Sojadrink von dm im Test Nicht zum Verzehr geeignet

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Sojadrink von dm im Test - Nicht zum Verzehr geeignet

Auffällig: Der Soja Drink Calcium von dm mit Mindest­halt­barkeits­datum 18.01.2019 zerfällt in zwei Schichten. © Stiftung Warentest

Labor­analysen der Stiftung Warentest haben ergeben, dass sich der Soja Drink Calcium der dm-Eigenmarke „dm Bio“ mit dem Mindest­halt­barkeits­datum 18.01.2019 nicht zum Verzehr eignet: Alle Proben im Test zerfallen in zwei Schichten – einen klumpigen Boden­satz und eine wäss­rige obere Schicht. Schuld ist die sehr hohe Belastung mit einem Keim. Wie gesund­heits­kritisch das ist, ist unklar. Die Drogeriemarkt­kette hat sofort reagiert, die betroffenen Getränke aus den Regalen genommen und ihre Kunden informiert.

Über­raschende Befunde beim Soja Drink Calcium von dm Bio

Mitten in der Unter­suchung für unseren Test von Sojadrinks stellte sich heraus, dass alle von uns einge­kauften Packungen des Soja Drinks Calcium der dm-Eigenmarke „dm Bio“ in zwei Schichten zerfielen – Chemiker sprechen auch von „Phasen“: Kurz nach dem Einschenken wurde sicht­bar, dass die Konsistenz deutlich verändert war. Die Getränke teilten sich im Glas in einen klumpigen Boden­satz aus geronnenen Partikeln und eine wäss­rige, leicht gelb­liche obere Schicht. Die Lebens­mittel­chemikerin Julia Schwietering von der Stiftung Warentest sagt: „Wenn sich ein Sojadrink so stark verändert, dann stimmt etwas nicht.“ Fünf der auffälligen Proben wurden darauf­hin mikrobiologisch untersucht; in ihnen wurde eine sehr hohe Belastung mit einem Keim fest­gestellt. Betroffen sind Produkte mit dem Mindest­halt­barkeits­datum 18.01.2019.

Gut zu wissen

Ein sehr leichter und feiner Boden­satz ist bei Sojadrinks, die keine zugesetzten Emulgatoren enthalten, nicht unüblich.

„Mikrobielle Abweichung“

Der Befund über­rascht. Denn laut Deklaration ist der Sojadrink ultra­hoch­erhitzt. Das bedeutet: Er müsste für wenige Sekunden auf Temperaturen bis 150 Grad erhitzt worden sein, um Keime abzu­töten. Die Lebens­mittel­chemikerin Julia Schwietering, die für die Unter­suchung der Stiftung Warentest zuständig ist, sagt: „Offensicht­lich ist es bei der Herstellung nicht gelungen, das Bakterium im Drink unschädlich zu machen oder danach ist noch etwas schief gelaufen.“ dm schreibt in seiner heute Mittag veröffent­lichten Information für Verbraucher, dass in vereinzelten Packungen eine sensorische Abweichung fest­gestellt worden sei, die „auf eine mikrobielle Abweichung zurück­zuführen ist“. Hier­durch könne sich die Konsistenz des Produkts stark verändern, was sich zum Beispiel durch eine Ausflockung oder Phasentrennung zeige.

Infektions­risiko durch Keim aus Lebens­mitteln nicht belegt

Der im Labor der Stiftung Warentest nachgewiesene Keim heißt Cellulosimicrobium cellulans oder Nocardia cellulans; er kommt typischer­weise in der Umwelt vor – als Lebens­mittel­keim ist er den Testern bisher nicht bekannt. Der Keim gilt als äußerst stoff­wechsel­aktiv und kann Fette, Eiweiße und Zucker zu neuen chemischen Verbindungen umbauen; somit ist es nicht auszuschließen, dass auch Stoffe entstehen, die bei sensiblem Darm zu Unwohl­sein führen könnten. Das ist unerfreulich, denn der Sojadrink ist als „laktosefrei“ und „glutenfrei“ ausgelobt und somit attraktiv für Menschen mit Laktoseun­verträglich­keit oder Zöliakie, einer chro­nischen Entzündung der Darm­schleimhaut. Hinweise darauf, dass der gefundene Keim bei Aufnahme durch ein Lebens­mittel zu Infektionen führt, gibt es nicht. Die wissenschaftliche Literatur beschreibt lediglich seltene Fälle: Dabei haben sich Immun­geschwächte zum Beispiel über eine Wunde an der Eintritts­stelle von zentralen Venen­kathetern infiziert.

Keimbelastung deutlich über Richt­wert

In drei der fünf belasteten Proben über­schritt die Keim­anzahl die durch­schnitt­lichen Richt­werte für derartige Keime, in zwei Fällen sogar deutlich. Richt­werte speziell für Sojadrinks gibt es nicht. Die Tester stützen sich bei ihrer Unter­suchung auf die Richt­werte für sensible Lebens­mittel der Deutschen Gesell­schaft für Hygiene und Mikrobiologie.

dm hat Getränke aus dem Verkauf genommen

Die Stiftung Warentest hat aus Gründen des vorsorgenden Verbraucher­schutzes ihre Test­ergeb­nisse unver­züglich der Drogeriekette dm mitgeteilt; dm hat darauf­hin nach eigenen Angaben die Drinks mit dem betreffenden Mindest­halt­barkeits­datum „wegen Qualitäts­abweichung“ aus dem Verkauf genommen und seine Kunden heute auf der Home­page dm.de und per Aushang in den Filialen informiert.

Kunden können Sojadrinks zurück­bringen

Wer die betroffenen Drinks zu Hause in der Vorrats­kammer hat, sollte das Mindest­halt­barkeits­datum prüfen; dm bietet seinen Kunden an, Produkte mit dem Mindest­halt­barkeits­datum 18.01.2019 in die dm-Filialen zurück­zubringen – laut Presse­mitteilung ist dies sogar dann möglich, wenn sie „bereits angebrochen“ sind. Bei Rück­fragen können sich Kunden auch unter der Nummer 0800 / 365 8633 an das dm-Service Center wenden oder eine E-Mail an servicecenter@dm.de schreiben.

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Ahli am 10.04.2018 um 23:50 Uhr
Keimbelastete Sojamilch

Wer kommt für den Schaden im Zusammenhang mit dem Zurückbringen der verkeimten Ware auf (Zeitaufwand, Fahrtkosten usw.)?
Wieder ist der Verbraucher der Dumme und der Handel fein raus. Rechtsstaatlichkeit????