zu jede dritte Krebserkrankung lässt sich auf ungünstige Ernährung und zu wenig Bewegung zurückführen, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Übergewicht...
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- 18 Haferdrinks haben wir für Sie getestet. 14 schneiden gut ab, 11 davon tragen ein Biosiegel. Schadstoffe in nennenswertem Umfang fanden wir nur bei einem Drink.
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Lidl Milbona Bio Organic Soja Drink wird ersetzt durch VEMONDO BIOSOJA (NEUE REZEPTUR).
Hersteller ist weiter Sojinal.
- der Zuckeranteil ist erhöht
- der Eiweißanteil ist reduziert
- das Calcium aus Meeresalge verschwindet aus der Zutatenliste
Schade. Eine Preiserhöhung bei gleicher Qualität wäre mir lieber.
Das Produkt verschwindet somit leider von meiner Einkaufsliste.
@nils1896: Wir haben Ihre Anregung an das zuständige Planungsgremium weitergeleitet. (cr)
... leider geht es in dem genannten Test nicht darum, welche Alternativem am gesündesten ist. Soja wird nur einmal kurz erwähnt und festgestellt, dass der Anbau ähnlich wenig Wasser benötigt wie beim Hafer. Das hilft mir noch nicht so richtig weiter... ;-) Vielleicht wäre das Mal eine Idee für einen Artikel im Heft.
@nils1896: Einen Vergleich der Milchalternativen finden Sie in unserem Test der Haferdrinks, VÖ 5/2020: https://www.test.de/Haferdrinks-im-Test-Drei-schmecken-sehr-gut-5602858-0/
(bp)
Ich finde in diesem Artikel den Vergleich zwischen Sojadrinks und Vollmilch sehr interessant. Aber wie sieht es im Vergleich zu anderen Ersatzprodukten aus. Also Hafermilch, Mandelmilch etc.
Würde gerne wissen, welcher Milchersatz am "gesündesten" ist.